Ernte 2021 Sachsen: Doch nur unterm Schnitt

Torsten Krawczyk, Erntekönigin Wiebke und Wolfram Günther lassen sich von Andreas Graf (v. l.) über den Lavendelanbau informieren. (c) Karsten Bär
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Sachsens Landwirte haben weniger geerntet als erhofft. Enttäuscht sei man dennoch nicht, konstatierte Bauernpräsident Torsten Krawczyk bei der Erntebilanz, zu der SLB und Agrarministerium eingeladen hatten.

Noch ist sie nicht überall in Sachsen vollständig eingefahren, doch so viel steht fest: Die Ernte 2021 fällt eher unterdurchschnittlich aus. „Wir hatten hohe Erwartungen, die aber nicht erfüllt wurden“, so Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk. „Aber die Ernte ist auch nicht enttäuschend.“ Am Freitag, den 24. September, zog Krawczyk gemeinsam mit Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) bei der Agrargenossenschaft See bei Niesky eine erste Bilanz der Ernte.

Besondere Situation Erzgebirge

Der Bauernpräsident verwies auf gute Niederschläge im vergangenen Herbst und auf ein kühles Frühjahr, was erfahrungsgemäß gute Ernten begünstige. Doch weder dies noch der Sommer, der laut Deutschem Wetterdienst als „zu warm“ gilt, hätten sich entsprechend ausgewirkt. Lediglich die Wintergerste hätte davon profitiert und in Sachsen einen Ertragsrekord von 77 dt/ha gebracht. Dies sei 12 % mehr als im Vorjahr, so Krawczyk.

Hingegen enttäuschte der Winterweizen (71,9 dt/ha, – 7 %) nicht nur hinsichtlich des Ertrages, sondern auch bei der Qualität. Der Roggen fiel deutlich ab (46,9 dt/ha, – 23 %). Der Winterraps brachte mit nur 28 dt/ha das schlechteste Ergebnis seit Jahren, mit dem Sachsen auch im deutschlandweiten Vergleich ganz hinten liegt. Ein Umstand, den Krawczyk mit Sorge zur Kenntnis nimmt. Raps sei eine wichtige Kultur für die Fruchtfolge, als Eiweißfuttermittel und auch als Bienentracht. Er hoffe, dass der Anbau nicht weiter einbricht, so der Präsident.

Eine besondere Situation herrschte den Worten Krawczyks zufolge im Erzgebirge, wo Ende voriger Woche nach Schätzung des SLB noch bis zu 20 % des Getreides auf dem Halm standen. Die Witterung habe zur Verpilzung des Getreides geführt, große Teile hätten bereits auf dem Halm zu keimen begonnen. Die Strohbergung gestaltete sich unter den Bedingungen schwierig. Die Ernte sei ausschließlich als Futtergetreide zu verwerten.

Lichtblick: Anziehende erzeugerpreise

Lichtblick für die sächsischen Landwirte sind die anziehenden Erzeugerpreise (Bauernzeitung 37/2021, S. 12), die sich allerdings nicht für Erntemengen realisieren lassen, die in Vorkontrakten zu geringeren Preisen gebunden wurden, so der Präsident. Angesichts der unter dem Verbrauch liegenden Erntemenge sei er jedoch optimistisch, dass das Hochpreisniveau zumindest bis zur nächsten Ernte erhalten bleibe. Kehrseite seien die hohen Futtermittelpreise, die die Tierhalter belasten. Dies zeige, wie wichtig diversifizierte Betriebe seien, die solche Preisgefälle ausgleichen können.

Agrarminister Wolfram Günther hob auf die verstärkten Witterungsschwankungen ab, die die Landwirtschaft zunehmend treffen. Nach drei schweren Dürrejahren habe man wieder ein eher normales Jahr erlebt. Erfreulich sei, dass sich die Bodenwasserversorgung wieder etwas verbessert habe. Allerdings hätte sich die Hoffnung auf ein besonders gutes Jahr nicht erfüllt.

Die deutlich hervortretenden Herausforderungen seien nur im Gesamtpaket zu bewältigen. Günther nannte hier zum einen die Mehrgefahrenversicherung, bei der man mit dem Bauernverband und der Versicherungswirtschaft an einer Lösung arbeite – und dabei auch noch einige Schwierigkeiten zu überwinden habe.

Zum anderen verwies er auf Maßnahmen wie angepasste Bodenbearbeitung und die Schaffung von Strukturen in der Agrarlandschaft, die helfen könnten, die Klimawandelfolgen abzumildern. Sachsen arbeite in diesem Zusammenhang auch an einer Wasserstrategie, in der auch die Verbesserung des „Schwammverhaltens“ der Landschaft eine Rolle spiele, um kurzfristige heftige Niederschläge besser für länger anhaltende Trockenperioden speichern zu können.


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gesellschaftlicher wunsch nach extensivierung

Auch als eine Reaktion auf die veränderten klimatischen Bedingungen hat der Gastgeber der diesjährigen Erntebilanz eine komplett neue Kultur in Anbau genommen. Im Rahmen einer Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) baut die Agrargenossenschaft See seit dem Vorjahr auf drei Hektar Lavendel an. Die trockenheitstolerante mehrjährige Pflanze soll eine Alternative auf den schwachen Standorten sein. Sie ist die Grundlage für regionale Produkte wie Lavendelöl und Lavendelhonig, die die Agrargenossenschaft direktvermarktet.

Bei den klassischen Kulturen bestätigte Vorstandsvorsitzender Andreas Graf die Tendenz des sächsischen Ernteergebnisses. Die Erträge in seinem Betrieb lägen leicht unter dem Durchschnitt. Der Weizen habe 51 dt/ha gebracht, der Roggen 37,7 dt/ha. Winterraps liege mit 25,6 dt/ha nah am sächsischen Schnitt, wie Graf lakonisch anmerkte.

Der Silomais, der für die Futtererzeugung für das Milchvieh angebaut wird, sähe hingegen gut aus. Bei den Erträgen und gleichzeitig steigenden Kosten stelle sich die Frage, ob eine nachhaltige Landbewirtschaftung auf Dauer noch möglich sei. Durchaus vorstellen könne er sich, dem gesellschaftlichen Wunsch nach Extensivierung oder teilweiser Stilllegung der Produktion nachzukommen. Dies müsse jedoch honoriert werden, betonte der Vorstandsvorsitzende.

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