Neue Auszubildende und 5G-Mobilfunk auf dem LVG Köllitsch
Wie kommt eine junge Frau aus Mecklenburg in die nordsächsische Elbaue? Ein wenig – so viel sei schon verraten – hat auch die Bauernzeitung damit zu tun. Das gibt es Neues bei unserem Praxispartner in Sachsen, dem LVG Köllitsch.
Seit 1. September erlernt Emma Rotermann im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch den Beruf der Tierwirtin. Die 18-Jährige stammt aus der Nähe von Wismar, ging in Neukloster zur Schule und machte dort Abitur. Dass es danach in die Landwirtschaft gehen sollte, stand schon lange fest. „Mit sechs habe ich meine ersten Gänse gehalten“, erzählt Emma. Später kamen auch noch Hühner hinzu. In mehreren Praktika und in der Ferienarbeit lernte sie die Landwirtschaft hautnah kennen.
„Tiere waren schon immer mein Ding“, sagt die junge Frau. Vor allem eine Art hat es ihr angetan: In den vergangenen Sommern nahm sie ein paar Schafe, darunter teils auch Flaschenlämmer, aus einem ihrer Praktikumsbetriebe in ihre Obhut und betreute sie während der Weidesaison auf dem elterlichen Grundstück. Das führte zum Wunsch, Schäferin zu werden – und (fast) geradewegs nach Köllitsch.
In der Bauernzeitung, die ihr Vater als Landwirt bezieht, las sie davon, dass im Vorjahr im LVG Köllitsch eine neue Schäferauszubildende, Jessica Unger, ihre Lehre begonnen hat. Sie bewarb sich im LVG, bekam aber statt der erhofften Schäferlehrstelle, die der Betrieb in diesem Jahr nicht vorgesehen hatte, ein anderes Angebot. Ein Ausbildungsplatz als Tierwirtin der Fachrichtung Rinderhaltung stehe bereit, hieß es. „Ich hatte zwar durch ein Praktikum bei der Rinderallianz auch schon mit Rindern zu tun, war aber eigentlich auf Schafe orientiert“, schildert Emma den Zwiespalt, in dem sie sich befand. Sie entschied sich nach gründlichem Abwägen dann doch für die Ausbildung zur Rinderwirtin in Köllitsch. „Und ich habe es nicht bereut“, sagt sie. Denn im LVG lernt sie neben der Arbeit mit den Rindern auch die mit Schweinen und Schafen kennen. „Dass man hier im Betrieb so vielseitig ist und mehrere Tierarten hält, hat mir gut gefallen“, gibt Emma zu verstehen. Derzeit ist sie im Schweinestall im Einsatz. Im Dezember dann, wenn die Ablammsaison beginnt, ist der Schafstall dran.
Mit dem Abitur in der Tasche hatte die junge Mecklenburgerin die Chance, gleich ins zweite Lehrjahr einzusteigen. In der Berufsschule in Wurzen fühlt sie sich gut in die Klasse aufgenommen. Und auch in Köllitsch, wo sie, wie auch fünf andere Auszubildende des Betriebes, im Lehrlingswohnheim ihre Unterkunft hat, hat sie sich gut eingelebt. „Es war anfangs schon eine Umstellung, aber ich fühle mich wohl“, sagt sie.
Neues gibt es aus Köllitsch auch als Erprobungsstandort für die digitale Landwirtschaft zu berichten. Im Rahmen eines Fachtages ist am Montag voriger Woche das erste landwirtschaftliche 5G-Campusnetz Deutschlands offiziell in Betrieb genommen worden. 5G ist der neue Mobilfunkstandard, der Grundlage für das sogenannte „Internet der Dinge“ ist. Er ermöglicht die Kommunikation zwischen Maschinen, Sensoren und Datenclouds. Und dies mit Datenübertragungsraten von bis zu 10 Gbit/s und in Echtzeit. Als Campusnetz wird ein exklusives Mobilfunknetz bezeichnet, das in einem definierten lokalen Bereich einem bestimmten Anwenderkreis zur Verfügung steht. Eine solche Lösung ermöglicht es, 5G zu nutzen, bevor die großen Telekommunikationsanbieter ihr Netz flächendeckend ausgebaut haben. Grundlage für das Köllitscher Campusnetz sind eine stationäre und eine mobile Funkanlage sowie die Zuteilung des Frequenzbereiches durch die Bundesnetzagentur. Das 5G-Campusnetz ist Teil einer Kooperation des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit der Technischen Universität Dresden und dem Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) und gliedert sich in das vom Bund geförderte Experimentierfeld „Landnetz“ ein.
Eine Anwendungsmöglichkeit für das 5G-Campusnetz, die in Köllitsch getestet werden soll, wird die zielgerichtete Düngung von Pflanzenbeständen sein. Dabei ermittelt eine Drohne, die dem Traktor und Düngerstreuer vorausfliegt, mittels Multispektralkamera kleinflächig den Düngebedarf und teilt diese Information mit dem Düngerstreuer, der den Dünger dann bedarfsgerecht appliziert.
Parallel zur Erprobung der Anwendungen wird die Mobilfunkstrahlung des Campusnetzes kontinuierlich per Messung überwacht. In einem Fachvortrag während der Inbetriebnahme verdeutlichte Peter Gamer, Experte für Immissionsschutz beim LfULG, dass von 5G-Mobilfunkstrahlung keine gesundheitlichen Belastungen zu erwarten seien. Die Strahlung erreiche dauerhaft lediglich Bruchteile der anhand wissenschaftlich belegbarer Nachweise festgelegten Grenzwerte. Ersten Messungen zufolge gilt dies auch für das 5G-Campusnetz in Köllitsch.
Passend zum Thema
„5G bis zur letzten Milchkanne“
Robotik, automatisierter Datenaustausch und Mobilfunk-Campusnetze – neue digitale Anwendungen sind dabei, in der landwirtschaftlichen Praxis Fuß zu fassen. Sie versetzen den Landwirt in die Lage, viele Herausforderungen zu meistern. mehr