Qualzucht: An den Haaren herbeigezogen
Wegen angeblicher Qualzucht zeigte die vegane Tierrechtsorganisation PETA auch Thüringer Schäfer an. Erwartungsgemäß stellte die Staatsanwaltschaft nun die ersten Verfahren ein.
Von Birgitt Schunk
Die Staatsanwaltschaft Meiningen hat die ersten Ermittlungsverfahren gegen Thüringer Merinozüchter eingestellt. Die vegane Tierrechtsorganisation PETA hatte im April dieses Jahres insgesamt 32 Schafzüchter aus Thüringen und Bayern öffentlichkeitswirksam angezeigt. Ihnen zur Last legen wollten die Tierhaltungsgegner „Vergehen nach dem Tierschutzgesetz“. PETA behauptete, das Züchten von Merinoschafen gleiche einer Qualzucht.
Peta stellt verbindung zu Mulesing her
Ermittelt wurde auch gegen Jens-Uwe Otto. Der Südthüringer Schäfermeister steht dem Landesschafzuchtverband vor. Otto hatte mit der Einstellung des Verfahrens gerechnet. Denn die PETA-Anschuldigungen waren an den Haaren herbeigezogen: Danach litten Merinoschafe zuchtbedingt unter übermäßigem Wollwachstum und hätten keinen natürlichen Fellwechsel mehr. Infolgedessen würden die Tiere regelmäßig der Schur ausgesetzt, hätten so Angst, Panik und blutende Schnittwunden. Es würden sogar Hautfalten herangezüchtet, um die Oberfläche zu vergrößern, damit mehr Wolle gewonnen wird, hieß es.
PETA stellte eine Verbindung zum sogenannten Mulesing her, bei dem die Haut rund um den Schwanz ohne Betäubung entfernt wird, um den Befall mit Fliegenmaden zu verhindern.
Ermittlungsverfahren ist eingestellt
Otto, der selbst Merinolandschafe züchtet, stellte klar: „Wir züchten keine Falten, solche Fälle stammen aus Australien.“ In Deutschland sei eine solche Faltenbildung ein Ausschlusskriterium für die Zucht. Das Mulesing sei hierzulande zudem verboten. Das sehen offenbar auch die Ermittlungsbehörden so. „Es gibt bei den Schafen keine erhöhte Faltenbildung, auch das Mulesing wird nicht praktiziert – das Verfahren ist eingestellt“, erklärte Oberstaatsanwalt Jochen Grundler auf Nachfrage. Im Zuge der Ermittlungen habe das zuständige Veterinäramt bestätigt, dass es keine derartigen Verstöße in der Vergangenheit gab.
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Kampagne auf Kosten der Schäfer
Gleichwohl die Sache für den Thüringern Zuchtverbandschef jetzt erledigt ist, regt es ihn nach wie vor auf: „Schlimm genug, dass sich Staatsanwaltschaft, Behörden und Polizei sinnloserweise mit so etwas beschäftigen müssen“, sagt er. Auf Kosten der Schäfer sei versucht worden, eine Kampagne zu fahren. „Da setzt jemand wie PETA einfach Vorwürfe in die Welt. Und dann kommt eine Maschinerie in Gang.“
Bei zwei von vier Thüringer Schäfern, die im Frühjahr eine Anzeige auf den Tisch bekamen, sind die Verfahren bereits eingestellt. Wie Oberstaatsanwalt Jochen Grundler auf Nachfrage bestätigte, hatte PETA zwischenzeitlich die Anzeigen zurückgenommen. Das hatte aber keinen Einfluss mehr. Denn da waren die Ermittlungen mit ihrem klaren Ergebnis schon geführt.