Schäfer: „Wir lassen nicht locker!“

Geehrt und wiedergewählt: Der jüngst mit dem Naturschutzpreis ausgezeichnete Knut Kucznik steht weiter dem Schafzuchtverband vor.
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Ausstehende Gelder für den Herdenschutz sorgen für Unmut unter den Schäfern. Dies wurde auf der Versammlung des Schafzuchtverbandes am Freitag in Altlandsberg deutlich. Außerdem gab es einen Rückblick auf zwei Jahre Arbeit.

Von Wolfgang Herklotz

„Das Konzept zur Lösung des Problems Wolf hat nicht funktioniert. Wir haben der Landesregierung vertraut, und nun lässt sie uns im Regen stehen!“ Harsche Worte aus dem Mund von Knut Kucznik, dem Vorsitzenden des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg, auf dessen Mitgliederversammlung am Freitag vergangener Woche in der Erlengrundhalle von Altlandsberg.

Auf dem Gelände vor der Halle fand vor wenigen Wochen das Landesleistungshüten statt, nun traf sich hier der Berufsstand, um über aktuelle Probleme zu beraten und Bilanz zu ziehen. Thema Nummer eins: die ausstehenden Gelder für die Schutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe und die damit verbundene aufwendige Unterhaltung. Insbesondere für die Anschaffung und Versorgung der Herdenschutzhunde müssen Schäfer tief in die Tasche greifen, doch die versprochene Erstattung der Kosten steht nach wie vor aus. Das sorgt für großen Unmut, wie Kucznik betonte.

Wolfsprävention: Kompliziertes Verfahren

Dabei schien vor Monaten noch die Angelegenheit auf einem guten Weg zu sein. Nach anfänglichen Widerständen gegen die Forderungen des Verbandes kam eine Regelung zwischen Bund und Land zustande, die eine Förderung der Wolfsprävention sichert.

Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe übernehmen Bund und Land zu 60 beziehungsweise 40 Prozent die Kosten für die Schutz- und Unterhaltungsmaßnahmen. „Der Rahmen ist damit gegeben. Doch das Problem besteht darin, das Geld rasch zu den Schäfern zu bekommen“, erklärte Dr. Frank Reichel, Leiter der Abteilung Naturschutz im Potsdamer Agrar- und Umweltministerium, den aufgebrachten Schäfern in Altlandsberg. Denn es handele sich um zwei verschiedene Fördertatbestände, die aus unterschiedlichen Quellen gespeist würden. „Bei der Prävention sind wir gut vorangekommen.“ Es wurden bislang 94 Anträge mit einem Umfang von rund einer Million Euro bewilligt. Doch es sind noch 200 Anträge offen.

Nicht vorangekommen sei man mit den Zahlungen für den Unterhalt, räumte Dr. Reichel auf der Mitgliederversammlung des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg ein. „Wir kriegen sie nicht mehr in diesem Jahr hin.“ Es sei derzeit nicht möglich, alle Fragen aus den umfangreichen Anträgen zu beantworten.

Gut besucht war die Veranstaltung in der Erlengrundhalle.
Gut besucht war die Veranstaltung in der Erlengrundhalle. (c) Wolfgang Herklotz

Wie kompliziert das Verfahren ist, zeigte sich in der Diskussion. So können die Schäfer sich erst dann Herdenschutzhunde anschaffen und die Belege für Futterkäufe einreichen, wenn sie die Bestätigung eines sogenannten vorzeitigen Maßnahmebeginns erhalten.

Zudem wurden erst Gelder für den Schutz vor Wölfen von den Gewässerunterhaltungsverbänden erstattet und dann wieder zurückgefordert. Was auch den Abteilungsleiter aus dem Ministerium überraschte. Sein Vorschlag an den Verband: „Wir setzen uns zusammen, um all diese Fragen zu bündeln und verständigen uns über das weitere Vorgehen.“ Reichel sicherte zu, dass die ausstehenden Gelder zur Auszahlung kommen. Doch weil es sich um Steuergelder handele, müsse auf Rechtssicherheit geachtet werden.

Verbandsvorsitzender Kucznik stimmte dem zu, stellte aber fest: „Wir müssen weiter diese dicke Bohle bohren!“ Man könne von den Schäfern nicht erwarten, dass sie Verständnis für die Situation aufbringen und gar zu Freunden des Wolfes werden. „Aber klar, wir müssen die Gesetzeslage einhalten!“


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Aktion und Auktionen

Im Anschluss trug er den Geschäftsbericht des Verbandes vor, coronabedingt für zwei Jahre. „2019 war das Jahr der Dürre und der katastrophalen Lämmerpreise!“ Zudem brach die Blauzungenkrankheit aus, sodass die Merinolandschaf-Elite und auch die Elite für Schwarzköpfige Fleischschafe und für Suffolks abgesagt werden mussten. Dafür fand die Merinofleischschaf-Elite und die Absatzveranstaltung in Kölsa statt. Zudem gab es zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen.

Als außerordentlich wichtig bezeichnete Kucznik, dass sich der Verband in die Volksinitiative „Mehr als nur ein Summen“ einbrachte. „Damit können wir uns als Weidetierhalter Gehör verschaffen!“ Auf der Habenseite steht ebenso, dass ein einheitlicher Vertrag für die Deichpflege und die Vergütung dafür ausgehandelt werden konnte.

Der Ausbruch von Corona im Jahr 2020 sorgte dafür, dass nicht nur die BraLa, sondern auch weitere für die Schäfer so wichtige Veranstaltungen ausfallen mussten. Dafür fanden ein digitaler Weidetag und die erste Internet-Auktion am 10. Juli statt, auf der gekörte Böcke verkauft wurden. „Wir sind stolz darauf, dass wir als einziger Verband in Deutschland das Landesleistungshüten am 6. September 2020 in Altlandsberg organisieren konnten!“

Alle Kraft ging in diesem Jahr in die Verhandlungen zur neuen Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Bezahlung des Herdenschutzes, betonte der Vorsitzende. „Wir lassen nicht locker!“ Er dankte allen Mitgliedern des Verbandes, deren Zahl sich zum Ende vergangenen Jahres auf 348 belief, 24 mehr als im Jahr davor.

Im Anschluss der Mitgliederversammlung des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg wurde die Aufnahme weiterer Rassen ins Zuchtbuch beschlossen, darunter die gefährdete Schafrasse Rouge de Rousillon. Nach der Wahl von fünf Mitgliedern in den insgesamt elfköpfigen Vorstand kam dieser zu einer kurzen Beratung zusammen. An der Spitze steht weiterhin Knut Kucznik.


Knut Kucznik (c) Heike Mildner

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