Agrargenossenschaft Theuma-Neuensalz: Im regionalen Kreislauf
Die Agrargenossenschaft Theuma-Neuensalz wirtschaftet konventionell, hat aber einen Schweinestall nach Ökokriterien gebaut. Der komplett direktvermarktende Betrieb hält sich damit Optionen offen.
Von Silvia Kölbel
Der neue Stall, den die Schweine der Agrargenossenschaft Theuma-Neuensalz im Vogtland Mitte November nach einem Jahr Bauzeit bezogen haben, ist nach ökologischen Kriterien errichtet worden und hat die Premium-Förderung für mehr Tierwohl in Höhe von 40 % erhalten.
Die Agrargenossenschaft ist allerdings ein konventionell wirtschaftender Betrieb. Diesen scheinbaren Widerspruch erklärt der Vorstandsvorsitzende Udo Weymann: „So ein Stall ist eine Investition in die Zukunft. Auf eine eventuelle Umstellung auf ökologische Landwirtschaft sind wir vorbereitet, auch wenn wir das derzeit nicht planen. Wir möchten, dass die Tiere sich wohlfühlen. Das einzig konventionelle an unserer Schweinhaltung ist jetzt nur noch das Futter. Das beziehen wir von der Reika aus Reinsdorf. Dorthin liefern wir auch unser Getreide“, so Weymann.
Zum Schlachten bringt die Agrargenossenschaft ihre 120 bis 125 Kilogramm schweren Schweine ins 30 Kilometer entfernte Irfersgrün. „Geschlossene regionale Kreisläufe sind uns wichtig. Auch unsere Läufer bekommen wir von einem vogtländischen Ferkelerzeuger“, erklärt Weymann.
Schweine hält der Betrieb ausschließlich für die eigene Direktvermarktung. In der Dorfmitte von Theuma betreibt die Agrargenossenschaft ihren Hofladen, der Bauernmarkt heißt und in dem es neben den selbst erzeugten Produkten, wie Wurst und Fleisch von Rind und Schwein sowie Konserven, auch weitere Lebensmittel zu kaufen gibt. Erst Ende Oktober renovierte der Betrieb seinen Laden und erneuerte die Decke und den Fußboden.
Kooperation mit Edeka
In ihrem Bauernmarkt geht die Agrargenossenschaft eine Kooperation mit dem Einzelhändler Edeka ein. Dieser beliefert das Geschäft mit Lebensmitteln. An die beiden selbstständigen Edeka-Einzelhändler Kadelke mit drei Standorten im Vogtland und im Zwickauer Umland sowie Voigt in Plauen liefert die Agrargenossenschaft Halbkonserven aus eigener Herstellung.
Außerdem kochen die Mitarbeiter in der betriebseigenen Küche täglich 200 Portionen für den Kindergarten, die Schule und für private Kunden. Zudem vermarktet der Betrieb seine Erzeugnisse über ein Verkaufsmobil und zwei Filialen.
Schweinestall: Platz für 400 Tiere
Der Neubau des Schweinestalls gehört zum Gesamtkonzept der Modernisierung des Betriebes. Es entstand ein 20 mal 45 Meter großes Gebäude mit drei mal neun Meter großen Buchten für jeweils 30 Läufer. Mit dem Heranwachsen der Tiere halbiert der Herdenmanager später die Anzahl der Tiere pro Box. Insgesamt reicht der Platz im Stall für 400 Tiere. Der Vorstandsvorsitzende geht allerdings davon aus, dass kaum mehr als 300 Schweine gleichzeitig im Stall leben.
Die zwei-Phasen-Fütterung ist so konzipiert, dass die Schweine ab einem Körpergewicht von 80 Kilogramm energiereicheres Futter erhalten. Trotzdem verfolgt die Agrargenossenschaft mit ihrer Strategie eine extensive Mast und verzichtet auf das Rein-Raus-Prinzip, was auch dem Bedarf der Direktvermarktung geschuldet ist, der aktuell bei 15 bis 20 Tieren pro Woche liegt.
Agrargenossenschaft Theuma-Neuensalz: Tierwohl und Tiergesundheit im Fokus
Als Standort für den Neubau hat der Betrieb eine vom Dorf abgewandte Fläche gewählt, um Geruchsbelästigungen so gering wie möglich zu halten. Die Schweine leben im mit Stroh eingestreuten Stall im Wesentlichen unter außenklimatischen Bedingungen. Der Kotbereich der Boxen lässt sich für die Reinigung abtrennen.
Gegen Langeweile und zur Befriedigung des natürlichen Beiß- und Kautriebes erhalten die Schweine Beschäftigungsmaterial, das Schwanz- und Ohrbeißen verhindern soll. Die Spaceboard-Wände und das Sheddach lassen viel Licht und frische Luft in den Stall. Die Jalousien der Seitenwände lassen sich bei extremen Witterungsbedingungen manuell schließen.
Zum Schutz vor Kälte werden die Boxen mit Schweinehütten ausgestattet. „Wir haben uns im Vorfeld vergleichbare Ställe angeschaut. In den gut eingestreuten Boxen und durch den Schutz der Schweinehütten halten die Tiere mittels Eigenwärme eine Umgebungstemperatur von etwa 20 Grad. Die Zunahmen sind bei diesem hohen Eigenenergieverbrauch im Winter natürlich geringer, was aber für uns kein Problem darstellt“, so Udo Weymann.
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Nächstes Bauprojekt: neuer milchkuhstall
In einem nächsten Bauprojekt soll ein neuer Stall für die 480 Milchkühe in Theuma entstehen. Geplant ist der Wechsel vom 24er Melkkarussell zu acht Melkrobotern. „Wir verbessern damit die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter. Der Umstieg auf das Robotermelken in Verbindung mit einem Tierüberwachungssystem dient auch dem Tierwohl und damit der Tiergesundheit. Langfristig ist es unser Ziel, die Nutzungsdauer der Kühe und die Zwischenkalbezeit zu verlängern“, so Weymann.
Im Bau befindet sich derzeit ein neues Sozialgebäude mit einer Grundfläche von 300 Quadratmetern mit Sanitärtrakt, Umkleide- und Aufenthaltsräumen. „Wir nutzen dafür ein seit Jahren leer stehenden Stallgebäude“, so der Vorsitzende.