Ergänzungsfuttermittel für Pferde: Ist drin, was draufsteht?
In verschiedenen pelletierten Ergänzungsfuttermitteln für Pferde wurden Abweichungen zur Nährstoffdeklaration analysiert. Wir erläutern, welche gesundheitlichen Folgen das für die Tiere haben kann.
Von Ulrike Struck, Referentin für Pferdezucht und -haltung, LWK Niedersachsen
Pferde haben je nach Rasse, Gewicht, Alter und Bewegungsintensität einen sehr unterschiedlichen Nährstoffbedarf. Im Handel erhältliche Ergänzungsfuttermittel für Pferde werden niemals allein, sondern immer in Kombination mit Weide und/oder Raufuttermitteln (Heu, Stroh, Silagen) eingesetzt.
14 Ergänzungsfuttermittel getestet
Der Verein Futtermitteltest (VFT) hat von Februar bis September 2021 vierzehn als pelletiertes Mischfutter angebotene Ergänzungsfuttermittel für ausgewachsene Pferde untersucht. Die Futter sind zwölf verschiedenen Herstellerwerken zuzuordnen. Zwei Futtertypen wurden im Verlauf des Frühjahrs je zweimal beprobt.
Die Herstellerangaben zu den Nährstoffen variieren deutlich. Sie reichen für Rohaschewerte von 5,4–8,8 %, für Rohprotein von 10–14 %, für Rohfaser von 4,6 – 19,0 % und für Rohfett von 2,3 – 3,6 %. Auch die Mineralstoffe sind mit 0,51 – 1,78 % Calcium bzw. 0,34 – 0,59 % Phosphor unterschiedlich konzipiert. Die Bandbreite der Nährstoffgehalte ermöglicht die Auswahl eines angepassten Kraftfutters für unterschiedliche Gegebenheiten (Rasse/Typ, Arbeitsintensität, Grundfutterangebot).
Die Rationen für ausgewachsene (Reit-)Pferde enthalten häufig mehr dünndarmverdauliches Rohprotein als für den Bedarf nötig ist. Dies ist vor allem bei Weidegang, aber auch bei Einsatz von Heu oder Heulage mit besseren Qualitäten gegeben. Daher sollten Futter mit höheren Rohproteingehalten nur bei höherem Bedarf (stärker genutztes Sportpferd), oder tatsächlich geringeren Rohproteinwerten im Raufutter eingesetzt werden. Auch wenn Pferde einen Überschuss an dünndarmverdaulichem Rohprotein tolerieren, können überhöhte Gehalte den Stoffwechsel unnötig belasten und zu schlechter Luft im Stall (Ammoniak) führen.
8 Futtermittel mit abweichenden Befunden aufgefallen
Die in den Untersuchungen ermittelten Nährstoffgehalte werden auf Basis aktueller futtermittelrechtlicher Bestimmungen mit den Herstellerangaben verglichen. Weichen Befunde von diesen erheblich ab, ist das zu beanstanden. Im vorliegenden Test sind acht Futtermittel mit abweichenden Befunden aufgefallen: vier Mal weniger und ein Mal mehr Rohfaser, zwei Mal mehr Rohprotein, drei Mal mehr Rohasche, zwei Mal mehr Energie und je ein Mal zu wenig Selen bzw. zu viel Calcium.
Da Pferde den größten Teil der Rohfaser über das Raufutter (Heu, Heulage) aufnehmen, wirken sich verringerte Rohfasergehalte in den Futtermitteln kaum aus. Höhere Rohfasergehalte weisen häufig auf geringere Energiegehalte hin. Höhere Rohaschegehalte sind unnötig und können die Qualität des Futters mindern, zumal ein höherer Mineralstoffgehalt der Pferdegesundheit nicht immer zuträglich ist. Einen erhöhten Calciumwert (das Dreifache des angegebenen Wertes) können Pferdehalter tolerieren, wenn die anderen Mineralstoffe in ausreichenden Mengen vorliegen. Zu wenig Selen kann die Infektionsabwehr mindern.
Ein erhöhter Rohproteingehalt ist unerwünscht, da die Rationen meistens schon durch das Grundfutter über eine ausreichende Versorgung verfügen bzw. der notwendige Rohproteingehalt bereits überschritten wird. Neben der Deklarationsprüfung werden auch die im Labor ermittelten Kennwerte für Energie und Protein gelistet. Die Energiegehalte und Proteinwerte (neu: dünndarmverdauliches Rohprotein/ dvRP) werden selten angegeben. Die ermittelten Gehalte an umsetzbarer Energie in der vorliegenden Testreihe liegen zwischen 6,7 und 11,3 MJ ME/kg Futter, was nach alter Energiebewertung (Basis verdauliche Energie) 8,4–12,4 MJ DE/kg entspricht.
Müsli für Pferde
Der VFT hat sieben als Müsli angebotene Ergänzungsfuttermittel bewertet (kurzelinks.de/1vzi). Die Angaben variieren:
– Rohasche 3,4 – 10 %
– Rohprotein 9,2 – 14,2 %
– Rohfaser 5,5 – 15,4 %
– Rohfett 2,5 – 7,3 %.
Auch die Mineralstoffe sind mit 0,7 – 1,60 % Calcium und 0,43 – 0,5 % Phosphor unterschiedlich.
Auffällig ist bei sechs Prüffuttern eine Abweichung zu Nährstoffangaben – ein schlechtes Ergebnis:
ein Mal weniger und zwei Mal mehr Rohfaser (Energieuntergehalt) und je ein Mal zu wenig Rohasche, Lysin oder Kupfer nachgewiesen. Zu wenig Lysin kann bei hoher Leistung keine ausreichende Versorgung für Muskelaufbau, Fell und Immunabwehr gewährleisten. Nur mit korrekter Deklaration ist die Rationsberechnung sinnvoll. VFT
Fütterungshinweise erleichtern Einsatz von Ergänzungsfuttermitteln
Zwei Ergänzungsfuttermittel für Pferde wiesen geringe Energieabweichungen auf. Höhere Gehalte an Energie sind eher für sehr stark beanspruchte Pferde nötig. Geringere Gehalte reichen für ältere Pferde und solche mit leichter bis mittlerer Leistung aus. Die Gehalte an dvRP liegen zwischen 7,7 und 13,6 %. Besonders für Pferde mit Höchstleistungen ist eine Rationsberechnung sinnvoll und die Energie- und Proteinzufuhr ist dabei zu prüfen, wozu entsprechende Angaben zu umsetzbarer Energie (ME) und dvRP wichtig sind.
Als weiteren Punkt berücksichtigt der VFT die Fütterungshinweise der Hersteller. Um den Haltern den Einsatz von Ergänzungsfuttermitteln für Pferde zu erleichtern, sollten exakte Fütterungshinweise mitgegeben werden. Bis auf zwei Hersteller gaben alle übrigen Firmen Fütterungshinweise an. Bei zwei Firmen fehlte die Zuordnung zu einer Tiergruppe und drei Mal fehlten die Angaben zur Rationsgestaltung. Die vorliegenden Ergebnisse gelten nur für die geprüften Futterlieferungen.