Weihnachtsbaumplantage: Erntezeit mit Heißgetränken
Heike Knop und ihr Bruder Roland Meyer betreiben im Nebenerwerb eine Weihnachtsbaumplantage. Zum Jahresende herrscht hier Hochbetrieb. Die meisten Kunden wollen ihren Baum eigenhändig schlagen.
Von Birgitt Hamm
Die Erntezeit ist für jeden Landwirt, jede Landwirtin immer eine Zeit besonderer Herausforderung. Was das ganze Jahr über gehegt und gepflegt wurde, muss nun rasch und in bester Qualität vom Acker geholt werden. So ist es auch bei Tannen-Meyer in Lüdershagen. Am Rande des Fleckens östlich von Güstrow bewirtschaften Heike Knop und ihr Bruder Roland Meyer vier Hektar im Nebenerwerb.
Anders als andere Landwirte aber ernten sie erst zum Jahresende. Und dann mit viel Tamtam und Heißgetränken. Denn auf ihrer Plantage sind ab Ende November die Weihnachtsbäume bereit, gefällt zu werden, um in Wohnungen, Kirchen, Unternehmen oder auf Freiflächen für die richtige Stimmung zu sorgen. Dafür nehmen die Geschwister, ihre Partner, Eltern, Kinder und Freunde zwar auch die Säge in die Hand, doch ein Großteil ihrer Kundschaft möchte den eigenen Weihnachtsbaum gern eigenhändig ernten. Frisch vom Feld, selbst ausgewählt und geschnitten.
Das ganze jahr gute Pflege
„Das heißt natürlich nicht, dass wir uns zurücklehnen und nur zuschauen dürfen“, sagt Heike Knop. „Wir müssen alles vorbereiten, ausreichend Helfer zum Schneiden und Eintüten der Bäume bereithalten und für die richtige Stimmung sorgen – mit Glühwein, Bratwurst oder Suppe und weihnachtlicher Musik.“ Denn auch das gehört zur Weihnachtsbaumernte bei Tannen-Meyer.
Wie man auf die Idee kommt, sich im Nebenerwerb eine Weihnachtsbaumplantage zuzulegen, erklärt die 49-jährige Notarfachangestellte, die als Sachbearbeiterin in der Agentur für Arbeit in Rostock tätig ist, aus ihrer Familiengeschichte heraus. Vater Karl-Heinz, Revierförster mit eigenem Wald, hat schon zu DDR-Zeiten Weihnachtsbäume vom Hof verkauft. Sie habe gern dabei geholfen.
Dann bepflanzten die Eltern 2005 die erste Fläche für den Verkauf, natürlich mit Unterstützung ihrer Kinder. Weitere Pflanzungen folgten. 2014 begannen sie mit dem Verkauf ihrer Bäume. Sieben Jahre braucht beispielsweise eine Nordmanntanne, die 90 % des Bestandes ausmacht, um die Idealgröße von 150 bis 180 cm zu erreichen. Der Rest sind Blaufichten, Schwarzkiefern und als Schmuckgrün auch Nobilistannen. Im Familienwald wächst die japanische Veichstanne. Jeden Winter werden 1.500 bis 2.000 Christbäume direkt von der Plantage bei Tannen-Meyer verkauft. Damit sie alle am Ende auch gesund und kräftig aussehen, gerade und wohlproportioniert gewachsen sind, braucht es das ganze Jahr über gute Pflege.
Heike Knop, die die Plantage seit drei Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder führt, zählt auf: „Im Februar, März ernten wir Holz für Feuerkörbe, dann folgt bis April die Pflanzzeit. 5.000 Setzlinge – entweder aus der Güstrower Baumschule oder aus Dänemark – wollen in den vorbereiteten Boden. Und da ist die ganze Familie gefragt, denn wir pflanzen mit der Hand. Einer bohrt, der nächste setzt und tritt den Boden fest.“
tannen-meyer: Frisch direkt vom feld
Zu diesem Arbeitseinsatz kommen viele Helfer. Das liegt wohl auch daran, dass er stets zu einem kleinen Familienfest wird, inklusive Eintopf. Eine eher einsame Arbeit verrichtet Heike Knop im Mai und Juni. „Wenn die Bäumchen treiben, müssen die Terminaltriebe gekappt werden“, berichtet sie. „Sonst wuchern sie zu sehr, werden krumm und schief und sehen gar nicht mehr weihnachtlich aus. Zwei Schnitte für jeden Baum, das klingt mühselig, aber ich genieße diesen Spaziergang in der Sonne.“ Er sei eine tolle Alternative zum Sitzen im Beruf, den sie gerade vor allem im Homeoffice ausübt.
Rechts: Heike Knop am Verpackungsgerät. (c) Birgitt Hamm
Viel Unterstützung hat sie von Ehemann Oliver, der Garten- und Landschaftsbauer ist. Und vom Vater, der das regelmäßige Mähen der Fläche übernimmt. „Er sieht auch“, freut sich Heike Knop, „wo gedüngt werden muss. Das tun wir sehr gezielt. Insofern könnten wir unsere Tannen sogar als Bio-Bäume verkaufen.“ Doch auch ohne das Siegel kommen die Kunden immer wieder. Denn so frisch gibt es den Weihnachtsbaum nur direkt vom Feld. Und Weihnachtsstimmung noch obendrauf. Inzwischen melden sich viele Betriebe für Weihnachtsfeiern direkt auf der Plantage an – mit Baumschlagen, Essen und Trinken.
heiße getränke gibt es dazu
Als wir vor sieben Jahren mit dem Weihnachtsbaumverkauf begannen“, erinnert sich Heike Knop, „waren wir nicht sicher, ob das Angebot ankommt. Aber die Leute kamen in Strömen und freuten sich nicht nur über die frischen Bäume, sondern auch über die heiße Schokolade, die meine Töchter anboten.“
Aus dieser netten Geste ist inzwischen ein richtiger kleiner Weihnachtsmarkt geworden, den die Kunden nicht mehr missen mögen. Und – bei allem Stress – die Betreiber auch nicht.