Dauerleistungskühe Sachsen: „Bommel“ war die Beste im Stall

Die Auszeichnung übergab LKV-Geschäftsführer Prof. Jörg Hilger an Herdenmanager Daniel Balbrink, Geschäftsführer Konrad Behrisch, Herdenmanager Daniel Kasper und Geschäftsführer Torsten Pschorn (v. l.).
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Mit mehr als 150.000 Litern Lebensleistung zählte Kuh Bommel von der Cunnersdorfer Agrar GmbH zu den drei stärksten Dauerleistungskühen Sachsens im vergangenen Jahr. Dafür erhielt der Betrieb eine Auszeichnung.

Zuverlässig war sie immer: Kuh „Bommel“ aus dem Stall der Cunnersdorfer Agrar GmbH hat jährlich zwischen 10.000 und knapp 16.000 kg Milch gegeben. Und das über neun Laktationsperioden hinweg. „Sie hatte über die Jahre immer eine gute Milchleistung“, sagt Konrad Behrisch. Beim Fettgehalt brach sie zwar keine Rekorde, wie der Geschäftsführer des Betriebes einräumt. Doch diese Einschränkung soll ihre beachtliche Leistung nicht schmälern.

Die Kuh, die ihren Namen aufgrund eines bommelähnlichen Hautlappens am Rücken erhielt, hat im vorigen Jahr die Marke einer Lebensleistung von 150.000 kg Milch überschritten. Sie gehört damit zu einem Trio von Kühen in sächsischen Betrieben, dem diese Leistung 2021 gelang. Kurz vor Weihnachten ehrte Prof. Jörg Hilger, Geschäftsführer des Sächsischen Landeskontrollverbandes (LKV), die Cunnersdorfer Agrar GmbH für diesen Erfolg und überreichte Urkunde und einen Zinnguss in Form einer Kuh.

Cunnersdorf: wirtschaften Auf leichten Böden

Der im Ebersbacher Ortsteil Cunnersdorf östlich von Großenhain ansässige Betrieb bewirtschaftet 2.000 ha. Der Standort ist eher schwach. Im Schnitt sind es 35er-Böden, mit denen hier gearbeitet wird. Die Tierhaltung ist daher ein Schwerpunkt. 30 Mitarbeiter sind in Cunnersdorf beschäftigt, darunter sechs Auszubildende, die den Beruf des Land- oder Tierwirts erlernen.

„Cunnersdorfer Strohschweine“

Insgesamt hält das Agrarunternehmen 1.000 Rinder, darunter sind 150 Mutterkühe mit Nachzucht, Mastrinder sowie 360 Milchkühe. Die Schweinehaltung war zwar vor Jahren aufgegeben worden. Inzwischen aber stehen wieder 200 Schweine im Stall. In Kooperation mit einem regionalen Fleischer mästet der Betrieb seit dem vergangenen Jahr die „Cunnersdorfer Strohschweine“, die als regionales Produkt, das mit hohen Ansprüchen an die Haltung entsteht, vermarktet werden. Das Platzangebot ist sechsmal größer als gesetzlich vorgeschrieben. Die Fütterung basiert auf betriebseigener Produktion und die Haltung erfolgt auf Stroh.

Wegen des Auftretens der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Radeburg liegt die Cunnersdorfer Agrar GmbH aktuell im Sperrgebiet II. Da das auch für den Fleischereibetrieb gilt, der die Tiere schlachtet, bringt dies jedoch vorerst keine größeren Einschränkungen mit sich.

Dauerleistungskühe Sachsen, In den modernisierten Ställen des Cunnersdorfer Betriebes stehen insgesamt 360 Milchkühe.
In den modernisierten Ställen des Cunnersdorfer Betriebes stehen insgesamt 360 Milchkühe.

Wie die Cunnersdorfer Schweine heute, standen bis vor Kurzem auch die Milchkühe noch auf Stroh. Der Betrieb nutzt größtenteils die Bausubstanz, die noch aus DDR-Zeiten stammt, als am Standort 1.700 Milchkühe gehalten wurden. Der Milchviehbereich ist vor wenigen Jahren modernisiert worden. Die Ställe wurden entkernt, umgebaut und mit Schieberentmistung und Kalk-Stroh-Liegeplätzen ausgestattet. In einem Stall, der zu DDR-Zeiten für 276 Kühe vorgesehen war, sind heute 150 Kühe untergebracht. Auch ein neues Melkkarussell ging in Betrieb. 1,5 Mio. Euro investierte das Unternehmen in den Stallumbau, der auch gefördert wurde.

„Der Umbau ist uns gelungen“, zeigt sich Geschäftsführer Behrisch zufrieden. Anders bewertet er indes den Milchpreis, auch wenn dieser, alle Zuschläge eingerechnet, zuletzt nah an 40 ct/kg lag. Denn angesichts der rasant steigenden Kosten sei auch das nicht genug. „Der Düngerpreis beispielsweise hat sich verdreifacht!“, verdeutlicht der Geschäftsführer.

Dauerleistungskühe Sachsen: Noch Luft nach oben

Mit durchschnittlich 10.711 kg Milch je Kuh steigerte der Betrieb im Vorjahr seine Milchleistung um 695 kg. Bei den Fett-Eiweiß-Kilo weisen die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung einen Wert von 795 aus. „Luft nach oben“ sieht Konrad Behrisch bei der Lebensleistung der lebenden Kühe (20.328 kg) und der gemerzten Kühe (27.297 kg). Bei diesen Werten zeigten sich noch die Auswirkungen der Zeit des Stallumbaus. Die Effektivität und Lebensleistung zu steigern, ist daher ebenso ein Ziel, wie die Ökonomie zu verbessern.


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Ihren Beitrag dazu leisten wird „Bommel“, die 150.000-Liter-Kuh, allerdings nicht mehr. Zwar zeigte sich die 2007 geborene Kuh, deren Vater Bulle „Chapo“ war, insgesamt in gutem Allgemeinzustand. Und dies, obwohl die letzte Kalbung „dramatisch“ verlief, wie Daniel Balbrink, einer der beiden Herdenmanager des Betriebes, sagt. Doch der Grund für ihren Abgang waren letztlich starke Euterprobleme, die zum Schluss zu stark erhöhten Zellzahlen führten. In all den Jahren zuvor waren Euterentzündungen kein Thema für die Kuh.

„Bommel“ war die erste 150.000-Liter-Kuh der Cunnersdorfer Agrar GmbH. Dauerleistungskühe, die mehr als 100.000 kg Lebensleistungen brachten, zählte der Betrieb bisher elf Mal.

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