Sturmtief Nadia hat Spuren hinterlassen

Francois von Chappuis vor dem vom Sturm geschädigten Waldbestand nahe am Bastorfer Holm. (c) Gerd Rinas
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Über 100.000 Bäume warf das Sturmtief Nadia nach offiziellen Schätzungen um. „Keine Katastrophe“ hieß es aus dem Forstministerium. Für den einzelnen Forstbetrieb hatte der Orkan aber durchaus schmerzliche Folgen.

Von Gerd Rinas

Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Tag Sturmböen und für die Nacht einen Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/ha vorhergesagt. Francois von Chappuis hatte an jenem 29. Januar kein gutes Gefühl. Noch am Vormittag war er in seinen Wald bei Hohen Niendorf, kurz vor Rerik, gefahren. Der Wind blies und griff schon kräftig in die Kronen. Besonders der Bestand nahe am Bastorfer Holm bereitete dem Waldbesitzer Sorgen.

„Der Bestand war schon geschwächt. Die Stürme Xaver 2012 und Axel 2017 hatten kleinere Einzelwindwürfe verursacht“, erinnert sich von Chappuis, am Waldrand stehend. Trockenheit hatte in den folgenden Jahren den Bäumen zugesetzt. „Gestresste Fichten wurden vom Borkenkäfer befallen. An den Sitkafichten vermehrte sich die Sitkafichtenröhrenlaus massenhaft“, erläutert Francois von Chappuis. Ein Lohnunternehmer wurde beauftragt, die erkrankten Bäume einzuschlagen und aus dem Wald zu holen. Etwa 700 Festmeter Sitkafichtenholz lagern am Waldrand.

aufgeweichter boden bei sturm Zusätzliches Risiko

Für das Sturmtief Nadia bot der lückige Baumbestand nahe am Bastorfer Holm eine ideale Angriffsfläche. Zudem hatte es seit Wochen geregnet. „Wir brauchen den Niederschlag zwar, um das Wasserdefizit im Boden auszugleichen. Aber aufgeweichter Boden ist bei Sturm für Fichten ein zusätzliches Risiko. Ich habe in der Nacht davor kein Auge zugetan“, verrät Francois von Chappuis. Der 50-Jährige führt in Berlin ein Architekturbüro. 2012 hatte er von seinem Vater bei Hohen Niendorf 180 ha Mischwald mit Buchen, Fichten, Douglasien und Ahorn in seine Obhut übernommen. Den alten Familienbesitz hatten die Chappuis‘ Anfang der 1990er-Jahre von der Treuhandanstalt zurückgekauft.

Als sich das Sturmtief Nadia am folgenden Tag abschwächte, eilte der Waldbauer in den Forst und räumte zunächst Wege von abgebrochenen Ästen frei. Als er zu dem vorgeschädigten Bestand nahe am Bastorfer Holm vorgedrungen war, sah er seine Ahnung bestätigt: Auf einer Fläche von etwa drei Hektar hatte der Orkan in der Nacht Fichten umgerissen oder geknickt. Einige Bäume waren auf den benachbarten Acker gefallen. „Man kann Bäume nicht festhalten, wenn sie umkippen“, meint der Waldbesitzer lakonisch. Mit Naturereignissen müsse der Mensch leben. „Allerdings treten solche Unwetter immer häufiger und in verschiedener Form auf. Das hat die Waldbewirtschaftung in den vergangenen Jahren extrem erschwert“, lässt von Chappuis durchblicken.

Mehrere Fichten hat der Sturm auf den angrenzenden Acker geworfen
Mehrere Fichten hat das Sturmtief Nadia auf den angrenzenden Acker geworfen. (c) Gerd Rinas

Nach einem ersten Schadensüberblick kommen durch den Windwurf wohl noch einmal über 1.000 Festmeter Schadholz zu der schon am Waldrand lagernden Menge hinzu. „Erst einmal muss ich aber einen Lohnunternehmer finden, der das Holz aus dem Wald bringt. Das ist nicht einfach, weil das Sturmtief Nadia ja nicht nur hier in Hohen Niendorf Bäume umgestürzt hat. Die Nachfrage nach dieser Dienstleistung wird also groß sein.“ Tatsächlich soll Sturmtief Nadia nach Schätzungen der Landesforstanstalt über 100.000 Bäume im Land umgestürzt haben. Die Angaben gehen von 300.000 bis 500.000 Festmetern Schadholz aus. Das sei keine Katastrophe, für die Forstbetriebe könne aber ein erheblicher betriebswirtschaftlicher Schaden entstehen, hieß es aus dem für die Forsten zuständigen Schweriner Landwirtschaftsministerium.

Für Francois von Chappuis ist dieser Schaden nicht mehr abzuwenden. „Der zusätzliche Aufwand für das Aufarbeiten des Schadholzes ist erheblich. Zwar kann das gebrochene Holz noch verwertet werden. Aber in geringerer Qualität und mit weniger Erlösen, weil jetzt noch mehr Holz auf den Markt kommt.“


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Holzverkauf reicht nicht

Zudem seien Bäume vielfach vorzeitig umgefallen. „Der Holz-Massezuwachs ist aber bei mittleren Jahrgängen am größten“, erläutert Francois von Chappuis. Er hofft, dass er in den folgenden Jahren von solchen Schadereignissen verschont bleibt. „Mehr Extremwetter wegen des Klimawandels, steigende Fixkosten und Steuern haben dazu geführt, dass sich die Waldbewirtschaftung nicht mehr allein aus dem Holzverkauf finanzieren lässt. Waldbesitzer müssen die Liquidität genau im Blick behalten“, betont von Chappuis.

Vorrangig muss er sich jetzt darum kümmern, das Schadholz schnell aus dem Wald zu bekommen. „Ab März kann der Borkenkäfer fliegen. Dann muss die Schadfläche beräumt sein, sonst haben wir hier das nächste Problem.“

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