Bauer Elmer: Bäcker und Agrarbetriebswirt
Seit 20 Jahren ist Andreas Elmer Landwirt. In Reddelich bei Bad Doberan machte der gelernte Bäcker aus seiner Hobbylandwirtschaft 2005 einen Nebenerwerbsbetrieb. Der 39-Jährige hält Fleckvieh und Kamerunschafe.
Von Elke Ehlers
Aus dem Nichts hat Andreas Elmer seinen Betrieb aufgebaut. Mit zwei Mutterkühen und einem Deckbullen fing der junge Mann an, da war er noch nicht einmal 20. In seinem Heimatdorf im Landkreis Rostock begann er zunächst als Hobbylandwirt. Heute ist er 39, die Fleckviehherde ist auf 110 Tiere angewachsen und Hauptstandbein eines stattlichen Nebenerwerbshofes. „Es macht Spaß, die Herde immer weiter zu vergrößern“, sagt der Mecklenburger. Zum Abkalben holt er die Kühe in den Stall. „Für dieses Jahr sind wir durch“, berichtet er. Denn Abkalbezeit ist bei Elmers von November bis Januar.
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Bauer elmer: Kamerunschafe und biofutterflächen
Der Landwirt ist froh, dass Ehefrau Alexandra seine Leidenschaft für die Landwirtschaft teilt. 2012 hatte sich die junge Familie am Ortsrand von Reddelich ein Haus gebaut und eine kleine Hofstelle eingerichtet. Neben seinem ökologisch wirtschaftenden Einzelbetrieb gründeten sie gemeinsam eine GbR, die die Biofutterflächen bündelt. Die gelernte Steuerfachangestellte übernimmt Buchhaltung und tägliche Weidekontrolle.
Bei Elmers Kamerunschafen stellt sich ebenfalls gerade Nachwuchs ein. Bis Februar werden 45 Lämmer erwartet, viele Mütter bringen Zwillinge zur Welt. Auch diese Herde hat der Nebenerwerbslandwirt allein aufgebaut. Alle seine 30 Mutterschafe sind Nachkommen der beiden Tiere, die er vor acht Jahren anschaffte. Vorher sammelte er Erfahrungen mit Schwarzköpfigen Fleischschafen, die er von seinem Onkel übernommen hatte. „Aber für die muss man immer jemanden zum Scheren finden, und das war damals schwierig“, berichtet der Vater von zwei Söhnen. Die pflegeleichten Kameruner passen ihm im Nebenerwerb besser ins Konzept.
Andreas elmer: Ausbildung zum Landwirt
Dabei hatte Andreas Elmer als 16-Jähriger erst einmal Bäcker gelernt. Er war zwar auf dem Lande aufgewachsen, die Eltern arbeiteten aber in anderen Berufen. „Bäcker fand ich nicht schlecht“, erinnert er sich. „Doch mein Ausbildungsbetrieb in Doberan konnte mich nach der Lehre nicht übernehmen, in den 1990er-Jahren war das noch so“, blickt er fast ungläubig zurück. „Aber ich war schon immer Optimist.“ Über seinen Onkel, Hans Gloger, und die Schafe kam er zur Landwirtschaft.
Onkel Hans hielt immer Tiere und hat als 90-Jähriger heute noch Mutterkühe. Nach einer zweiten Ausbildung zum Landwirt war der junge Mann in der Agrar AG Kühlung Kröpelin, Landkreis Rostock, für Milch- und Mutterkühe zuständig, wurde Herdenmanager, schließlich Betriebsleiter fürs Jungvieh. An der Fachschule Güstrow-Bockhorst qualifizierte er sich zum Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt.
Nach fast 20 Jahren wechselte Elmer zu Jahresbeginn 2022 als Geschäftsführer zum Bauernverband Bad Doberan. Sein Anliegen: „Der Verband muss für die großen Betriebe da sein, sich aber auch für die kleinen einsetzen.“
Fleckviehkühe: „Mit der Rasse bin ich sehr zufrieden“
Nach Feierabend schaut der Landwirt zu Hause zuerst nach den hochtragenden Fleckviehkühen, legt ihnen Heu vor. „Mit der Rasse bin ich sehr zufrieden“, sagt er. „Die Tiere sind großrahmig und leichtkalbig, bringen außerdem gutes Fleisch an den Haken.“ Die Herde ist inzwischen so groß, dass jeden Monat ein Tier geschlachtet werden kann. „Die Nachfrage ist da“, freut sich der Bauer.
Vermarktung: Verkauf im Hoflanden in Steffenshagen
Vermarktet wird über den Hofladen von Petra und Karl-Heinz Garbe im Nachbardorf Steffenshagen. Elmers Rindfleisch ist eine gute Ergänzung zu Garbes hofeigenen Eiern, selbst gekochten Marmeladen, Möhren, Kürbissen und Roter Bete. Von Rouladen bis Suppenfleisch findet sich das Angebot dort wohlsortiert im Gefrierschrank. „Hackfleisch ist schon wieder ausverkauft“, bedauert Petra Garbe.
Ihr Familienbetrieb, zu dem auch Ferienwohnungen gehören, baut Gemüse an, hält Enten und 300 Legehennen. Stammkunden kommen aus der Umgebung, aber auch aus Rostock und Bad Doberan. Urlauber kaufen ebenfalls gern im Hofladen ein. Das nächste Rind ist für Februar schon zur Schlachtung angemeldet, in einer Privatschlachterei in Gadebusch.
Bei den Schafen ist die Vermarktung beinahe ein Selbstläufer. „Alle Tiere, die wir nicht für die Zucht brauchen, kommen in die Salami“, erläutert Elmer. Mit elf Monaten werden sie geschlachtet und von einer Fleischerei im Nachbarort verarbeitet. In der Weihnachtszeit ist die Wurst dann ein Renner in Garbes Hofladen.
Bauern Elmer: engagiert in der kommunalpolitik
Schwieriger gestaltete sich für den Nebenerwerbslandwirt jedoch die Flächenausstattung. Anfangs konnte Andreas Elmer nur Splitterflächen nutzen, deren Bewirtschaftung für die großen Nachbarbetriebe nicht rentabel war. Doch der aufgeschlossene, junge Mann blieb am Ball. Als engagierter Reddelicher ist er im Ort gut vernetzt.
„Kommunalpolitik hat mich schon als Jugendlicher interessiert“, erzählt er. „Meckern können immer alle, es kommt aufs Bessermachen an.“ Für die Wählergruppe „Frischer Wind für Reddelich und Brodhagen“ kandidierte er für die Gemeindevertretung, war Gründungsmitglied und viele Jahre Vorsitzender des Kulturvereins, außerdem stellvertretender Bürgermeister. Durch gute persönliche Kontakte entstanden sogar Pachtverträge mit privaten Verpächtern im Ort.
Über pachtlos 25 ha gewonnen
Hoffnungen hatte der Mecklenburger auch in ein Programm von Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) gesetzt, das Junglandwirte bei der Verpachtung von Landesflächen bevorzugt. Bis zu 100 ha stellte der Minister in Aussicht, allein 28 Lose (insgesamt 800 ha) wurden seit 2017 vergeben. „Ich hatte mich beworben, kam aber nicht mehr zum Zuge“, bedauert Andreas Elmer.
Immerhin hatte er aber 2010 ein Pachtlos der Landgesellschaft über 25 ha gewonnen. Inzwischen verfügen Elmers über rund 200 ha Dauergrünland. 1.200 Rundballen brauchen sie pro Jahr, alle kommen aus dem eigenen Betrieb. Und obwohl auch die beiden Söhne, inzwischen elf und 16 Jahre alt, manchmal auf der Koppel helfen, hat der Nebenerwerbsbetrieb inzwischen einen Mitarbeiter eingestellt, der vor allem beim Heumachen hilft.
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