Bei der Milch die Kosten im Blick

Grobfutter von bester Qualität ist das Ziel der Schröters. (c) Detlef Finger
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Seit einer gefühlten Ewigkeit haben die Milchbauern und ihre Interessenvertretungen einen Milchauszahlungspreis von 40 ct/kg gefordert. Jetzt, da er vielerorts Realität wird, mag dennoch keine rechte Freude bei den Milchviehhaltern aufkommen. Grund sind die enorm gestiegenen Futter- und Betriebsmittelkosten, die den Mehrerlös beim Milchgeld aufzehren.

Im Landwirtschaftsbetrieb Schröter hat der Molkereiauszahlungspreis, bestehend aus dem Grundpreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß plus aller Zuschläge, zum Jahresende 2021 die 40-Cent-Marke überschritten. „Das hätte ich vor einem Jahr so nicht erwartet“, räumt Betriebsleiter Jörg Schröter ein. Kaum vorhersehbar waren auch die Kostensteigerungen, die den Familienbetrieb in Tilleda mit seinen rund 120 melkenden Kühen samt Nachzucht ebenfalls hart treffen. „Energie und Diesel sind extrem teuer geworden“, sagt der 53-Jährige. Allerdings hat er auf diese Aufwandspositionen kaum direkten Einfluss, allenfalls über die Verbrauchsmengen. Um Kosten zu sparen richtet der Landwirtschaftsbetrieb Schröter das Augenmerk deshalb insbesondere auf jene Positionen, die der Betrieb selbst reduzieren oder bestenfalls ganz vermeiden kann.

Hohe zukaufspreise für proteinfutter

Landwirtschaftsbetrieb Schröter Kosten sparen, Nur eigene Öl- und Eiweißpflanzen kommen in Kraftfutter.
Nur eigene Öl- und Eiweißpflanzen kommen ins Kraftfutter. (c) Detlef Finger

So streben Jörg Schröter und sein Sohn Pascal z. B. beim selbst erzeugten Grundfutter (Mais- und Grassilage, Heu, Luzerne, Futterstroh) beste Qualitäten an, um eine gute Tiergesundheit zu sichern und hohe Milchleistungen zu erzielen. Sie gehen sorgsam mit dem Raufutter um, um Verluste zu minimieren. Gleichzeitig lässt sich so der Kraftfuttereinsatz reduzieren.

Um überhaupt möglichst wenig teures Proteinfutter zukaufen zu müssen, bauen die beiden Landwirte auf ihren Ackerflächen im Südharz neben Marktfrüchten (Getreide, Winterraps) auch Ackerbohnen und Körnerfuttererbsen an sowie zuletzt sogar Sojabohnen, wenngleich diese in vorerst geringerem Umfang. Die Körnerleguminosen gehen als Eiweißkomponenten in die betriebseigene Kraftfuttermischung ein. Ebenso ins Futter wandern die Ölsaaten von der eigenen Scholle (Lein, Sonnenblumen) sowie ein Teil des Getreides.

Stickstoffsammler gehören zur Anbauphilosophie

„Die Hülsenfrüchte haben wir schon immer im Anbau, auch aus Gründen der Fruchtfolge, der Bodenfruchtbarkeit und der Unkrautbekämpfung. Die Stickstoffsammler gehören einfach zu unserer Anbauphilosophie“, betont Jörg Schröter.

Dass diese Kulturen 2021 im Gegensatz zu den vorangegangenen trockenen Jahren relativ hohe Erträge brachten, wirke sich angesichts der derzeit hohen Zukaufspreise für Proteinfutter doppelt positiv aus, erklärt er.

mit regelmäßige rklauenpflege kosten sparen

Eine weitere Schraube, über die sich im Betrieb an den Kosten drehen lässt, ist die Tiergesundheit. Es gilt, die Tierverluste so gering als möglich zu halten. „Eine Jungkuh, die in ihrer ersten Laktation abgeht, ist das teuerste, was passieren kann“, sagt der Züchter.

Das Wohl ihrer Herde – vom Kalb bis zur Altkuh – haben die Schröters deshalb immer im Blick. Junglandwirt Pascal Schröter nimmt z. B. die regelmäßige Klauenpflege bei den Milchrindern selbst vor. Etwa drei bis fünf Tiere kommen pro Woche zur Pediküre. „Die Kühe sprichwörtlich am Laufen zu halten, ist das A und O beim automatischen Melken“, erklärt Jörg Schröter. Tiere, die zum Roboter getrieben werden müssten, gelte es zu vermeiden.

Automatisierung von Routinearbeiten im Stall als Chance

In der Automatisierung von Routinearbeiten im Stall sieht der Landwirt eine Zukunftschance für Familienbetriebe wie den seinen. Damit lasse sich Arbeitszeit einsparen, die anderweitig besser eingesetzt sei, etwa für die Betreuung der Herde. Allerdings seien hierfür zunächst einmal nicht unerhebliche Investitionen erforderlich, gibt der Züchter auch zu bedenken.

Die Kosten für Stalltechnik sind ebenfalls gestiegen, weiß der Betriebsleiter. Insofern seien die tägliche Pflege und Wartung sowie der intervallmäßige Service der Geräte fürs Melken, Stallreinigen und Futteranschieben beim Landwirtschaftsbetrieb Schröter unabdingbar, um größere Reparaturen zu vermeiden und Kosten zu sparen, die letztlich richtig ins Geld gehen würden.

Schwierige arbeitskräftesituation

Die zuletzt nach oben zeigenden Auszahlungspreise der Molkereien und die ebenfalls stark gestiegenen Börsen- und Rohstoffwerte für die Milch sieht der Betriebsleiter indes mit der gebotenen Vorsicht. „Wir müssen zusehen, dass uns die hohen Preise nicht den Kopf verdrehen und zu falschen Entscheidungen verleiten“, sagt er mahnend. Die Preise sollten seines Erachtens „nicht zu schnell nach oben und in utopische Höhen gehen, sondern besser langfristig und nachhaltig wachsen, sodass die Milcherzeugung auf Dauer wieder rentabel ist“.

Das Hauptproblem für die Milchproduktion sieht Schröter in Zukunft ohnehin in der äußerst schwierigen Arbeitskräftesituation. Stallpersonal sei in der erforderlichen Qualität und Quantität schon längst nicht mehr verfügbar.



Landwirtschaftsbetrieb Schröter: Kosten sparen bei Düngemitteln

Die Milchabholung vom Betrieb Schröter erfolgt  alle zwei Tage durch die Molkerei
Die Milchabholung vom Betrieb Schröter erfolgt alle zwei Tage durch die Molkerei. (c) Detlef Finger

Kosten sparen heißt es aufgrund der explodierenden Düngemittelpreise auch im betrieblichen Feldbau. So viel Gülle als möglich soll deshalb im Frühjahr im Getreide den mineralischen Stickstoff ersetzen. Letzterer soll zudem nur dort in entsprechenden Mengen ausgebracht werden, wo es betriebswirtschaftlich Sinn macht. „Dass wir unsere Güllelagerkapazitäten im Herbst gut leergefahren haben, war die richtige Entscheidung“, blickt der Betriebsleiter zurück. Denn die derzeitigen Witterungsbedingungen verhindern das auf dem Papier seit dem 1. Februar mögliche Ausbringen von Wirtschaftsdünger auf dem Ackerland. Gleichwohl sich dieser Zustand nach Einschätzung von Jörg Schröter noch bis zum Monatsende hinziehen werde, habe der Betrieb insofern aber keinen Druck.

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