Drillen, düngen, Dieselpreise

Der starre Grubber bereitet das Saatbett für den Hafer. (c) Frank Hartmann
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Die Bedingungen für die Frühjahrsaussaat sind für die Agrargenossenschaft Teichel so, wie es sich Ackerbauvorstand Eric Engelmann wünscht. Witterung und Bodenverhältnisse passen. Seine Mannschaft samt dem Dienstleister kommen zügig voran.

Von Frank Hartmann

Vorletzte Woche waren 30 ha Erbsen gedrillt. Termingerecht startete die Aussaat der Braugerste auf 75 ha – nahezu eine Verdopplung zum Vorjahr. „Die Marktaussichten sind gut. Und wir sind motiviert, da wir im Vorjahr zu 100 Prozent Braugerstenqualität erreichten“, so Ackerbauvorstand Eric Engelmann. Erneut setzt man bei der Frühjahrsaussaat in der Agrargenossenschaft Teichel auf die Sorte Accordine. Für die Saatbettbereitung genügt ein Arbeitsgang mit dem Grubber. „Wir hatten eine Winterfurche gezogen. Wenn auch spät, gab es die erhoffte Frostgare. Nach dem Grubbern hatten wir nochmals leichte Nachtfröste. Es klappt bis jetzt wirklich gut“, erklärt Eric Engelmann.

Aussaatdruck: Extrem enge Zeitfenster

Engelmann blickt freilich schon nach vorne. Wie wird es um die Sommergerste bestellt sein, wenn die neuen GAP-Regeln eine Winterbegrünung fordern? „Unter den diesjährigen Bedingungen hätten wir es zeitlich geschafft, trotz Winterzwischenfrucht den Aussaattermin zu halten. Allerdings brauchen wir dafür mindestens zwei zusätzliche Arbeitsgänge. Wenn das Wetter nicht so optimal mitspielt, werden wir Probleme bekommen“, ist sich Engelmann sicher.

Ganz zu schweigen vom Aussaatdruck. Im letzten Herbst waren aufgrund der vielen Niederschläge die Zeitfenster extrem eng. Bis Mitte November wurde gedrillt. „Wenn in so einer Situation auch noch Zwischenfrüchte in den Boden sollen, kostet nicht nur deren Saatgut zusätzlich Geld, sondern unter Umständen auch ein Dienstleister zum Drillen.“

Im Laufe letzter Woche sollte während der Frühjahrsaussaat in der Agrargenossenschaft Teichel noch Futterhafer der Sorte Bison auf 24 ha ausgebracht und hiernach Ackergras auf rund 40 ha gedrillt werden. Bei Letzterem setzt man auf tiefwurzelnden Rohrschwingel.

Schlagkraft stellt das Lohnunternehmen Büttner unter Beweis, hier beim Düngen des Weizens.
Schlagkraft stellt das Lohnunternehmen Büttner unter Beweis, hier beim Düngen des Weizens. (c) Frank Hartmann

Weniger Gülle aufs Grünland

Zügig voran kommt der schlagkräftige Dienstleister beim Düngen, der drei Lkw für den Gülle- bzw. Gärresttransport im Einsatz hat. Gut 20 m³/ha kamen auf den Winterweizen und die Wintergerste. Angesichts der Düngerpreise ist die Gülle als Stickstofflieferant wichtiger denn je: 3,8 kg Gesamt-N/m³, darunter 2,7 kg Ammonium-N/m³, jeweils 0,6 kg Phosphor und Magnesium sowie 3,2 kg/m³ Kalium ergab die Nährstoffuntersuchung. Weniger Gülle kommt dafür in diesem Frühjahr aufs Grünland. Erstmals will Engelmann in diesem Jahr im Weizen die zweite Gabe ebenfalls organisch düngen.


Im August beginnt Marie George, hier mit Vorstand Stefan Blöttner, ihre Ausbildung in Teichröda.

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Düngeverordnung und Preise drücken

An Mineraldünger standen 150 t Piamon zur Verfügung, der vor allem für den Raps reserviert ist. Den Dünger kaufte man im Mai vorigen Jahres für 354 €/t. „Jetzt liegt der Preis bei über 700 Euro.“ Daneben kann man noch auf 55 t KAS, 50 t Alzon und einen Lkw-Zug Piagran zurückgreifen.

Neben dem Raps begrenzt sich die mineralische Düngung auf die Qualitätsgabe im Weizen, den Dinkel, Vermehrungsflächen und alle jene Getreideflächen, wo steiles Gelände eine Gülleapplikation verbietet. Vorstand Dr. Stefan Blöttner ergänzt, dass unabhängig von den Preisen die Düngeverordnung drückt. „In unsere Bedarfsermittlung fallen jetzt die mageren Erträge der vergangenen Trockenjahre voll mit rein. Das zieht alles runter. Die Düngeverordnung limitiert somit unser Ertragspotenzial, was sich zu einer anhaltenden Abwärtsspirale entwickeln kann.“

Szene vom Videodreh  für die digitale  Bullenauktion in  Thüringen mit der  Auszubildenden Leni.  Lediglich einer der  zwei Bullen aus  Teichröda wurde  verkauft. Und das zum  Startpreis von nur  2.200 €. Die Fleckvieh-Dominanz der  Auktion, urteilt Blöttner, locke nur wenige  Charolaiszüchter an.  Man suche nun neue  Vermarktungswege.
Szene vom Videodreh für die digitale Bullenauktion in Thüringen mit der Auszubildenden Leni. Lediglich einer der zwei Bullen aus Teichröda wurde verkauft. Und das zum Startpreis von nur 2.200 Euro. Die Fleckvieh-Dominanz der Auktion, urteilt Blöttner, locke nur wenige Charolaiszüchter an. Man suche nun neue Vermarktungswege. (c) Frank Hartmann

Diesel: 250.000 Liter Jahresbedarf

Was den Dieselpreis betrifft, wird die erste Stunde der Wahrheit in der kommenden Woche schlagen. Kürzlich konnte man 13.000 Liter „noch“ zum Nettopreis von 1,31 €/l kaufen, was auch schon rund 30 % über Vorjahresniveau liegt. „Die Menge reicht kaum für zwei Wochen“, weiß Blöttner. Bei 250.000 Liter liegt der Jahresbedarf der Genossenschaft. „Wir stellen uns auf eine extreme Verteuerung ein. An den normalen Tankstellen liegen wir ja bereits bei zwei Euro pro Liter.“ Blöttner hofft, dass der bevorstehende Wegfall des Insolvenzgrundes wieder mehr Spielraum bietet. „Derzeit können wir noch keine langfristigen Lieferverträge abschließen, was angesichts der Preisspirale natürlich bitter ist.“

Parallel zum Alltagsgeschäft beraten Blöttner und Engelmann über die strategische Ausrichtung des Betriebes. So hat man eine neue Fachberatung für die Biogasanlage an der Seite. „Die Anlage läuft nicht optimal. Elf Jahre können wir noch mit den guten EEG-Konditionen arbeiten. Konzeptionell geht es darum, den Anteil von Gülle, Mist und Hühnertrockenkot maximal auszunutzen und pflanzliche Substrate auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, um Ackerfläche für Marktfrüchte zu gewinnen“, so Blöttner.

Vertragsnaturschutz: Arbeit auf unrentable Ackerflächen wird eingestellt

Daneben identifiziere man betriebswirtschaftlich unrentable Ackerflächen. „Wir folgen damit dem Wunsch der Agrarpolitik und stellen auf diesen Flächen die Lebensmittelproduktion ein – etwa zugunsten von Vertragsnaturschutz. Auf den anderen Äckern wollen und müssen wir intensive Landwirtschaft betreiben.“

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