Ukrainische Exporte: Leere Speicher absehbar

Symbolbild (c) Sabine Rübensaat
Überregional
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Für ärmere Länder werden fehlende ukrainische Exporte katastrophale Folgen haben. Auf die EU-Landwirtschaft kommen steigende Kosten zu.

Der Ukraine-Krieg hat unmittelbar Folgen für die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Davon geht der Marktanalyst Jan Peters (agrarfax) aus. Der Maisexport der Ukraine sei nach Schließung der Schwarzmeerhäfen komplett unterbrochen, berichtete Peters bei einer Informationsveranstaltung zu den Auswirkungen des Krieges auf die Agrarmärkte, die Prof. Sebastian Lakner von der Universität Rostock organisiert hatte. Allein die Mischfutterindustrie im westdeutschen Veredlungsgebiet Südoldenburg benötige jeden Monat 300.000 t Getreide. Die Mischer in Deutschland und Europa seien dabei existenziell auf Mais aus der Ukraine angewiesen. Ohne ihn seien weiter steigende Futterkosten für die hiesigen Veredlungsbetriebe unvermeidlich.

Ukrainische Exporte: Hunger in ärmeren Ländern erwartet

Umgekehrt profitierten zwar auch die Ackerbauern in Deutschland von den aktuell hohen Preisen für Raps und Getreide, sie müssten aber gleichzeitig extrem gestiegene Kosten für Treibstoff und Dünger verkraften.

Der langjährige Marktbeobachter geht davon aus, dass die durch den Krieg unterbrochene Lieferlogistik schon kurzfristig zu einer humanitären Katastrophe in weniger entwickelten Ländern führen wird. So habe Ägypten zuletzt zwei Getreideausschreibungen gestoppt, weil die aktuell aufgerufenen Preise für das Land nicht bezahlbar seien.

Marktanalyst Peters rechnet mit weiteren Preissteigerungen, sollte in der Ukraine keine normale Frühjahrsbestellung möglich sein. „Dann werden die höchsten Getreidepreise dieses Wirtschaftsjahres die niedrigsten des kommenden Wirtschaftsjahres sein“, sagt Peters voraus. Die Welt sei auf Russland und die Ukraine als Getreidelieferanten angewiesen. „Wenn die beiden Länder für den Weltmarkt mit einem Drittel der weltweiten Erntemenge ausfallen, ist die Katastrophe da“, so der Marktanalyst von agrarfax.


Landwirte helfen in Not geratenen Ukrainern

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an feldarbeiten mangels Personal und Diesel überhaupt nicht zu denken

Wenig Hoffnungen auf eine halbwegs normale Frühjahrsbestellung machte während der Veranstaltung Dr. Alex Lissitsa, der mit der 120.000 ha großen IMK-Holding einen der größten Agrarbetriebe der Ukraine leitet. Von den insgesamt 2.000 Mitarbeitern seien nur noch gut 200 auf den Hofstellen. Alle anderen seien im Krieg oder bei der Verteidigung von Dörfern und Städten eingesetzt. Transportwege zu den Molkereien seien unterbrochen, Tierverluste nähmen zu. An Feldarbeiten sei mangels Personal und Diesel aber überhaupt nicht zu denken. Die IMK-Betriebe hätten ihren Diesel zum Teil der ukrainischen Armee als Treibstoff zur Verfügung gestellt. Wo die Russen bereits vorgerückt seien, habe man ihn verbrannt.

Niederländische Ackerbauern mit Betrieben in der Ukraine berichteten in Fachzeitschriften oder in eigenen Blogs, sie würden Anbaupläne auf minimalen Einsatz von Diesel, Dünger und Pflanzenschutzmittel umstellen. Diese seien sehr knapp oder gar nicht mehr verfügbar. Die Produktion von Mais und Zuckerrüben werde zugunsten von Weizen und Sojabohnen begrenzt.

Ungarn schränkt Getreideexporte ein

In Ungarn, einem der größten Maiserzeuger in der EU, sind seit Wochenbeginn alle Ausfuhren von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Sojabohnen und Sonnenblumenkernen anzeigepflichtig. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Budapest wird untersucht, ob die Lieferung die Versorgungssicherheit im Land einschränken könnte. Dann würde der Staat von seinem Vorkaufsrecht zu marktüblichen Preisen Gebrauch machen. Nicht betroffen sind humanitäre Lebensmittelhilfen.

In Deutschland haben erste Discounter die Abgabe von Sonnenblumenöl rationiert, für das der Rohstoff fast vollständig aus der Ukraine kommt. Bei Aldi Süd dürfen Kunden seit Ende voriger Woche vorläufig maximal vier Literflaschen erwerben. Auch aus Spanien berichten Medien von Hamsterkäufen, da Verbraucher wegen des Krieges drastische Preissprünge befürchten und sich bevorraten wollen. red

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