Online-Auktion von Landmaschinen: Worauf Bieter unbedingt achten sollten

Seit zwei Jahren neu: Ein Verkaufsstandort in Leipzig, damit die Transportwege für Verkäufer und Käufer nicht so weit sind. Das Gros der Technik steht jedoch in Meppen. (c) WERKBILD/RITCHIE BROS.
Landtechnik
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Von nagelneu bis uralt: Auf einer Online-Auktion von Ritchie. Bros kann man Gebraucht- und Neumaschinen ersteigern. Dr. Enrico Sieber, Regionalvertriebsleiter für den Bereich Landmaschinen, gibt Tipps, wie man Landtechnik am besten ersteigern kann.

Von Klaus Meyer

Herr Dr. Sieber, die nächsten Online-Auktionen von Landmaschinen in Meppen, Wackersdorf und Leipzig stehen an. Wie viele Positionen stehen an den einzelnen Standorten von Ritchie Bros. Auctioneers zum Verkauf?
Diese Frage kann leider erst am Tag der Auktion genau beantwortet werden. Für unsere Einsteller besteht bis zum Zeitpunkt des Verkaufs vom ersten Objekt die Möglichkeit, Ware anzuliefern und unter Vertrag zu geben. Die Auktion im März ist die hinsichtlich Stückzahl zweithöchste nach der im November. Wir bewegen uns da in etwa zwischen 1.700 und 2.000 Positionen. Derzeit laufen etwa 70 Prozent über Meppen und der Rest wird über unsere Satellitenyards versteigert.

Dr. Enrico Sieber ist Regionalvertriebsleiter für den Bereich  Landmaschinen in  der Region D/A/CH.
Dr. Enrico Sieber ist Regionalvertriebsleiter für den Bereich Landmaschinen in der Region D/A/CH. (c) privat

Seit zwei Jahren stellen Sie auch Verkaufsobjekte in den Satellitenyards Leipzig und Wackersdorf aus, warum?
Mit wachsendem Interesse am Auktionsgeschehen möchten wir noch näher an unsere Kundschaft kommen. In Abhängigkeit vom Verkaufspreis spielen da Transportkosten beim Verkauf und auch Einkauf der Waren eine zunehmende Rolle. Wir haben mit der Entscheidung im Herbst 2020 damit einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil für unsere Kunden geschaffen.

Was ist der Unterschied zwischen Online-Zeitauktion und Live-Auktion?
In der Liveauktion sitzt der Bieter körperlich anwesend in einem Auktionsraum, in dem der Auktionator die Gebote annimmt. Die Anzahl der Bieter ist auf die im Raum Anwesenden begrenzt und das Bieten ist nicht anonym. Der Eventcharakter ist natürlich um ein Vielfaches höher, als steril am Rechner mitzubieten. Bei der Onlineauktion kann der Teilnehmer seine Kaufentscheidung unabhängiger von der Gruppendynamik im „Live-Bieterkessel“ treffen.

Welche Gründe sprechen für den Kauf von Landmaschinen auf einer Onlineauktion?
Grundsätzlich bieten die Online-Auktionen von Landmaschinen allen Kundengruppen Vorteile. Sowohl Auktionsprofis als auch Neueinsteiger haben die Möglichkeit, auch während der Bieterzeit permanent auf alle Details der Bietobjekte zuzugreifen. Das Online-Bietverfahren ist sehr transparent und jeder sieht die Zeit, die verbleibt, um ein Angebot abzugeben. Mit der Eingabe eines persönlichen Höchstgebotes, muss man nicht unbedingt live zur Versteigerung dabei sein. Jedoch ist damit natürlich keine Erwerbsgarantie gegeben.

Nehmen wir mal an, ich würde den gleichen Gebrauchttraktor beim Händler und auf einer Auktion kaufen beziehungsweise verkaufen. Gäbe es Unterschiede im Preis und wenn ja, warum?
Natürlich ist eine Preisdifferenz vorhanden. Als Landmaschinenhändler muss ich eine höhere Marge kalkulieren. Die Kosten für Vertrieb, Service, Auslieferung/Übergabe an den Kunden, eventuelle Reklamationen und Finanzierungskosten der Lagerware sind preisrelevant. Bei der Aktion wird die Maschine ohne all diese Posten direkt zu einem vorher genau festgelegten Zeitpunkt verkauft. Das spart Geld für den Einsteller. Der Käufer bekommt die Maschine in genau dem transparent beschriebenen Zustand. Eine Garantie, eine Kulanz beziehungsweise eine eventuell spätere Reparatur sind nicht mehr verhandelbar.

Was muss ich als Bieter vor Online-Auktionen von Landmaschinen alles machen, damit ich mitbieten kann?
Im ersten Schritt muss man sich als Kunde bei Ritchie Bros. Auctioneers registrieren. Dazu geht man auf die Homepage www.rbauction.de und gibt unter Anmelden seine E-Mail-Adresse ein und erstellt ein Passwort. Damit ist man in der Auktionswelt registriert und hat Zugriff auf Auktionen weltweit als auch auf historische Auktionsergebnisse. Zur gewünschten Auktion muss man sich in dem Feld „Registrieren“ zur jeweiligen Auktion anmelden.

Kann man die Maschinen vorher in Augenschein nehmen?
Vor jeder Auktion bieten wir zu unseren Besuchertagen (Viewing Days) die Möglichkeit, die Geräte und Maschinen zu fahren beziehungsweise technisch in Augenschein zu nehmen. Dazu stehen unsere Kollegen vom Operationsteam tatkräftig zur Verfügung. Ich empfehle jedem, der bei einer Auktion mitbieten möchte, zum Schätzen des möglichen Kaufpreises die potenzielle Ware vorher persönlich zu besichtigen.

Bietfieber: Tipps für das erfolgreiche Ersteigern von Landmaschinen

Worauf sollte man dabei alles achten?
Wichtig ist, dass sich jeder potenzielle Käufer dieser Möglichkeit bewusst sein muss. Ein Kauf ohne persönliche Besichtigung kann wie überall eine andere Erwartung als gewollt erwecken. Wir dokumentieren die Maschinen zwar mit bis zu 80 Bildern pro Objekt und bieten auch Videos an, aber ein persönliches Besichtigen bringt oft ein höheres Sicherheitsgefühl beim Käufer.

Warum gibt es keine Mindestpreise?
Richtie Bros. ist weltweit das führende Unternehmen in der Versteigerung von Bau- und Landmaschinen. Jedes zur Auktion angebotene Objekt hat seinen aktuellen Marktwert. Mit unserem weltweiten Netzwerk an Kundendaten bieten wir den Einstellern den maximal möglichen Kreis an Käufern zum jeweiligen Auktionstermin. Ein durchaus auch möglicher Verkaufspreis unter den Erwartungen des Verkäufers spiegelt dann die aktuelle Situation des Verkehrswertes im terminierten Abverkauf wider. Mindestpreise können den finalen Kaufpreis sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.

Fallen bei Online-Auktionen von Landmaschinen Auktionsgebühren an beziehungsweise wie setzt sich der endgültige Preis zusammen?
Ja, sowohl der Käufer als auch der Verkäufer tragen Gebühren für den Auktionsservice. Zum endgültigen Gebot kommen, von der Höhe des Gebotes abhängig, unterschiedlich hohe Transaktionsgebühren hinzu. Diese Gebühr beträgt zehn Prozent bei Maschinen, die für bis zu 12.000 Euro verkauft werden. Sie liegt bei 3,85 Prozent für Maschinen, die für über 12.000 bis 129.870 Euro verkauft werden, beträgt jedoch mindestens 1.200 Euro. Bei Maschinen, die für über 129.870 Euro den Besitzer wechseln, beträgt die Transaktionsgebühr 5.000 Euro. Für pauschalierende Landwirte ist noch wichtig zu wissen, dass zum Schluss noch die Mehrwertsteuer obendrauf kommt.

Wie erfolgt die Zahlung bei Online-Auktionen von Landmaschinen?
Direkt nach der Auktion bekommt der Käufer eine Nachricht, dass er zum Betrag X die Ware mit der Lot-Nummer Y erworben hat. Es geht dann umgehend eine E-Mail mit einer Zahlungsaufforderung zur Überweisung an die angegebene Adresse. Die Zahlung muss vor Abholung der Ware erfolgen.

Laut Homepage bieten Sie für verschiedene Regionen flexible Finanzierungs- und Leasingoptionen an. In welchen Regionen bieten Sie was an?
Diese Programme werden primär in Nordamerika genutzt. Für Kunden im deutschsprachigen Raum stellen wir gern den Kontakt zu regionalen Finanzierungsunternehmen her.

Kann man sich die ersteigerte Maschine oder den Traktor liefern lassen?
Der Transport von Auktionsware liegt in der Verantwortung des Käufers. Auch hier haben wir eine größere Anzahl an kooperierenden Transportunternehmen, mit denen wir die Lieferung vorbereiten können und dann im Auftrag des Käufers auslösen.

Von wem bekommen Sie die zu versteigernden Objekte?
70 Prozent der landwirtschaftlichen Traktoren, Maschinen und Geräte kommen vom Landtechnikhandel und Vermietern, 30 Prozent kommen von landwirtschaftlichen Betrieben.

Welche Gründe sprechen für den Verkauf von Landmaschinen über eine Online-Auktion?
Es gibt definitiv einen festen Zeitpunkt, an dem das Objekt verkauft wird. Der Aufwand für Vertrieb und Abwicklung wird komplett von Ritchie Bros. übernommen. Es ist einfach und bequem für den Verkäufer: Vertrag unterschreiben, Maschine anliefern und 21 Tage nach der Auktion den Zahlungseingang verbuchen. Zum Zeitpunkt der Auktion sind durch unser Netzwerk zwischen 2.500 und 3.500 Bieter online und aktiv im Bietergeschehen eingebunden. Diese Aufmerksamkeit hat man auf statischen Onlineplattformen zum Maschinenverkauf sehr selten beziehungsweise nie.

In welchem Zustand sollte das Verkaufsobjekt sein?
Wir empfehlen prinzipiell, eine intensive Reinigung des Verkaufsobjektes, bei motorgetrieben Maschinen empfiehlt sich auch eine neue Batterie. Die Intensität der Aufarbeitung liegt im persönlichen Ermessen des Verkäufers. Qualität und Optik bringen Geld. Nur die Farbdose anzusetzen, kann aber auch nach hinten losgehen. Da empfiehlt es sich, den gereinigten Originalzustand zu präsentieren und einfach transparent den Maschinenzustand vorzustellen.

Sie bieten Verkäufern verschiedene Services an. Welche sind das?
Neben der Beratung zur vorzeitigen Preisabschätzung aus den historischen Ergebnissen unserer weltweiten Auktionen bieten wir die gesamte Verkaufsabwicklung der Ware an. Ein wesentlicher Punkt ist auch die Abwicklung der Zahlung des Käufers. Grundsätzlich bieten wir vor Auktionsbeginn das Reinigen von Maschinen und das Vermitteln von Transporten an.

Mit IronPlanet hat Ritchie Bros. einen weiteren Verkaufskanal. Welche Bedeutung hat er im Landtechnikbereich?
Die Bekanntheit dieser „Mindestpreisauktion“ ist leider noch nicht da, wo wir sie uns wünschen. IronPlanet ist jedoch eine ganz interessante Möglichkeit, Maschinen über das Ritchie Bros.-Netzwerk zu kaufen oder verkaufen. Wir nutzen die Plattform auch, um gezielte Kundenanfragen zu Maschinen bedienen zu können und kaufen gezielt interessante Ware am Markt ein.

Was hat sich durch Corona verändert und wird es irgendwann wieder Live-Auktionen geben?
Der gesamte Auktionsapparat hat sich auf den Kopf gestellt. Das Geschäft ist deutlich schneller und transparenter geworden. Auktionatoren sind in Europa nicht mehr im Einsatz. Für die Verkäufer und Bieter hat sich ein vielleicht schon ausstehender Wandel in der Abwicklung beschleunigt. Verkäufer haben eine viel größer Bieterschaft gewonnen, das Preisniveau ist deutlich gestiegen. Für Käufer ist die vielleicht vorher mit Scheu versehene Teilnahme an Auktionen einfacher geworden. Man kann sich genau im Zeitfenster der angekündigten Auktion vor den Rechner setzen und zunehmend junge und hochwertige Ware kaufen. Dabei kommen vielen Käufern die weiter oben besprochenen Preisvorteile zugute. Alles in allem gibt es nur positive Dinge über den Wechsel von live zu online zu berichten.

Und um den Eventcharakter von früher wieder zu bekommen, sind wir schon straff in der Planung und werden zum gegebenen Zeitpunkt und den Veranstaltungsmöglichkeiten entsprechend ein Gläschen mit unseren Kunden zusammen trinken.


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