Agrargenossenschaft Ranzig: Düngen – auch im roten Gebiet
Die Frühjahrsarbeiten auf den 1.350 ha der Agrargenossenschaft Ranzig sind in vollem Gange. Zugleich freuen sich die Ranziger über ihren vielversprechenden Neuzugang im Stall.
Der Festmist wird nach und nach auf die Felder gefahren. Dort wartet er zu Hügeln getürmt auf die kommenden Tage, die schon morgens frostfrei sind. Dann kann der Mist verteilt und eingearbeitet werden, der noch eine Weile im Boden ruht, bis Mitte April der Mais gelegt werden kann.
Wir wenden uns in dieser Woche aber dem Wintergetreide zu, das die Agrargenossenschaft Ranzig dieser Tage bei ihren Frühjahrsarbeiten teilflächenspezifisch mit flüssigem Stickstoffdünger versorgt. Schaut man über den Acker, ist gut zu sehen, wo der Winterroggen beginnt, der schon vor drei, vier Tagen eine Gabe bekommen hat: Er ist sattgrün. Wo die Wintergerste beginnt, wird es gelblich. Aber nicht mehr lange. Marcus Barow fährt mit einer sieben Jahre alten Anhängerfeldspritze M 740(i) von John Deere mit 24 m Arbeitsbreite über den Acker.
Agrargenossenschaft Ranzig: Frühjahrsarbeiten mit Hightech an Bord
Beim Wenden ist zu sehen, wie die Düsen in Drei-Meter-Einheiten mit dem Sprühen einsetzen, damit auch hier die Pflanzen gleichmäßig und nicht doppelt benetzt werden. Ohne Hightech an Bord wäre das nicht möglich. Und auch innerhalb der Reihe wird die Stickstoffgabe differenziert.
verwendung besonderer düsen
„Wir verwenden besondere Düsen, die uns ermöglichen, die Aufwandmenge pro Hektar variieren zu können“, erläutert Thomas Kläber, der in Ranzig die Pflanzenproduktion der Agrargenossenschaft leitet. Grundlage sind Applikationskarten, die Kläber zuvor im Büro erstellt hat und die per USB-Stick in die Schleppersoftware übertragen werden. Denn noch gibt es hier kein 5G „an jeder Milchkanne“.
Für die Applikationskarten führt Kläber Talking-Fields-Karten, die auf Grundlage geostatistischer Auswertung mehrjähriger Satellitendaten erstellt wurden, mit der Ackerschlagkartei von FarmFacts zusammen. „Wir haben hier eine Schwankungsbreite zwischen 50 und 100 kg Stickstoff pro Hektar“, so Kläber. Die digitalen Daten müssen jetzt nur noch ganz analog als Flüssigdünger aus den Düsen kommen. Und das ist gar nicht so einfach.
„Herkömmliche Düsen machen diese Schwankungsbreite nicht mit“, erläutert Kläber. „Wir brauchen ja ein bestimmtes Tropfenspektrum: Es darf nicht zu fein sein, wenn sich der Druck auf die Düsen erhöht, weil wir sonst die Pflanzen verätzen. Daher brauchen wir eine variable Düse. Und die Firma Lechler hat sich da etwas einfallen lassen.“
Kläber nimmt eine Düse auseinander und befördert ein kleines Metallplättchen ans Tageslicht. „Von oben geht der Druck auf die Platte, und je mehr Druck ich fahre, desto mehr öffnet sich das Plättchen und lässt mehr Menge durch. Dadurch bekomme ich bei höherem Druck keine kleineren Tropfen.“ Zwischen 100 und 300 l Flüssigdünger pro Hektar können sie so ausbringen. Auf diesem Acker mit Wintergerste sind es aber deutlich weniger. „Wir sind hier im roten Gebiet, das heißt: 20 Prozent weniger düngen“, so Kläber. „Wir haben Nmin-Proben gezogen, den Düngebedarf ermittelt, um 20 Prozent reduziert und entschieden, in der Wintergerste, die sonst zwei Gaben bekommt, nur eine auszubringen.“
modernste feldspritze
Etwa 350 ha der Agrargenossenschaft Ranzig liegt im nitratbelasteten Gebiet. Da die Ranziger aus Kostengründen schon immer sparsam gedüngt haben, hinterfragen auch sie, ob tatsächlich sie die erhöhten Nitratwerte zu verantworten haben. „In der Nähe der Messstelle steht ein Akazienwald“, so Kläber, „aber die Wissenschaftler sagen, der habe angesichts der Anströmung nichts mit den Werten zu tun.“
Thomas Kläber freut sich noch immer, dass die Genossenschaft vor sieben Jahren die modernste Feldspritze gekauft hat, die es auf dem Markt gab. 70.000 Euro haben sie damals ausgegeben. Auch damit die Spritze besser ausgelastet ist, bringen die Ranziger Flüssigdünger aus. Außerdem: „Beim Festdünger mit Streuer haben wir die Verteilung nicht so gut hingekriegt“, so Kläber. „Die Spritze leidet zwar, weil der Dünger sehr aggressiv ist, aber sie macht im Jahr bestimmt 2.000 ha – wenn das reicht.“ Innerhalb von zehn Tagen wird Marcus Barow 135 ha Gerste, 44 ha Weizen und 300 ha Roggen versorgen. Futterroggen und Ackergras hat er schon geschafft.
förderziel erreicht
In der Nähe eines Grabens sieht man, wie sich die Teilnahme am Ackerrandstreifenprogramm zeigt. „Hier machen wir auf 24 Meter Breite jede zweite Drillreihe zu, düngen nicht und bringen keine Pflanzenschutzmittel aus. Da bietet sich als Standort die Grabennähe an, weil dort sowieso Abstandsauflagen gelten“, so Kläber. Zwischen den Reihen mit Wintergerste steht auf diesem Ackerrandstreifen deutlich mehr Unkraut – das Förderziel scheint erreicht.
NEUES ZIEL: Reinzuchtherde mit Herefords AUFBAUEN
Eine besondere Woche hatte Christian Rußig, der in der Agrargenossenschaft die Tierhaltung verantwortet. Auf der Fleischbullenauktion am 8. März in Groß Kreutz kaufte er den einzigen Hereford-Bullen, der angeboten wurde zum Gebot von 3.200 Euro von der Agrar GmbH Biesen. „Wir haben schon drei Jahre extrem gute Erfahrungen mit der Einkreuzung von Herefords in die Uckermärker gemacht“, berichtet Rußig. „Die Mutterkühe kalben relativ leicht. Die Kälber sind frohwüchsig und munter.“ Die Genossenschaft beabsichtigt, eine Reinzuchtherde mit Herefords aufzubauen, weil sie sich auch ein Plus bei der Fleischqualität für die Direktvermarktung verspricht. Auch eine Wagyu-Kreuzungsherde haben die Ranziger am Start, aber da sei eher Experimentierfreude im Spiel, wirtschaftlich sei das noch nicht, so Rußig.