Mentoringprogramm der FÖL: Mittendrin statt außen vor

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Seit zwei Jahren gibt es in Brandenburg für Existenzgründer und Junglandwirte die Möglichkeit, im Rahmen des Mentoringprogramms der FÖL vom Wissen erfahrener Berufskollegen zu profitieren.

Das Gespräch führte Tobias Schulz

Der Bedarf an Fach- und Führungskräften in der Brandenburger Landwirtschaft ist hoch. Auch die Zahl der Gründungswilligen steigt. Doch der Einstieg ist nicht leicht, und das vorhandene Beratungsangebot kommt zu kurz. Um Hofübergaben, Existenzgründungen und junge Betriebe zu unterstützen, arbeitet die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V. (FÖL) mit den Kooperationspartnern Bündnis Junge Landwirtschaft e. V. (BJL) und der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg seit 2020 im ELER-geförderten Projekt „Aufbau eines Netzwerkes für Mentoring und Beratung für Junglandwirte in Brandenburg“ zusammen. Im Mittelpunkt des Mentoringprogramms der FÖL stehen dabei der Wissenstransfer und die Vernetzung. Auf neues Terrain begibt sich das Projekt mit seinem Mentoring-Angebot.

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Maria, wie bist du darauf gekommen, einen Landwirtschaftsbetrieb zu gründen? Hast du einen familiären Hintergrund?
Maria: Landwirtschaft war schon immer mein Ding. Mein Onkel hat als Wiedereinrichter in den 90er-Jahren einen Milchviehbetrieb übernommen. Ich war, wenn auch noch in Berlin ansässig, mit großem Interesse ständig im Kuhstall. In den Ferien war ich immer bei Bekannten in Niedersachsen auf dem Hof und habe dort auch mitgearbeitet und viel gelernt. Für mich war immer klar, dass ich etwas mit Landwirtschaft und mit Tieren machen will. Mit der Zeit wuchs der Wunsch nach einem eigenen Betrieb, den ich dann 2017 gegründet habe.

MARIA MUNDRY
Für Maria kam nie etwas anderes infrage, als in der Landwirtschaft zu arbeiten. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung ging sie an die Fachschule. Nach ein paar Jahren in der Praxis entschied sie sich für das Agrarstudium in Göttingen und Berlin. Ende 2017 wurden mithilfe der Familie die ersten Angusrinder gekauft. Mittlerweile ist die Herde auf 65 Tiere angewachsen, wovon ein Großteil im Herdbuch sind. Ungefähr 14 Rinder im Jahr werden direktvermarktet, und ein Teil wird als Zuchtvieh verkauft, hinzu kommen die „Leasingrinder“. Der Betrieb läuft im Nebenerwerb. Im Haupterwerb arbeitet Maria als Geschäftsführerin im Kreisbauernverband Ostprignitz-Ruppin.

Hast du erst mal im kleinen Maßstab angetestet oder bist du gleich im Haupterwerb gestartet?
Maria:
Zunächst bin ich mit der Idee an die Familie herangetreten, und die hat mir ihre Unterstützung zugesagt. Zu der Zeit haben mein Partner und ich auch entschieden, von Berlin zurück aufs Dorf zu ziehen. In der Großstadt wurde es mit drei Kindern (heute vier) nicht einfacher mit dem Wohnraum. Anschließend bin ich im Nebenerwerb gestartet, nachdem klar war, dass ich von meinem Cousin ein paar Flächen pachten kann. Begonnen habe ich mit sieben Rindern.

Wie lange arbeitet ihr jetzt schon zusammen?
Maria: Nachdem ich als Mentee und Johannes als der für mich passende Mentor ausgewählt wurden, starteten wir mit unserem ersten Treffen im Frühjahr 2021.

Trefft ihr euch regelmäßig oder nur bei Bedarf?
Maria: Die Treffen finden nach Bedarf und nach vorheriger Absprache statt. Der Austausch läuft aber auch häufig per Telefon oder E-Mail. Wenn Johannes zu mir kommt, dann muss sich das durch die lange Anfahrt für ihn auch lohnen. So bearbeiten und besprechen wir gleich mehrere Dinge auf einmal und nutzen den Tag. Negativ wurden unsere Treffen zum Teil jedoch durch die Corona-Situation beeinflusst.

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Mentoringprogramm der FÖL: Gemeinsam schauen, was funktioniert

Was ist Gegenstand eurer Arbeit, geht es eher um praktische Tipps oder doch eher um die Betriebswirtschaft?
Johannes: Im täglichen Betriebsablauf der Mutterkuhhaltung kann ich Maria wenig vormachen, da ist sie topfit. Vielmehr war am Anfang die Hauptaufgabe, gemeinsam mit ihr geordnete Strukturen zu schaffen und zu schauen, was geht, was funktioniert nicht und was muss entlang der Wertschöpfungskette verbessert werden.
Maria: Ich habe überlegt, das Thema Geflügel in meinen Betrieb aufzunehmen und z. B. in die mobile Hühnerhaltung einzusteigen. Da hat mir Johannes aber den Kopf gewaschen und klargemacht, dass das derzeit meine Kapazitäten übersteigt und ein komplett neues Feld ist, in das ich mich einarbeiten muss. Wir haben uns dann darauf verständigt, schwerpunktmäßig meine Mutterkuhhaltung entlang der Wertschöpfungskette zu optimieren und die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise mit allen bürokratischen und praktischen Schritten, die dazugehören, in der Projektlaufzeit vorzunehmen. Ein Problem, vor dem ich in letzter Zeit immer stand, war, wie ich vom lebenden Tier zum Fleischpaket komme. Immer wenn ich dachte, wir haben einen geeigneten Partner, ist der aus irgendwelchen Gründen weggebrochen. Wir haben zwar die Kunden, aber beim Thema Schlachtung hat immer irgendein Faktor nicht gepasst oder ist ausgefallen.
Johannes: Die Frage war deshalb, ob Maria in einen eigenen Zerlegeraum investieren soll, der schnell 80.000 – 100.000 Euro kosten kann, oder doch weiterhin auf externe Partner setzt. Die Investition erschien mir vergleichsweise hoch. Deshalb haben wir zunächst die Region abgescannt und gemeinsam verschiedene Betriebe besucht. Schließlich haben wir eine günstige Möglichkeit gefunden. Jetzt beschäftigen wir uns mit der Umstellung auf Bio. Da dieses Feld für Maria neu ist, vermittle ich ihr nun mein über die Jahre gesammeltes Wissen im Biobereich.

JOHANNES ERZ
Johannes ist in Baden-Württemberg geboren und aufgewachsen. Nach der Ausbildung zum Landwirt hat er dort auf verschieden Familienbetrieben gearbeitet und verbrachte ein Jahr in Australien auf Großbetrieben. Er besuchte die Akademie für Landbau in Nürtingen und absolvierte sein Bachelorstudium in Eberswalde im Studiengang Ökolandbau und Vermarktung. 2012 gründete er schließlich seinen eigenen Betrieb und arbeitete parallel bis Ende 2019 im Saatgutvertrieb. Johannes ist Mitgründer des Bündnis Junge Landwirtschaft e. V. und Mitglied m Aufsichtsrat der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg. Er lebt das Motto „Landwirtschaft aus Leidenschaft“.

Johannes, was hat dich dazu bewogen, dich als Mentor bei dem Mentoringprogramm der FÖL zu bewerben? Hast du selbst zu Beginn deiner Laufbahn von den Erfahrungen der gestandenen Berufskollegen profitiert?
Johannes: Wir haben ähnlich wie Maria gegründet, aber deutlich früher Ende 2012. Es ging ohne jegliches Kapital (ohne Geld von Eltern oder Schwiegereltern) und aus dem Nebenerwerb heraus los. Anfang 2013 fingen wir mit den Mobilställen für Legehühner an. Stück für Stück hat es sich weiterentwickelt. Ich hab mich als Mentor beworben, weil wir ziemlich viel Gründungserfahrung gesammelt haben und es mir am Herzen liegt, diese weiterzugeben. Mein Ansatz ist, dass nicht jeder so viel Lehrgeld bezahlen soll wie wir. Durch eine qualifizierte Begleitung können viele unnötige Fehler vermieden werden.

Außerdem bewegen wir uns in einem vergleichsweise strukturschwachen Agrarbundesland, weshalb ich mich über weitere Berufskollegen sehr freue. Ich hätte mir damals ein Mentoring-Programm echt gewünscht, weil wir viele Fehlentscheidungen getroffen haben. Das Problem ist, wenn du einen Betrieb gründest, dann gründest du aus der vollen Begeisterung und meinst oft, du kannst die ganze Welt bewegen. Da wünscht man sich manchmal jemanden, der ein bisschen bremst und in die richtige Spur bringt. Ein Austauschpartner mit langjähriger Berufserfahrung wäre damals echt Gold wert gewesen.

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Wichtig, dass der Mentee den Mentor auch in die Karten gucken lässt

Würdet ihr diese Art der Zusammenarbeit weiterempfehlen?
Johannes: Mir macht es einfach Spaß, Maria zu begleiten und die positiven Entwicklungsschritte zu sehen. Ich hoffe, dass das Projekt fortgesetzt wird. Zukünftig sollten noch mehr junge Menschen die Chance bekommen, fachlich begleitet zu werden. Jedoch ist es auch wichtig, welchen Projektpartner man bekommt und wie weit man miteinander harmoniert. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Mentee den Mentor auch in die Karten gucken lässt – vor allem wenn es um die Betriebswirtschaft geht. Nur so lassen sich gute Lösungen finden.
Maria: Ich würde die Zusammenarbeit des Mentoringprogramms der FÖL auf jeden Fall weiterempfehlen. Jedoch würde ich das ganze Projekt nach Möglichkeit noch größer denken und auch ältere Landwirtinnen und Landwirte, beispielsweise bei Hofübernahmen und anderen Projekten, unterstützen. Ich finde es wichtig, mit jemanden direkt sprechen zu können, als beispielsweise irgendwelche Schulungen zu besuchen. Es ist etwas ganz anderes, wenn man mit jemandem zusammen auf dem Hof sitzt und sich die Probleme vor Ort auf der Fläche oder im Stall angucken kann.

Direktvermarktung: Digitalisierung ermöglicht vieles

Johannes, wie schätzt du es ein, ist es heute schwieriger, einen eigenen Betrieb zu gründen als noch vor 20 Jahren?
Johannes: Einen Betrieb zu gründen und dafür den Hof mit Land zu bekommen, ist heute deutlich komplizierter. Der Beruf eines Landwirts hängt, wie es der Name schon vermuten lässt, vom Land ab. Die Situation nach der Wende war schwierig. Es gab Leute, die viel Land gepachtet oder gekauft haben, während andere heute um jeden Hektar kämpfen müssen.

Auf der anderen Seite ist es heute möglich, wenn man die Vermarktung beherrscht, seine Nische für seine Produkte zu finden. Der Markt für Bioprodukte war damals deutlich komplizierter. Nur wenige Landwirte haben sich getraut, auf Bio zu gehen. Die Nachfrage war auch noch nicht so groß. Die Digitalisierung in Bezug auf die Direktvermarktung ermöglicht heute vieles. Durch eine gute Website mit Videos und Bildern und einen tollen Onlineshop erreicht man auch Leute in ein paar Hundert Kilometern Entfernung und kann seinen Absatz steigern.



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