Braugerstenrundfahrt: Gute Preisaussichten
Während es für die Winterbraugerste gar nicht schlecht aussieht, ist der Ernteausgang bei der Sommergerste noch völlig offen, hieß es bei der diesjährigen Braugerstenrundfahrt, die ins Weimarer Land führte.
Pralle Sonne und ordentlich Hitze: Mit zwei Bussen begaben sich Landwirte, Vertreter von Züchterfirmen, Händlern, Mälzereien und Brauereien am Dienstag letzter Woche auf Braugerstenrundfahrt im Weimarer Land. Geladen hatte der Thüringer Braugerstenverein, der die traditionelle Sortendemo für den ersten Stopp ausgewählt hatte. Auf der Demofläche hatte das TLPVG Buttelstedt in Breitsaat zusätzlich zwei Streifen Sommerbraugerste angelegt, bei denen die Unkrautbekämpfung mechanisch erfolgte. Zum Einsatz kam einmal die Hacke; im zweiten Streifen wurde zweimal gestriegelt. Die Ergebnisse konnten in beiden Fällen nicht zufriedenstellen.
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Traditionelle Sortendemo
- Amidala (Nordsaat/Hauptsaaten)
- Accordiene (Ackermann SZ/Saaten-Union)
- Skyway (Nordic Seed Germany)
- Prospekt (SZ Streng/IG Pflanzenzucht)
- Daphne GS 3300 (SZ Breun)
- Solist (SZ Streg/IG Pflanzenzucht)
- Leandra (SZ Breun/Hauptsaaten)
- Sting GS 3253 (Nordsaat/Saaten-Union)
- LG Flamenco (Limagrain)
Hamsterschutzstreifen im Buttelstedter Praxisschlag
Marie-Luise Sturm, die das Projekt „Mechanische Unkrautbekämpfung“ beim TLPVG leitet, bilanzierte, dass die Geräte in beiden Fällen zu spät zum Einsatz kamen. Eine Wiederholung des Versuches will man im nächsten Jahr ins Auge fassen.
Bei einem hiernach angesteuerten Buttelstedter Praxisschlag mit der Sommergerstensorte KWS Jessie lenkte der neue TLPVG-Pflanzenbauleiter Timo Wollweber, der die Nachfolge von Andreas Kröckel antreten wird, den Blick auf einen Hamsterschutzstreifen mit einem Gemisch aus Sommergerste, Hafer und verschiedenen Kleesorten.
Steffen Müller, Vorstand der Agrar eG Guthmannshausen, präsentierte zum Abschluss einen ansehnlichen Sommergerstenschlag. Am 10. März kam hier die Sorte Accordine in den Boden. Der Pflanzenschutz beschränkte sich auf eine Herbizidanwendung Mitte Mai, der sich die Halmstabilisierung mit einem Fungizid anschloss. Die Maßnahme gegen Rost Mitte Juni, so Müller, hätte man sich im Rückblick sparen können.
Fehlender Niederschlag und extreme Hitze
In Guthmannshausen baut man neben 550 ha Sommerbraugerste auf knapp 730 ha Wintergerste an, davon 110 ha Vermehrung. Ziel bei der Wintergerste ist Brauqualität, wobei man im Vertragsanbau allein auf die Sorte KWS Somerset setzt. Wie in den meisten Regionen, fehlt in Guthmannshausen Niederschlag: von April bis Juni fielen lediglich 85 mm. Dazu kommt die extreme Hitze.
Während Müller bei der Wintergerste noch mit guten Ergebnissen rechnet, ist der Ausgang bei der Sommergerste offen. Dies war auch der Tenor der Berufskollegen zum Abschluss der Rundfahrt bei der Iruso GmbH in Buttstädt, dem diesjährigen Gastgeber. Preislich steht die Braugerste derzeit mit über 400 €/t da, wo sie die Anbauer erwarten: nämlich mit einem Prämienaufschlag zum Winterweizen. Die Mälzer äußerten sich hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung zaghaft. Dass die 400 € zum Jahresende noch stehen, sei aber nicht auszuschließen. Aktuell herrsche bei den Brauereien im Inland große Nachfrage. Ähnlich sehe es bei Exporten aus, die aber durch die knappen Transportkapazitäten begrenzt würden.
Enorm gestiegene Kosten für Bierbrauer
Die Vertreter der Mälzereien und Brauereien blickten mit Sorge auf die Entwicklung der Energieversorgung; die Bierbrauer sehen sich überdies mit enorm gestiegenen Kosten bei Glas, Etiketten und Kronkorken konfrontiert.
Der Vorsitzende des Thüringer Braugerstenvereins, Dr. Lars Fliege (Agrargesellschaft Pfiffelbach), kritisierte die immer noch fehlenden GAP-Regelungen. Er erwartet erst nach der Herbstaussaat Klarheit. Immerhin: Bei der künftigen Vorgabe zum Anbau einer Winterzwischenfrucht vor Sommerungen zeichne sich ab, dass es für die Sommerbraugerste eine Ausnahme nicht nur für Thüringen geben könnte.
Braugerstenwettbewerb
Auch 2022 führt der Braugerstenverein seinen Wettbewerb um die besten Erzeuger- und Handelsmuster durch. Je Betrieb können maximal zwei Proben à 1,5 kg eingereicht werden. Fehlen dürfen nicht die Angaben zu Sorte und Ertrag und bei den Handelsmustern der Handelsumfang der Partie in Tonnen.
Einsendeschluss bei der Geschäftsstelle des Braugerstenvereins (Alfred-Hess-Str. 8, 99094 Erfurt) ist der 7. September. Nichtmitglieder können sich mit einem Unkostenbeitrag von 30 €/Probe am Wettbewerb beteiligen.