LVG Köllitsch: Mit blauem Auge davongekommen
Ein Blick auf die Ernte, auf Äcker und in Silos, bauliche Veränderungen am Kuhstall und Personalveränderungen: Neues von unserem Praxispartner in Sachsen, dem LVG Köllitsch.
Zentimetergenau platziert liegt das Saatgut nun im Boden: Auf 30 ha hat das Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch Winterraps in Einzelkornablage gesät. „Man kann das Korn präzie und punktgenau ablegen“, erklärt Feldbauleiter Nico Wolf den Vorteil dieser Methode. Das spare zum einen Saatgut, dessen Preis zuletzt „durch die Decke gegangen“ sei. Zum anderen erleichtert es die mechanische Pflege des Bestandes. „Raps braucht ein sehr feines Saatbett“, sagt er. „Dadurch droht aber auch die Gefahr der Verschlämmung, wenn es mal richtig Regen gibt, wie neulich bei uns mit stellenweise 40 Millimetern.“ Dank des 45-cm-Reihenabstands lasse sich der Boden zwischen der Saat mit der Hacke bearbeiten und wieder auflockern.
Unsere Top-Themen
• Baumschulengärtner Florian Wolf
• Samenernte mit Bürsten
• Technik für Gülle und Mist
• Märkte und Preise
„Raps ist wichtig für die Fruchtfolge und schwer zu ersetzen“
Auf weiteren Flächen hat das LVG den Winterraps herkömmlich gedrillt, sodass nun insgesamt 75 ha mit der Kultur bestellt sind. Und das, obwohl die Ernteergebnisse der letzten Jahre für spürbare Resignation gesorgt und den Rapsanbau im Betrieb grundsätzlich infrage gestellt hatten. Aber: „Raps ist wichtig für die Fruchtfolge und schwer zu ersetzen“, so Nico Wolf. Dass die Neuansaat von den ergiebigen Niederschlägen vom vorletzten Augustwochenende profitieren kann, gibt ebenso etwas Hoffnung wie der Umstand, dass sich der Erdfloh bisher zurückhält. Überwiegend ist das Saatgut mit der gegen diesen Schädling zugelassenen Beize Lumiposa behandelt. Zudem setzt der Betrieb auf einige ältere Sorten, mit denen man in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hat.
Mit Zwischenfrüchten Boden wieder Organik zuführen
Auf einem Großteil der rund 150 ha Fläche, die für den Zwischenfruchtanbau vorgesehen sind, war bis Ende voriger Woche das entsprechende Saatgut ausgebracht. Zwischenfrüchte, die auch den Anforderungen des Greenings dienen, wachsen in Köllitsch vor Mais und Zuckerrüben sowie vor Sommererbsen und Sojabohnen. Überwiegend sät das LVG eine Mulchsaatmischung mit einer starken Sandhaferkomponente aus. „Da wir fast das gesamte Stroh von den Flächen abfahren, führen wir mit den Zwischenfrüchten dem Boden auch wieder Organik zu“, verdeutlicht Nico Wolf.
Allerdings haben auch die Preise für das Saatgut eine enorme Aufwärtsbewegung genommen. Trotz der schweren Dürre scheint der Mais in der Köllitscher Elbaue, der seit Anfang letzter Woche gehäckselt und siliert wird, in diesem Jahr nicht gänzlich zu versagen. Die sehr guten Erträge des Vorjahres werde man natürlich nicht erreichen, doch man sei wohl bei der Ernte des LVG Köllitsch mit einem blauen Auge davongekommen und könne angesichts der Umstände noch zufrieden sein, befinden Betriebsleiter Ondrej Kunze und Feldbauchef Nico Wolf. Letzterer hofft auf einen Frischmasseertrag von 25 t/ha.
Bildergalerie: Neues vom LVG Köllitsch
Futterroggen soll Futterversorgung sicherstellen
Reichlich 100 ha sollen die Futtergrundlage des Betriebes für das nächste Jahr sichern. Über 1.000 t Silage aus dem Vorjahr liegen zwar noch im Silo. Aber auf dem Grünland waren die Erträge wie auch andernorts schlecht und brachten wenig Nachschub an Grassilage. „Dass wir noch Reserven hatten, war daher sehr beruhigend“, gibt Betriebsleiter Kunze zu verstehen. Um die Futterversorgung sicherzustellen, wurden auch wieder 30 ha Futterroggen angebaut. Dank des Regens sind die ersten grünen Spitzen auf dem Acker zu sehen – ein Anblick, der ebenfalls beruhigt. Dennoch, so Kunze und Wolf, sei die Anbauplanung extrem schwierig geworden. In keinem Jahr sei sicher, ob die Niederschläge für die benötigten Futtererträge reichen. Reserven einzuplanen bedeutet gleichzeitig, sich bei den Marktfrüchten einzuschränken.
Ernte der Sonnenblumen: Keine Hoffnung auf Höchsterträge beim LVG Köllitsch
Parallel zum Mais sind weiterhin 14 ha Sojabohnen zu ernten. Die Sonnenblumen reifen noch, geben allerdings nicht die Hoffnung auf Höchsterträge. Auch die Zuckerrüben werden nicht an die sehr guten Erträge des Vorjahres heranreichen. Die Bestände zeigen sich durchwachsen, immerhin aber nicht in dem kläglichen Zustand vergangener Dürrejahre. Zur Demonstration hatte das LVG sechs verschiedene Sorten ins Feld gestellt, die den züchterischen Fortschritt unter anderem in Sachen Blattgesundheit und Zuckergehalt abbilden sollen.
Bauliche Veränderungen im Kuhstall haben begonnen
Derweil bleibt auch im Tierhaltungsbereich die Zeit nicht stehen. Wobei manches aber durchaus auch Zeit braucht. Schon seit Langem war es der Wunsch des Betriebes, die nach Südwesten gerichteten Seitenwände des Kuhstalls zu öffnen, um mehr Luft und Licht hineinzulassen. Die Bedenken der Bauplaner hinsichtlich der Statik des Stalles konnten nun endlich ausgeräumt werden. Vorige Woche wurde mit dem Abbau der Holzverkleidung und dem Anbau von Curtains begonnen. Dass den Milchkühen die bauliche Veränderung am Stall entgegenkommt, habe man sofort an deren Verhalten gespürt, versichert Rüdiger Naumann, der Leiter des Köllitscher Rinderbereichs.
Neuigkeiten gibt es zum Start des Ausbildungsjahrs auch vom Personalbestand zu berichten. Während die zwei jungen Tierwirtinnen Anna-Sophie Lorenz und Alina Klugmann, die zu den erfolgreichsten Azubis dieses Jahres im Landkreis Nordsachsen zählen, zunächst für ein Jahr übernommen wurden, kehrt Landwirt Richard Liehr nach seiner Lehre auf eigenen Wunsch auf den großelterlichen Betrieb zurück. Hingegen haben Leoni Baasch, Celine Hamann und Johannes Meyer am Donnerstag voriger Woche ihre Ausbildung in Köllitsch begonnen. Die beiden jungen Frauen lernen den Beruf der Tierwirtin. Der junge Mann möchte Landwirt werden.