Vielseitigkeit hat ihren Preis
Es besteht immer Unterstellbedarf für Maschinen und Geräte. Da stellt sich die Frage, wie wirtschaftlich ein Hallenneubau ist, denn reine Maschinenhallen amortisieren sich nur durch den Werterhalt.
Beim Hallenneubau den Raumbedarf zu ermitteln und mit sinnvollen Baulösungen bereitzustellen, erfordert etwas Planungsaufwand. Der Platzbedarf für Maschinen ist klar, aber sollen in Teilbereichen kurzfristig auch mal Getreide, Futtermittel oder Dünger gelagert werden?
Wie vermeidet man, dass das gesuchte Gerät immer ganz hinten steht und erstmal eine halbe Stunde umgeräumt werden muss? Viele große Tore für gute Erreichbarkeit stehen oft im Widerspruch zu statischen Anforderungen und dem Wunsch, Schüttgüter möglichst hoch gegen die Wand zu kippen.
Die Bauart wird von den statischen Anforderungen, verfügbaren Materialien (z. B. eigenes Holz), vom Geldbeutel und den optischen Anforderungen der eigenen Familie, manchmal auch denen der Nachbarn und des Denkmalschutzes beeinflusst. In Tabelle 1 sind die Maße sowie absolute und spezifische Investitionskosten (Stand Mitte 2022) für verschiedene (einfache) Hallengrößen dargestellt.
Kleine Stahlhallen (13 m x 13 m x 5,6 m), deren Errichtung in Eigenleistung möglich ist/sein soll, werden oft günstig angeboten. Durch Grundstück, Aufbau, andere Tore, Fundament, Bodenplatte und Gebühren steigen die Kosten aber noch an. Schnell beträgt die Summe dann 68.400 statt 35.000 €, dies entspricht spezifischen Investitionskosten von etwa 405 €/m2 nutzbarer Grundfläche bzw. fast 67 €/m3 umbauten Raumes.
Größere Baulösungen weisen einen deutlich höheren Gesamtbedarf auf, aber die spezifischen Investitionskosten pro Quadratmeter Grundfläche bzw. pro Kubikmeter umbauten Raumes werden mit zunehmender Größe geringer. Bei einer Größe von 42 x 12 m (Nr. 2) kostet die Halle insgesamt fast 141.200 €. Umgerechnet auf die Größe fallen die Werte aber mit 280 €/m2 (31 %) bzw. 56,60 €/m3 (15,4 %) deutlich niedriger aus.
Während bei zunehmender Länge die spezifischen Kosten meist sinken, wirken zunehmende Höhe gering und zunehmende Breite deutlich kostensteigernd. Deshalb verursacht die breiteste Halle (Nr. 6) mit 297,40 €/m2 wieder höhere spezifische Investitionskosten. Wer viel Grundfläche braucht, sollte nur 18 bis 20 m in die Breite und dann eher in die Länge bauen; wer Volumen braucht, erst in die Höhe und dann in die Breite.
Teurer wird die Halle, wenn für Schüttgüter mit größeren Lagerungshöhen statisch belastbare Wände nötig würden. Vielseitigkeit hat eben ihren Preis.
Die jährlichen Kosten geben den Ausschlag
Neben der betrieblich gewünschten Größe wird die Entscheidung auch von der Rentabilität mitbestimmt. Die jährlichen Kosten werden – sowohl insgesamt als auch als spezifische Kosten pro Einheit – für 30 Jahre Nutzung, Annuitätendarlehen zu 3,20 % und 1,2 % des Gesamtbetrages für Unterhaltung und Versicherung ermittelt ( Tab. 2). Dies ergibt eine jährliche Belastung von circa 6,47 % der Investitionssumme.
Die jährlichen Kosten liegen zwischen 4.424 €/Jahr für die kleinste Halle (Nr. 1 30,80 €/m2/Jahr bzw. 5,99 €/m3/Jahr) und 28.855 €/Jahr für die größte Halle (Nr. 6; 22,63 €/m2/Jahr bzw. 4,51 €/m3/Jahr). Bei zunehmender Größe steigen die Flächenkosten leicht an (+ 12,6 %; Nr. 6 zu Nr. 5), während die Volumenkosten stagnieren.
Damit entscheidet die Nutzung: Ist Grundfläche (z. B. zum Abstellen von Maschinen) gewünscht, spricht dies eher für mittlere kleinere Hallen (hier Nr. 4); besteht eher Bedarf an Lagervolumen, gilt: je größer – desto günstiger (hier Nr. 5 und 6).
Welche Mindestmiete deckt die Kosten?
Für eine anteilige Vermietung, die Kostenverteilung bei einer gemeinsam errichteten Halle oder die Kostenzuteilung in einer Betriebszweigabrechnung kann aus den etwa 20 bis 22 €/m2/Jahr bei Dauerbelegung eine monatliche Kaltmiete von etwa 1,67 bis 1,83 €/m2/Monat abgeleitet werden (ohne Gewinn und Risikozuschlag und andere Umlagen).
Dieses Ergebnis ist auch von praktischer Relevanz, wenn ältere Gebäude aufgrund fehlenden Eigenbedarfs zur Kostendeckung vermietet werden sollen. Sie zeigt, mit welchen jährlichen Festkosten ein Mietinteressent rechnen muss, wenn er selbst etwas Neues bauen würde. Eine Kaltmiete von etwa 60–75 % dieses Satzes bringt dem Nutzer einen finanziellen Vorteil, den er gegen die Nachteile der gebrauchten Immobilie, meist weitere Anfahrt und suboptimaler Zuschnitt, aufrechnen kann.
Dem Eigentümer eines abgeschriebenen Gebäudes sichert diese Miete eine Deckung der weiter anfallenden (und bei älteren Gebäuden dann oft deutlich höheren) Unterhaltungs- und Versicherungskosten sowie einen geringen Gewinnbeitrag. Ist die Halle nur temporär belegt (Winterlager für Boote und/oder Wohnwagen) und steht sonst leer, müssen die jährlichen Kosten in der Belegungszeit erwirtschaftet werden, was bei sechs Monaten zur Verdopplung der Monatsmiete führt, sofern sie durchsetzbar ist.
So rechnet sich eine Maschinenhalle
Auch wenn Halle 5 etwas günstiger ist: Vermietete Hallenanteile sollten mindestens 20 €/m2/Ja hr bringen, soweit klar, aber die selbst genutzten? Hier ist ein monetärer Vorteil zum Beispiel über den Umweg Restwerteinfluss greifbar. Außer der eventuellen Verringerung von Diebstahl und Beschädigungsrisiken ist der mögliche höhere Restwert von Maschinen oder Geräten, die nicht ganzjährig dem Wetter ungeschützt ausgesetzt sind, ein weiterer, leider oft nur schwer kalkulierbarer Vorteil.
Deswegen kommt auch hier die Betrachtung von der Kostenseite. Wie hoch muss die Restwertsteigerung sein, damit sich die Unterbringung von einem Mähdrescher, einem Traktor oder einem Pflug in einer Halle rechnet? Der anzuwendende Rechengang wird beispielhaft dargestellt, und sollte auf individuelle Daten (Hallenkosten, Flächenbedarf und aktuelle Zinssätze) angewendet werden.
Dafür ist folgender Rechengang notwendig: Die entstehenden jährlichen Kosten der Unterbringung sind auf den späteren hypothetischen Verkaufstermin hin aufzuzinsen und anschließend zu summieren. Weil dabei Zinseszinseffekte auftreten, geht die langfristige Unterbringung am Schluss ganz schön ins Geld ( Tab. 3). Wird beispielsweise die „Norm“-Fläche von 1 m2 für fünf Jahre beansprucht, so entstehen daraus bis zum Kapitalrückfluss Kosten von insgesamt ungefähr 107,19 €.
Dieser Betrag müsste dann bei einem Verkauf an Restwertsteigerung (pro genutzte Quadratmeter) eintreten, damit sich die Unterbringung in der Halle gelohnt hat. Am Beispiel eines eher kleineren Schleppers, der einen Stellplatzbedarf von etwa 13,5 m2(3,5 m x 4 m) besitzt, ergeben sich nach acht Jahren aufsummierte und verzinste Gesamtkosten von 2.523 €.
Über 20 Jahre rechnet sich das Unterstellen, wenn 7.752 € Restwertsteigerung erwartbar sind. Das ist auch zu erwarten, denn bei ungeschütztem Abstellen wäre der Schlepper dann vermutlich schon weggerostet. Jedes weitere Jahr verursacht jetzt (durch Zinseszins steigende) Kosten von ungefähr 480 € für die weitere Unterbringung und rechnet sich somit für Zeitwerte über 9.000 €.
Was rein darf und was draußen bleiben kann?
Aber irgendwann ist Schluss: großvolumige Geräte von geringem Wert (Walzen, Schleppen, Eggen, Grubber) überwintern bei Platzmangel als Erste draußen. Und wenn kein zusätzlicher Wertverlust mehr auftreten wird, muss auch der Traktor draußen übernachten. Im Klartext: Je geringer der verbleibende Restwert und der zukünftig noch zu erwartende Wertverlust, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass für dieses Objekt in der Maschinenhalle kein Platz mehr ist.
Je höherwertig die Maschine allerdings ist, desto länger wird sie in der Maschinenhalle bleiben dürfen. So steht außer Frage, dass selbst vergleichsweise ältere Mähdrescher und große Schlepper, die auch mit 20 Jahren durchaus noch Restwerte von mehr als 30.000 € besitzen können, weiterhin in der Halle abgestellt werden, auch wenn dies in 20 Jahren für den Schlepper 13.290 € und für den Mähdrescher nach 15 Jahren schon 26.639 € gekostet hat. Für das Mähwerk, den Wender und/oder den Schwader ist aber vermutlich schon nach 11–15 Jahren in der Halle kein Platz mehr frei.
Es lässt sich festhalten, dass Maschinen und Lagerhallen bei einfacher Ausführung einen spezifischen Investitionsbedarf von mindestens 265 €/m2 Grundfläche bzw. 50 €/m3 nutzbaren umbauten Raumes aufweisen. Die jährlichen Kosten liegen deshalb bei 20 bis 23 €/m2 und Jahr bzw. 4,50 bis 5 €/m3 und Jahr zu veranschlagen.
Für eine vollkostendeckende Miete sind also ca. 1,75 €/m2/Monat an Kaltmiete erforderlich. Generell gilt, dass mit zunehmender Größe die spezifischen Investitionskosten flächen- und volumenbezogen zunächst abnehmen. Ab 18 m Breite steigen sie flächenbezogen wieder an; volumenbezogen nehmen sie zunächst noch weiter ab, aber auch hier steigen die spezifischen Kosten pro Kubikmeter ab etwa 22 m Breite wieder an. Ursache: statisch bedingt überdurchschnittlich zunehmende Materialstärken für die Dachkonstruktion.
FAZIT:
Maschinenhallen sind wirtschaftlich, wenn dort untergebrachte Maschinen und Geräte durch das „geschützt Stehen“ höhere Restwerte besitzen. Faustzahlen für die aufsummierten Kosten der mehrjährigen Unterbringung sind mindestens 107 €/m2 für fünf Jahre, 233 €/m2 für zehn Jahre und 381 €/m2 für 15 Jahre sowie für 20 Jahre 554 €/m2.
Die Beträge sind wegen aktuell gestiegener Baukosten und Zinsen höher als früher. Der Zinseszins-Effekt sorgt für einen progressiven Anstieg der Kosten für jedes weitere Jahr, weil der Vorteil ja erst mit dem Verkauf des untergestellten Objektes realisiert wird.
Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer Niedersachsen