Thüringer im Interview: Wagyurinder als Neuanfang
Die Agrargesellschaft Herpf, im Süden Thüringens, stieg von der Milchproduktion auf ein „japanisches Rind“ um. Man produziert nun Premium-Rindfleisch nach klar definierten Haltungsbedingungen.
Die Agrargesellschaft liegt im fränkisch geprägten Landkreis Schmalkalden-Meiningen/Thüringen. Mit einer Gesamtfläche von circa 4.000 ha zählt sie zu den größten Agrarbetrieben des Freistaates. Knapp 800 ha ihrer rund 2.000 ha Grünland bewirtschaften die Herpfer Landwirte extensiv. Bereits 2021 entschieden sie sich, die Milchproduktion in den nächsten Jahren Stück für Stück einzustellen.
Immer auf Innovation und auf Sicherheit setzend, hat sich Johannes Schmidt als Teilstandbein der Gesellschaft für die Rasse Wagyu und das System der Marblelution GmbH, Haina, entschieden. „Das Gefühl etwas Werthaltiges zu produzieren“, das war eine der Aussagen, die Johannes Schmidt, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Herpf mbH, als Resümee im Interview berichtet.
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Milchviehhaltung: Fehlende Planbarkeit
Herr Schmidt bis vor Kurzem waren die Milchpreise sehr gut. Wie war Ihre Situation 2021?
Ja, da haben Sie recht. Jedoch war die Situation in den Vorjahren sehr schlecht und immer wieder extrem angespannt. Das Problem ist, dass sich mit den stetig marktabhängigen Preisen keine Planungssicherheit ergibt. Mit Blick in die Zukunft, haben wir uns jedoch bereits vor der Krise entschieden, aus der Milchproduktion auszusteigen. Das haben wir dann 2021 begonnen und die ersten melkenden Kühe verließen uns.
Warum haben Sie sich für das „Raus aus der Milch“ entschieden?
Wie schon erwähnt, war die fehlende Planbarkeit einer der größten Faktoren. Besonders in Bezug auf die weiteren neuen Investitionen, welche hätten durchgeführt werden müssen. Hierzu gehörte ein Neubau des Jungviehbereiches, zukünftig auch der Melktechnik usw.
Wagyuhaltung im Milchviehstall
Wie kam die Entscheidung zur Rasse Wagyu und wie war der Beginn?
Die Marblelution und ihr Team waren mir bereits bekannt. Auch die Rasse Wagyu kannte ich gut. Wir haben mit der Aufzucht von F1-Kälbern begonnen. Dies hat unsere Kälberfrau weiter übernommen. Zunächst war sie natürlich ängstlich, als sie vom Wert der Kälber hörte. Aber nach einer kurzen Anlaufzeit war das Resümee positiv.
Als Nächstes haben wir dann für die Marblelution Pensionstiere gehalten und letztendlich waren wir so überzeugt, dass wir in das Zuchtpartner-Programm eingestiegen sind. Aktuell haben wir circa 57 Kühe, welche uns über die nächsten zehn Jahre eine sichere Einnahmequelle, und Planbarkeit garantieren. Mit vertraglich abgesicherten Rückkaufspreisen für jedes Kalb, einem nachhaltigen Fütterungs- und Haltungskonzept und persönlicher Betreuung.
Was können Sie zur Rasse Wagyu und dem Übergang von der Milchproduktion berichten?
Allgemein ist die Rasse einfach zu managen. Zunächst einmal haben alle Milchviehbetriebe optimale Voraussetzungen für die Rasse Wagyu, da sich diese von der Haltung und Fütterung nicht viel von der Milchrinderhaltung unterscheidet. Weiterhin hatten wir Ställe und Ausstattungen sowie das Personal vor Ort.
Als wir nach einer Alternative gesucht haben, war das auch ein großer Pluspunkt bei der Entscheidung und es war ein einfacher Weg. Es hat sich alles ineinander gefügt. Der Schritt weg von der Produktion eines Massenproduktes, das gefühlt keiner will, hin zu einem exklusiven Produkt, fühlt sich schon gut an. Das Gefühl etwas Werthaltiges zu machen, das auch noch profitabel ist, das hat schon was.
Ich muss jedoch zugeben, dass das Wegschaffen der Milchrinder schon schwer ist, aber die Wagyus machen viel Freude und auch unseren Mitarbeitern geht es so. Gemeinsam wollen wir nun zeigen, dass man Fleisch wertschätzender, achtsamer und verantwortungsvoller herstellen kann.