Nährstoffkreislauf mit Spielraum

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Ob konventionell oder Öko – Kreisläufe spielen eine große Rolle in der Landwirtschaft. Doch die Möglichkeiten, Stoffkreisläufe zu organisieren sind vielfältig. Zwei Beispiele.

Es kommentiert David Benzin

Landwirte, die nach den Richtlinien des integrierten Pflanzenbaus arbeiten, haben beim Thema Kreislaufdenken vor allem die Nährstoffkreisläufe im Blick – prominentester Vertreter ist hier wohl der Stickstoff. Ein Stoffkreislauf ist als immer wiederkehrender Aufbau und Abbau von Organismen und deren elementaren Bestandteilen definiert. Ziel vieler landwirtschaftlicher Betriebe ist es, diese Kreisläufe möglichst „rund“ zu halten und, wenn möglich, zu schließen.

David Benzin, Redakteur für Acker- und Pflanzenbau. (c) Sabine Rübensaat

Vor allem der Nährstofftransfer von Ackerbau zu Tierhaltung und wieder zurück wird als Idealzustand der Kreislaufwirtschaft gesehen. Doch gibt es überhaupt komplett geschlossene Nährstoffkreisläufe in der Landwirtschaft? Und sind diese unbedingt notwendig für die Zukunft? Ich meine: Jein. Wirklich geschlossene Kreisläufe gibt es nur in der Theorie. Aber nötig wären sie eigentlich für die Landwirtschaft der Zukunft. Doch bleiben wir in der Realität: Wie viel „Spielraum“ sollten Nährstoffkreisläufe haben? Und ist Ökolandbau hier besser als der konventionelle?

Auch konventionell viele Vorteile

Auch die Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Münster (DLG) hat sich diesem Thema gewidmet. In der Diskussion um Nährstoffkonzepte der Zukunft geht es meist nur um den Ökolandbau. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Ökobetriebe sind weitaus eingeschränkter in der Auswahl der Düngemittel und meist stärker auf Wirtschaftsdünger angewiesen als konventionell wirtschaftende. Das heißt aber nicht, dass sich konventionelle Betriebe nicht auch um Kreislaufwirtschaft kümmern. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein auf der Wintertagung vorgestellter Betrieb in der Eifel. Mit der Milch- und Energiewirtschaft Graff betreibt die gleichnamige Familie zwei perfekt aufeinander abgestimmte Betriebe. Ein Standbein ist die Milcherzeugung, das andere die Erzeugung von Strom und Wärme aus Biogas.

Hier wird der Kreislaufgedanke verfolgt. Familie Graff wirtschaftet ausschließlich auf Grünland und erzeugt so das Grundfutter für ihr Milchvieh. Die anfallende Gülle wird über ein Rohrleitungssystem direkt in eine Biogasanlage geleitet. Zusätzlich erhält der Fermenter Fettabfälle aus der Ernährungswirtschaft als Futter. Der Gärrest deckt die Düngung des Grünlands komplett ab. Einzig die Milch geht aus dem Kreislauf hinaus, und die fetthaltigen Abfallstoffe kommen hinein.

Nährstoffkreislauf regional und überregional

Ein Gegenbeispiel für durchdachte Stoffkreisläufe im Ökolandbau gibt der Bioland-Hof Müller-Oelbke aus dem Harzvorland. Tierhaltung gibt es hier nicht. Auf 350 ha wird ein Kulturartenspektrum angebaut, das seinesgleichen sucht. Von Getreide bis Kohlgemüse ist vieles vertreten. Die Düngung erfolgt über regionale Mistkooperationen sowie überregional durch Hühnertrockenkot und zugelassene mineralische Düngemittel. Trotz reinen Ackerbaus steht hier die Kreislaufwirtschaft im Vordergrund – wenn auch auf Kooperationsebene.

Wer macht es nun besser? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Jeder der Betriebe hat einen eigenen Ansatz – beide funktionieren. Was dieser Vergleich aufzeigt, ist, dass es beim Kreislaufdenken in der Landwirtschaft kein richtig oder falsch gibt. Je nach Betrieb können Nährstoffkreisläufe auf lokaler, regionaler oder überregionaler Ebene „rund laufen“. Und auch wenn es keine komplett geschlossenen Kreisläufe gibt, so können wir dafür sorgen, dass Öffnungen überschaubar sind und trotzdem praxistaugliche Spielräume bieten.