Silomaisernte 2023: 4. Paulinenauer Ernteterminschätzung
Wie hat sich der Silomais in Brandenburg entwickelt? Wann ist mit der Ernte des Silomais zu rechnen? Die vierte Paulinenauer Ernteterminschätzung hilft bei der Prognose.
Von Dr. Rudolf Schuppenies und Dr. Jürgen Pickert vom Paulinenauer Arbeitskreis; Bianka Boss vom LKV; Dagmar Wacker vom Zalf, Paulinenaue; Jörg Haase Zalf, Dedelow; Dr. Michael Baumecker, Humboldt-Universität Berlin, Thyrow
Auch 2023 führt der Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft wieder seine Ernteterminschätzung für Silomais durch und wird dabei vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg und erstmals auch von in der Region aktiven Maiszüchtern unterstützt.
In diesem Jahr stellen dankenswerterweise Agromais, Lidea, RAGT und Syngenta Informationen zum Blühtermin und zur Kolbenausreife von ausgewählten Sorten und Standorten zur Verfügung.
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Silomaisernte 2023: die 4. Schätzung für Brandenburg
Gegen Ende einer wettermäßig wechselvollen Wachstumsperiode 2023 wies die 3. Ernteterminschätzung des Paulinenauer Arbeitskreises vom 20. August, unabhängig von Standort und Sorte, für die früh abgeblühten Maisschläge in den mittleren und südlichen Teilen Brandenburgs eine Wärmesumme von 600 °C und damit die Siloreife (Entwicklungsstadium BBCH 85 „Teigreife“) noch Ende August aus. Für den Norden liegt dieser Termin in der ersten Septemberwoche. Die Maisschläge mit späteren Blühterminen erreichen die 600 °C entsprechend später, meist aber bis Mitte September (Tab. 1).
Tabelle 1: Voraussichtliche Termine für das Erreichen einer Wärmesumme von 600 °C
(Schätzung vom 20.08.2023)
Ort | Landkreis | Blühtermine (BBCH 65) | |||
15. Juli | 20. Juli | 25. Juli | 31. Juli | ||
Paulinenaue1) | Havelland | 31.8. | 7.9. | 12.9. | 20.9. |
Thyrow2) | Teltow-Fläming | 30.8. | 5.9. | 12.9 | 18.9. |
Dedelow1) | Uckermark | 3.9. | 9.9. | 16.9. | 25.9. |
1) ZALF e. V., 2) Humboldt-Universität |
Diese Ergebnisse unterscheiden sich nur jeweils um einen Tag von der Vorhersage in der 1. Ernteterminschätzung, die wir bereits am 6. August gerechnet und in der Bauernzeitung veröffentlicht hatten. Die Methode lieferte somit auch in diesem Jahr, unabhängig von Standort und Sorte, sehr frühzeitig Hinweise für die Planung der Silomaisernte. Mit Erreichen der Silomaisreife haben die Kolben einen TM-Gehalt von mindestens 50 % auf. Je nach Termin der weiblichen Blüte (BBCH 65 „Vollblüte“), waren zum Prognosetermin am 20. August TM-Gehalte zwischen 25 und 45 % im Kolben zu erwarten (Tab. 2).
Die labortechnische Untersuchung einer Kolbenprobe während der Kornfüllungsphase ein bis zwei Wochen vor dem zu erwartenden Erntebeginn liefert die Information, welchen Trockenmassegehalt die Kolben eines Schlages aktuell aufweisen und lässt die sicherste Abschätzung zu, wann die Siloreife auf den einzelnen Schlägen erreicht sein wird. Der LKV bietet seit Jahren diese Option an.
Tabelle 2: Schätzwerte für TM-Gehalt im Kolben (%)
(Schätzung für 20.08.2023)
Ort | Landkreis | Blühtermine (BBCH 65) | |||
15. Juli | 20. Juli | 25. Juli | 31. Juli | ||
Paulinenaue1) | Havelland | 43,7 | 37,5 | 31,3 | 23,8 |
Thyrow2) | Teltow-Fläming | 44,5 | 38,4 | 31,9 | 24,5 |
Dedelow1) | Uckermark | 41,9 | 35,9 | 29,9 | 21,8 |
1) ZALF e. V., 2) Humboldt-Universität |
Dr. Rudolf Schuppenies und Dr. Jürgen Pickert forschen im Paulinenauer Arbeitskreis e.V. sowie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. Müncheberg (am Letzteren nur Dr. Pickert).
Um den Zeitpunkt der 3. Ernteterminschätzung (18.–25. August) wurden an insgesamt elf Standorten [Agromais 5, RAGT 2, Lidea und Syngenta je ein, sowie in vier Praxisbetrieben (Glienicke, Neuruppin (2) und Trebbin) insgesamt 26 Parzellen beziehungsweise Schläge] Kolbenproben gezogen und der Kolben-TM-Gehalt beim LKV in Waldsieversdorf ermittelt.
Für diese Sorten war BBCH 65 der Termin der weiblichen Blüte durch die Landwirte oder Züchter selbst, also durch verschiedene Personen, bonitiert worden. Der Kolbentrockenmassegehalt konnte mit der Wärmesummenmethodik schlagspezifisch geschätzt und dem aktuellen, im Labor ermittelten TM-Gehalt gegenüberstellt werden (Abb. 1). Bei einem Bestimmtheitsmaß von 64 zeigen die Messergebnisse eine gute Übereinstimmung mit der vorangegangenen Schätzung. Der Silomais durchlief 2023 sehr wechselhafte Wachstumsbedingungen.
Wenn auch die Niederschlagsversorgung bis weit in den Juli hinein unsicher war, so sind doch überwiegend gute Maisbestände herangewachsen, sofern man die üblichen Hauptfruchtbestände betrachtet. Das Massenwachstum auf den früh gelegten Maisflächen ist 2023 allerdings eher unterdurchschnittlich. Jedoch haben wir im Zuge der Laboruntersuchungen eine gute bis sehr gute Kolbenausbildung und einen hohen Kolbenanteil in fast allen beprobten Beständen feststellen können. Das sind gute Voraussetzungen für hohe Stärke- und Energiegehalte.
Erntereife bereits eingetreten
Die Siloreife orientiert sich vor allem an der Entwicklung des Kolbens und der Körner. Die Restpflanze ist unter den Bedingungen in Brandenburg ein eher unsicherer „Kandidat“ für die Reifebeurteilung. In diesem Jahr können auf vielen Schlägen die relativ grünen Restpflanzen darüber hinwegtäuschen, dass die Siloreife = Erntereife bereits eingetreten ist.
Dennoch sollte vor allem den frühen Maisbeständen noch Wachstumszeit eingeräumt werden, will man nicht Futterwert und Ertrag verschenken. Beide Parameter steigen bis zur Vollreife des Kornes (BBCH 89) noch an, die erst nach Erreichen einer Wärmesumme von 720 °C zu erwarten ist. Da auch die Restpflanzen zumeist noch grün und vital sind, lohnt es sich dieses Jahr, diese gute Ausreife der Maisbestände abzuwarten und das Ertragspotenzial voll zu nutzen.
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