Der Drachen zieht in der Leistungsphase ein langes Seil von der Winde. Ein Generator im Inneren der Winde wandelt die Rotationskraft in elektrischen Strom um. (c) EnerKite

Höhenwindenergieanlagen: Spektakuläre acht in der Luft

Sie werden zwar noch nicht in Serie produziert, aber die Entwicklung auf dem Gebiet der Höhenwindenergieanlagen schreitet zügig voran. Mittlerweile gibt es sehr spannende Projekte mit Flugwinddrachen.

Von Dierk Jensen

Der Ritterschlag für die Flugwinddrachen – andere sagen Höhenwindenergieanlagen – kommt vom norddeutschen Windenergiepionier Sönke Siegfriedsen, der aktuell beim schwimmenden 16-MW-Offshore-Projekt „Nezzy2“ vor der südchinesischen Küste involviert ist. „Höhenwinde auf diese Weise zu nutzen, ist ein superspannender Ansatz“, meint der global agierende Chef der Büdelsdorfer Ideenschmiede aerodyn engineering.

Ob aber diese Flugwinddrachen in die Megawattklassen vordringen können, bezweifelt Siegfriedsen, vor allem das Starten und Landen der fliegenden Objekte beurteilt der Ingenieur als technisch höchst anspruchsvoll. Trotzdem hält er es für wichtig, dass diese Art der Windenergienutzung weiter erforscht und optimiert werde – nicht zuletzt wegen des erheblich reduzierten Materialverbrauchs. Jemand wie Siegfriedsen, der 40 Jahre Erfahrung in der Windenergie auf dem Buckel hat, weiß, dass es viele Experimente und auch Umwege braucht, um am Ende zum Erfolg kommen zu können – für die ganze Branche.

Dabei seien Flugwinddrachen bei Weitem kein Nischenprodukt, beteuert Florian Breipohl, Geschäftsführer von EnerKite, einem brandenburgischen Hersteller aus Eberswalde. „Wir sind keine Nische, die Stückzahlen können in Zukunft durchaus sehr hoch sein“, versichert Breipohl, „ähnlich wie bei den Landmaschinen.“

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Höhenwindenergieanlagen: Wie Ikarus im Nordmeer

Statt wie die Unternehmenstochter Makani vom Internetriesen Google aus dem Stehgreif in riesige Flugdrachen zu investieren, die dann wie Ikarus gleich spektakulär im Nordmeer weit vor der Küste Norwegens in die Fluten stürzen, haben die in Brandenburg beheimateten Hersteller eine kleinteiligere Herangehensweise. „Nicht gleich ganz groß gehen“, sagt Breipohl, „wir haben einen Prototyp in Bau, der bei einer Windgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde eine Nennleistung von 100 Kilowatt aufweist.“

In der ersten Hälfte 2024 will man bei EnerKite einen Prototyp am Start haben, der später für „unter einer halben Million Euro“ für die ersten kommerziellen Kunden zur Verfügung stehen soll. Im Unterschied zu anderen Herstellern von Höhenwindenergieanlagen bleibt die Steuerung beim Enerkite-Modell mit dem Namen EK200 am Boden. Daher entfällt auch eine Kabel- respektive Funkverbindung zum nach oben steigenden Drachen. „Einen großen Vorteil bei unserem Produkt sehen wir vor allem darin, dass wir auch bei Windstille mit unseren Drachen ähnlich wie bei der Segelfliegerei über achtförmige Flugbahnen in die Höhe gehen können“, verspricht Breipohl.

Doch gleichzeitig räumt der Geschäftsführer ein, dass vor dem Jahr 2027 vermutlich kein Markteintritt kommen wird, wenngleich auch vor dieser Zeit einzelne kommerzielle Projekte schon laufen werden. „Wir werden Industrie“, unterstreicht indes Mark Hoppe, Leiter Business Development & Public Affairs beim Mitwettbewerber SkySails Power GmbH, die Ambitionen. Er nutzt ungern den Terminus Flugwinddrachen, sondern spricht explizit von Höhenwindenergie.

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