Charlottenhof Härtensdorf: Nordmanntanne läuft am besten
Für den Charlottenhof in Härtensdorf sind Weihnachtsbäume ein wichtiges Standbein. Familie Roder erzeugt und vermarktet sie bereits seit mehr als 30 Jahren.
Von Silvia Kölbel
Der Charlottenhof in Härtensdorf, gelegen am Rand des Erzgebirges in der Nähe von Zwickau, ist vor 30 Jahren unter der Regie seiner Gründer, der Wiedereinrichter Bernd und Monika Roder als Ackerbaubetrieb mit Getreide- und Kartoffelanbau gestartet. Heute erwirtschaftet der Familienbetrieb, den seit sieben Jahren die Hofnachfolger Marcus und Ivonne Roder unter familiärer Mithilfe der Betriebsgründer führen, die Hälfte der Erlöse durch eine Weihnachtsbaumkultur auf 20 der 200 ha Ackerland. Mit der Kultur von Weihnachtsbäumen begann das Betriebsgründerpaar bereits 1992.
Vom Kartoffelanbau hat sich der Betrieb schweren Herzens vor ein paar Jahren getrennt. „Die Nachfrage vor allem nach Einkellerungskartoffeln war zuletzt rückläufig. Von den ursprünglich 6,5 Hektar Kartoffeln blieben nur noch 1,5 Hektar übrig. Die Entscheidung gegen die Hackfrüchte fiel, als wir 30.000 Euro in neue Erntetechnik hätten investieren müssen“, berichtet Monika Roder.
Zum Betrieb gehören noch 10 ha Grünland und 7 ha Wald. Auf dem Grünland weiden bis kurz vor Weihnachten rund 250 Enten, 250 Gänse und 40 Puten, welche die Familie im eigenen Schlachthaus schlachtet und direkt vermarktet. Masthähnchen und Suppenhühner als Verwertung der Legehennen runden die Geflügelhaltung ab.
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Charlottenhof Härtensdorf: Weihnachtsbäume als Sonderkultur
„Für die Weihnachtsbäume, die zu den Sonderkulturen auf dem Acker zählen, bekommen wir keine Fördermittel. Dieser Betriebszweig muss sich also selbst tragen“, erklärt Ivonne Roder. Die gelernte Pferdewirtschaftsmeisterin hat in den Hof eingeheiratet. Die drei Kinder, Malte (12), Merle (14) und Tim (18) unterstützen, entsprechend ihrer Möglichkeiten, die Eltern auf dem Hof. Merle kann sich vorstellen, in zwei Jahren eine Lehre auf dem Familienbetrieb zu beginnen.
Etwa Mitte November beginnt auf dem Charlottenhof die Weihnachtsbaumsaison. Wiederverkäufer, darunter viele Floristen, Gärtnereien und Kunden, die einen Acht-Meter-Baum benötigen, melden sich meist zuerst und noch vor dem eigentlich Verkauf, der traditionell nach dem Totensonntag beginnt. „An Firmen, Kirchen und auch für die Schlossweihnacht in Zwickau liefern wir die großen Bäume aus“, so Marcus Roder. Etwa 30 bis 40 Bäume pro Saison versendet der Betrieb per Paketdienst. Die Kunden ordern ihre Bäume über den Online-Shop. „Wir haben Kunden auf der Insel Usedom, die ursprünglich hier aus der Gegend stammen. Sie bestellen jedes Jahr bei uns einen Baum“, berichtet Monika Roder.
Die Hauptverkaufszeit beginnt meist 14 Tage vor Weihnachten. „Wenn das Wetter passt, packen Familien auch einen Picknickkorb und verbringen einen schönen Nachmittag auf der Plantage“, so Ivonne Roder. Gelegentlich wählen Kunden auch schon im Sommer einen Baum aus und markieren diesen. „Wir haben nichts dagegen, nur meistens funktioniert das nicht, weil sich entweder andere Kunden für diesen Baum entscheiden oder weil das Markierungsbändchen vom Wind verweht wird“, hat Monika Roder beobachtet. Vor Dieben schützen Roders ihre Plantage nicht, nur vor Wild. „Das Tor lassen wir immer auf, weil der finanzielle Schaden durch gewaltsames Aufbrechen größer ist als der Verlust eines Baumes“, so Marcus Roder. „Wer unbedingt zu Weihnachten unter einem geklauten Baum sitzen möchte und das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der soll das machen“, geht auch Ivonne Roder mit dem Thema entspannt um.
Verkaufsschlager Nordmanntanne
Wie überall hat sich die Nordmanntanne als beliebtester Weihnachtsbaum auch auf der Plantage von Familie Roder die Spitzenposition erobert. Sie wächst auf 80 % der Fläche, mit großem Abstand gefolgt von der Blaufichte. Etwa 2 % der Fläche teilen sich Kiefern, Colorado-Tannen, Rotfichten und Serbische Fichten. Die Nordmanntanne ist nicht nur bei den Kunden beliebt, sondern auch bei den Anbauern.
Als Pfahlwurzler kam die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Baumart mit den zurückliegenden trockenen Jahren besser zurecht, als beispielsweise die flach wurzelnde Fichte. Trotzdem mussten Roders in einem Jahr Ausfälle von 10 bis 20 % bei den neu gepflanzten Bäumen verkraften. Die Hälfte der gepflanzten Nordmanntannen wachsen zu einem schön geformten Weihnachtsbaum heran. Das Grün der anderen Hälfte verwertet der Betrieb als Deck- und Schmuckreißig. Um für einen gleichmäßigen Wuchs im oberen Bereich des Baumes zu sorgen, wird die Saftzufuhr nahe der Spitze mit speziellen Scheren gedrosselt. „Die Kunden erwarten einen dichten Baum. Auf das Wachstum der Seitentriebe nehmen wir allerdings keinen Einfluss“, so Marcus Roder.
Im Abstand von 1,20 Meter mal 1,20 Meter kommen die kleinen Bäume in den Boden. „Die ersten vier bis fünf Jahre erfolgen die Pflegearbeiten mit dem Traktor, später mit einer 70 Zentimeter breiten Spezialmaschine, ein Einachser, mit dem man mähen, spritzen und düngen kann“, so Marcus Roder. Zwischen 10 und 20 Jahre stehen die Bäume bis zur Ernte in der Plantage. Die Vorweihnachtszeit ist bei Roders in jeder Hinsicht sehr arbeitsintensiv, denn nicht nur die Ernte der Bäume steht an, sondern auch das Schlachten des Weihnachtsgeflügels, mit dem die Familie vier Tage vor dem letzten Verkaufstag beginnt.
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