Reiche Kartoffelernte in Sachsen: Nach den mageren Jahren konnten sich die Betriebe im vergangenen Jahr etwas erholen. (c) IMAGO / mhphoto

Situationsbericht 2022/23: Bauern mit mehr Einkommen und weniger Investitionen

Der Bauernverband (DBV) hat den Situationsbericht für 2022/23 vorgelegt. Der Bericht bilanziert für die Bauern eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Auch die Betriebe in Ostdeutschland können deutliche Zuwächse verbuchen.

Von Claudia Duda

Die Bilanz von Bauernpräsident Joachim Rukwied war nur verhalten optimistisch: Zwar sind im vergangenen Jahr die Unternehmensergebnisse deutlich gestiegen, allerdings warnte er davor, daraus falsche Schlüsse zu ziehen. Denn wegen der gestiegenen Kosten gebe es zu wenig Investitionen. Das erklärte Rukwied in der vergangenen Woche bei der Vorstellung des Situationsberichtes 2022/2023 des Deutschen Bauernverbandes (DBV). So haben sich zwar die landwirtschaftlichen Einkommen verbessert, doch angesichts steigender Erzeugerpreise und der Unsicherheiten infolge der Haushaltskrise im Bund sei die Stimmung weiterhin getrübt.

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Situationsbericht 2022/23: Deutliches Ost-West-Gefälle

Die Zahlen: Haupterwerbsbetriebe erzielten bundesweit im Betrachtungszeitraum Juni 2022 bis Juni 2023 ein Unternehmensergebnis von durchschnittlich 115.400 Euro je Betrieb. Das entspricht einem Zuwachs von fast 36.000 Euro bzw. 45,3 %. Dabei sei ein deutliches Nord-Süd-, aber auch ein Ost-West-Gefälle zu beobachten, so Rukwied.

Während Betriebe in Schleswig-Holstein ein Unternehmensergebnis von 178.677 Euro vorweisen konnten, lag es in Bayern nur bei 87.842 Euro. Auch die Betriebe in den ostdeutschen Ländern konnten erhebliche Zuwächse verbuchen. So betrug das durchschnittliche Ergebnis pro Betrieb 169.260 Euro, was einen Zuwachs von 51.019 Euro bzw. 43,2 % bedeutet. Grund dafür sind die größeren Betriebsstrukturen, das höhere Ergebnis sei deshalb auch nötig, weil mehr Familien davon leben müssen.

Außergewöhnliche Preissteigerungen für Nahrungsmittel infolge einer global engen Versorgungslage haben in Verbindung mit der Entwicklung der Erzeugerpreise im Wirtschaftsjahr 2022/23 zu einem Allzeithoch bei den Wirtschaftsergebnissen in der deutschen Landwirtschaft geführt“, heißt es im Bericht.

Abgesehen von den Wein- und Obstbaubetrieben verzeichneten fast alle Betriebsformen eine positive Entwicklung, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist zwischen 2010 und 2022 um 40.400 auf 258.700 gesunken, heißt es im Situationsbericht. Dies ist ein Rückgang um 13,5 %. Die jährliche Abnahmerate beträgt 1,2 %.

Strukturwandel verlangsamt sich

Dies ist offenbar ein Zeichen für eine gewisse Verlangsamung des Strukturwandels in der Landwirtschaft. Denn in früheren Jahrzehnten lag die durchschnittliche jährliche Abnahmerate bei rund 3 %, was statistisch einer Halbierung der Betriebszahl alle 20 Jahre entspricht. Die größten landwirtschaftlichen Betriebe sind nach wie vor im Osten Deutschlands zu finden. Mit durchschnittlich 275 ha LF je Betrieb liegen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit 269 ha LF je Betrieb an der Spitze der Betriebsgrößen.

Die Erholung der Unternehmensergebnisse nach wirtschaftlich schwachen Jahren sei dringend notwendig gewesen, damit die Landwirte den gestiegenen Markt- und auch Klimarisiken gewachsen sind, erklärte Rukwied. Zwei Faktoren trüben jedoch die positive Entwicklung. Zum einen seien die Erzeugerpreise für wichtige pflanzliche und tierische Produkte seit Jahresbeginn wieder rückläufig, so Rukwied. Zum anderen sei die Investitionsbereitschaft der Betriebe trotz der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage deutlich geringer.

„Gerade in der Tierhaltung hält der starke Strukturwandel unvermindert an und führt zum Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung“, so der DBV-Präsident. Er nannte es „alarmierend“, dass die Betriebe kaum Investitionen in neue Ställe tätigten, obwohl wichtige Investitionen für die Zukunft anstünden.

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