Praxispartner Agrargenossenschaft Teichel: Die Abkalbung im Mutterkuhstall ist im vollen Gange. Jens Schmidt kontrolliert die Tränke. (c) Frank Hartmann

Praxispartner aus Thüringen startet in den Frühling: Frost, Holz und Zeitverlust

Die Agrargenossenschaft Teichel bereitet sich auf den Frühling vor. Der Praxispartner der Bauernzeitung in Thüringen hat die erste Gülle ausgebracht. Aber viele Felder stehen unter Wasser und Böden sind aufgeweicht.

Von Frank Hartmann

Es geht in der Agrargenossenschaft Teichel wieder auf das Feld. Erste Flächen für die Sommergerste sind gegrubbert. Auf einer Weizenstoppel, ebenso für Sommergerste reserviert, konnte vorige Woche gepflügt werden, „was wir eigentlich im Dezember hätten machen können, gäbe es da nicht die neue Begrünungsverpflichtung“, merkt Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann an.

Um den 3. Februar waren Flächen befahrbar, sodass der Dienstleister Gülle ausbringen konnte. „In unserem Lager hatten wir noch Luft für zehn Tage. Damit war es knapp, aber nicht brenzlig“, beschreibt Engelmann die Situation. 30 ha Weizen und 30 ha Feldgras erhielten so eine organische Düngergabe, was im Lager Platz schuf.

Praxispartner aus Thüringen: Frost hat Spuren hinterlassen

Mit Sorge blickt Engelmann auf einige Winterrapsbestände. Hier hat der wenige, aber heftige Frost Spuren hinterlassen: „Ich hoffe noch, dass wir auf den zusammen 35 Hektar nicht umbrechen müssen.“ Nach den Niederschlägen der vorigen und den höheren Temperaturen zu Beginn der laufenden Woche, wollte Engelmann die drei betroffenen Schläge in diesen Tagen ablaufen und die Pflanzen bonitieren. Im Falle des Umbruchs seien Alternativen knapp, nicht nur, weil kaum Saatgut am Markt verfügbar ist: „Wir setzen auf die Ökoregelung Zwei, die vielfältige Fruchtfolge.

Praxispartner Agrargenossenschaft Teichel
Praxispartner Agrargenossenschaft Teichel: Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann unterwegs. (c) Frank Hartmann

Der Raps ist als Hauptkultur dabei fest eingepreist.“ Zwar biete die GAP-Direktzahlungen-Verordnung beim Anbau von mehr als fünf Hauptfruchtarten mit dem Zusammenfassen der Mindestanteile theoretisch einen Ausweg. Der Teufel, weiß Engelmann, stecke aber stets im Detail. Und darüber brüte er jetzt noch. Dass man die Betriebe mit Änderungsplänen zur Stilllegungsverpflichtung wieder mal verrückt macht, ärgert Engelmann: „Wir haben knapp 70 Hektar dafür ausgewählt und für etliche davon auch Saatmischungen gekauft, auch, um Verpächter nicht zu verärgern. Bei der akuten Unklarheit läuft uns die Zeit davon. Aus meiner Sicht wäre es am besten, wenn wir freiwillig stilllegen könnten. Denn wir wollen uns den finanziellen Anreiz, den die Ökoregelung Eins für wenig produktive Acker- beziehungsweise Splitterflächen bietet, nicht nehmen lassen.“

Start in den Frühling: Böden in Thüringen sind aufgeweicht

Obwohl er „wirklich genug zu tun“ habe, hält Engelmann ein aktuelles Ärgernis auf Trapp: „Mit dem massiven Schadholzeinschlag wurden auf mehreren Weideflächen an Waldrändern Polter angelegt, ohne uns zu fragen. Zum Teil wurde das Holz bereits abtransportiert und Reste auf den Flächen belassen. Aufgrund der aufgeweichten Böden sehen einige Weiden jetzt aus wie Panzerstraßen. Ich bin also dabei, die Waldeigentümer zu ermitteln. Denn auf den Schäden wollen und können wir nicht sitzenbleiben. Parallel prüfen wir, ob es sich um Pachtflächen handelt. Die Eigentümer müssen informiert werden“, schimpft Engelmann ob des Aufwands und fehlenden Miteinanders.

Praxispartner aus Thüringen vor dem Frühling: Wasserwagen repariert

Im Mutterkuhstall wächst derweil die Charolais-Herde. Ende voriger Wochen standen noch 17 Abkalbungen aus. Herdenmanager Jens Schmidt bestätigt, dass alles nach Plan laufe. Zwei neue Bullen sind gekauft. Einen genetisch hornlosen erwarb er auf der Auktion in Alsfeld für 4.500 Euro. „Bei einem interessanten, zweiten Bullen musste ich beim Bieten jedoch aussteigen.“ Den noch fehlenden Bullen verkaufte ein bekannter Züchterkollege. Insgesamt stehen damit vier Bullen zu Verfügung. Nebenher wurden die Wasserwagen für die Weidesaison auf Vordermann gebracht.

Praxispartner Agrargenossenschaft Teichel
Praxispartner Agrargenossenschaft Teichel: Neue Mieterin in Neckeroda: Sandra Lippert mit Vorstand Stefan Blöttner. (c) Frank Hartmann

Am Standort Neckeroda hat der Betrieb seit Kurzem eine neue „Mieterin“. In einer leerstehenden, soliden Scheune hat Sandra Lippert mit ihren Schafen, Ziegen und Herdenschutzhunden Quartier bezogen. Als Ein-Frau-Betrieb hat sie sich auf Landschaftspflege im Naturschutz in schwierigem Gelände oder für die Pflege von Freiland-PV-Flächen spezialisiert (www.landschaftspfleger-mit-biss.com). Vorstand Dr. Stefan Blöttner freut sich, der Kollegin geholfen zu haben und gleichzeitig eine kleine Miete einnehmen zu können.

Agrargenossenschaft Teichel: Beteiligung am Protest-Camp in Erfurt

Im Betriebsteil Neckeroda war bis Mitte vorigen Jahres noch die Jungrinderaufzucht zu Hause. „Aus Liquiditätsgründen haben wir einen Teil der Jungrinder verkauft. Für die verbliebenen, die bis Ende Juni die Remontierung der Milchviehherde sichern, bietet Teichröda genug Platz.“ Wie die Ställe am Standort in Neckeroda künftig genutzt werden, sei noch offen. „Derzeit sprechen wir mit Betrieben in der Region, ob und wie sie unsere Jungrinderaufzucht in Dienstleistung übernehmen“, sagt Blöttner. Es selbst weiter zu betreiben, sei zu teuer.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Direktvermarktungs-Mannschaft mit Sitz in Haufeld in der vorigen Woche das Protest-Camp des Thüringer Bauernverbandes (TBV) vor dem Landtag in Erfurt mit Knackwürsten und Gulaschsuppe versorgte. Beide wurden gelobt.

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