Wirtschaftsjahr: Was bedeutet ein gutes Jahr?
Die Auswertung der Daten für das Wirtschaftsjahr 2022/23 ergibt zwar nach langer Durststrecke ein ordentliches Ergebnis. Doch um Rückschläge aus den Vorjahren auszugleichen, reicht es kaum.
Von Thomas Annen, LFA und der Redaktion der Bauernzeitung
Wie es hierzulande um die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaftsbetriebe bestellt ist, beurteilte jüngst die Landesforschungsanstalt auf Basis von Jahresabschlüssen aus dem Testbetriebsnetz. Dafür stellten 153 Betriebe, darunter 112 mit geteiltem Wirtschaftsjahr (WJ) und 41 mit Kalenderjahr, ihre Daten zur Verfügung.
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Bodenrente und PAchtpreis in MV: Mehr Umsatz pro Hektar
Feldfrüchte erzielten im Vergleich zum Vorjahr zur Ernte 2022 überdurchschnittliche Erträge bei deutlich höheren Preisen. So wurden über 500 Euro pro Hektar mehr Umsatz erlöst, bei etwa 300 Euro pro Hektar höherem Aufwand. Die Bodenrente übertraf den durchschnittlichen Pachtpreis deutlich. Seit 2015 lag der Pachtzins allerdings über dem Durchschnitt der Bodenrente. Der Boden kostete demnach mehr Pacht, als er Gewinne abwarf.
Ab 2021 näherten sich Bodenrente und Pachtpreis wieder an. Doch auch nach dem sehr guten Ergebnis von 2022 erreichte das mehrjährige Mittel der Bodenrente nicht den Pachtpreis. Im laufenden WJ 2023/24 muss mit niedrigeren Ergebnissen gerechnet werden, sodass der Rückstand der Bodenrente auf den Pachtpreis wieder zunehmen wird (Abbildung 1).
Abbildung 1: Pachtzins und Bodenrente
Milchpreis und Personalaufwand: Was ist zu erwarten?
Die Milchpreise stiegen im Wirtschaftsjahr 2022/23 weiter an. Der durchschnittliche Milchpreis und das wirtschaftliche Ergebnis übertrafen das gute Vorjahresergebnis deutlich. Die Bodenrente übertraf die Ergebnisse der Ackerbaubetriebe und der Gesamtarbeitsertrag lag weit über dem tatsächlichen Personalaufwand je Lohn-Arbeitskraft. Doch trotz des guten Ergebnisses der Milchviehbetriebe erreichte der durchschnittliche Gesamtarbeitsertrag der vorigen zehn Jahre nicht den durchschnittlichen Personalaufwand.
Im laufenden Wirtschaftsjahr ist mit wesentlich schlechteren Ergebnissen zu rechnen, da der Milchpreis stärker fällt als der Aufwand für Futtermittel und Energie. Es bleibt weiterhin dabei, dass eingesetzte Produktionsfaktoren nicht vollständig entlohnt werden können (Abbildung 2).
Abbildung 2: Gesamtarbeitsertrag
Rindfleisch-Züchter und Öko-Betriebe
Rindfleischerzeuger konnten nach dem guten Vorjahresergebnis die Umsatzerlöse aus der Tierproduktion und ihren Gewinn weiter steigern. Der Gesamtarbeitsertrag lag über dem durchschnittlichen Personalaufwand. Im laufenden WJ müssen Rindfleischerzeuger mit Ergebnissen unter dem Mittel der vergangenen zehn Jahre rechnen. Im mehrjährigen Mittel wurde auch mit dieser Produktionsrichtung je Arbeitskraft weniger als der durchschnittliche Personalaufwand erwirtschaftet.
Ökologisch wirtschaftende Betriebe erzielten keine höheren Marktpreise. Ihre Umsatzerlöse lagen deutlich unter dem Mittel der vergangenen Jahre und auch die Bodenrente war geringer als in den Vorjahren.
Wirtschaftsjahr – Gesamtbetrachtung
Produktionsverfahren der Landwirtschaft sind auf längere Zeiträume ausgerichtet – sei es die Aufzucht der Tiere bis zur Nutzung oder die Fruchtfolgen im Ackerbau. Insofern müssen auch die Ergebnisse im Zusammenhang mehrerer Jahre betrachtet werden.
Hier lässt sich erkennen, dass die Überschüsse des Jahres 2022 kaum reichen, den Rückstand der Vorjahre aufzuholen. Und während das abgelaufene Jahr ausgewertet wird, lässt das laufende Jahr bereits deutlich schlechtere Ergebnisse erwarten. Trotz des sehr guten Jahres muss bewusst sein, dass die Überschüsse je Arbeitskraft im Durchschnitt über mehrere Jahre gesehen geringer sind als der Personalaufwand je Arbeitskraft.
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