Phillip Krainbring klärt in seinem Blog und auf seinen Social-Media-Kanälen über Landwirtschaft auf © Forum Moderne Landwirtschaft

agra 2024: „Erklärbauer“ bringt Kritik vom Acker aufs Podium

„Praxis trifft Politik“ heißt es beim agrarpolitischen Bauernfrühstück auf der agra 2024. Mit am Tisch sitzt Blogger Phillip Krainbring. Wer ist der junge Landwirt, der Verbrauchern in einem Blog erklärt, was seine tägliche Arbeit ist?

Von Annelie Neumann

Phillip Krainbring ist vieles: leidenschaftlicher Pflanzenbauer, experimentierfreudiger Praktiker, Popcornfarmer und „Ackerbauer des Jahres“. Mit nur 34 Jahren wurde er 2019 mit dem Ceres-Award ausgezeichnet. Eines ist der gebürtige Schleswig-Holsteiner und studierte Landwirt allerdings nicht: wortkarg und duckmäuserisch.

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Mit Popcorn Transparenz und Nähe schaffen

Seit 2016 gibt er als „Erklärbauer“ auf dem gleichnamigen Blog und seinen Social-Media-Kanälen gemeinsam mit anderen jungen Landwirtinnen und Landwirten Einblicke in den Alltag zwischen Stall und Acker. Sein Ziel: Transparenz schaffen, Einblicke in die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte geben, politische Entscheidungen fachlich einordnen und nicht zuletzt Nähe herstellen. „Früher kannte jeder mindestens einen Bauern von nebenan, der Opa oder gar Papa war einer. Heute ist alles viel anonymer“, sagt er.

In der Tat hatte auch der Betriebsleiter eines Marktfruchtbetriebes in der Magdeburger Börde mit den Endverbrauchern nichts zu tun – bis seine leidenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit buchstäblich Früchte trug.

So wird seit drei Jahren neben Raps, Weizen, Mais und Zuckerrüben auch Popcornmais angebaut und für den Verkauf abgepackt. Der „Lieblingsmais“ ist für Krainbring ein ideales Produkt, um die Landwirtschaft für den Verbraucher greifbar zu machen. Als haltbares Produkt eignet sich Popcornmais auch für die Direktvermarktung des Betriebes.

Immer auf der Suche nach dem konstruktiven Dialog

Die Themen Bodenschutz, Bodenfruchtbarkeit und Nachhaltigkeit begleiten seine tägliche Arbeit auf dem Feld und im Büro. Immer dabei: sein Handy. Durchschnittlich zwei Stunden am Tag investiert er in Öffentlichkeitsarbeit. Direkt vom Schlepper teilt er mitunter Ernteeindrücke und Gedanken mit der Community.

Ob Blogbeitrag, Facebook-Post oder Instagram-Story: Der konstruktive Dialog mit Gesellschaft und Politik über die Landwirtschaft von heute und morgen ist auf allen Kanälen gelebtes Motto. Über 20.000 Follower folgen ihm auf seinen Social Media-Profilen. Die Reaktionen auf seine kurzweiligen, unterhaltsamen, aber auch fachlich fundierten Beiträge sind gemischt, aber überwiegend positiv. Zuspruch kommt vor allem von Kollegen.

Phillip Krainbring: „Wir brauchen mehr Leitplanken und Vertrauen“

Phillip Krainbrings engagierte Arbeit im Netz bleibt auch in der realen Welt nicht unbemerkt. So ist er gern gesehener Gast bei politischen Podiumsdiskussionen.

Beim Agrarpolitischen Frühstück wird er indes auch einiges auf den Tisch legen, was der Politik nicht schmecken dürfte. Da ist zum einen seine nicht nachlassende Kritik an der Düngeverordnung: „In manchen Regionen ist es aus meiner Sicht fachlich überhaupt nicht sinnvoll, dass wir nicht auf Frost fahren dürfen. Da muss man regional kleinräumiger entscheiden.“

Ganz im Gegensatz zur Bürokratie. Diese wird zum Leidwesen des Junglandwirts und seiner Berufskollegen immer kleinteiliger. Vieles müsse mehrfach dokumentiert werden. Für die eigentliche Arbeit bleibe immer weniger Raum. „Gefühlt ist das Misstrauen gegenüber unserer Arbeit groß geworden. Mein Appell: Wir sollten uns gesamtgesellschaftlich wieder mehr vertrauen. Wir Landwirte brauchen Leitplanken, in denen wir entsprechend unserer Ausbildung und unseres Wissensstandes arbeiten können, in denen uns vertraut wird und in denen wir mehr Möglichkeiten haben, fachlich gute Entscheidungen zu treffen.“

Phillip Krainbring: Online wie offline immer im Diskurs

Die Einladung zum Agrarpolitischen Bauernfrühstück auf der agra ist nicht die erste Podiumsdiskussion für Phillip Krainbring. Erst im Januar diskutierte er auf der Grünen Woche mit Friedrich Merz.

Dass seine Arbeit konkrete politische Entscheidungen beeinflussen könnte, sieht er nach all den Jahren aber eher nüchtern. Dennoch wird er nicht müde, immer wieder den konstruktiven Dialog zu suchen, online wie offline. „Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja doch die eine oder andere Möglichkeit, von der man hinterher sagen kann: Das hat uns wirklich weitergebracht.“

Praxis trifft Politik

Beim „Agrarpolitischen Bauernfrühstück“ der drei mitteldeutsche Landesbauernverbände diskutieren die drei Bauernpräsidenten mit dem Agrarblogger Philipp Krainbring, der Agrarberaterin Lena Rose und Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther.

Agrarpolitisches Bauernfrühstück
Sa., 13. April, 9.30 – 12 Uhr
Halle 2, agra-Marktplatz

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