Grünland Reifeschätzung in Brandenburg: Optimale Schnitt-Termine 2024
Mit dem dritten Beprobungstermin am 24. und 25. April wurde die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreises Grünland und Futterwirtschaft e.V. zur Voraussage des optimalen Schnitttermines auf dem Grünland in Brandenburg 2024 in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg fortgesetzt.
Von Bianka Boss vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg / Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft e.V. (LKVBB) und Dr. Jürgen Pickert vom Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft e.V.
3. Reifeschätzung für den 1. Grünlandschnitt 2024
Die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg eV hat am 24. und 25. April 2024 zum dritten Mal stattgefunden. Dabei überraschen die in der Beprobung ermittelten Ergebnisse bei den Fasergehalten. Entgegen den Erwartungen hat sich seit der letzten Beprobung der Rohfasergehalt nicht „planmäßig“ weiterentwickelt, z.B. Werte deutlich über 200 g/kg TM erreicht. Dieser Effekt an sich ist nicht ungewöhnlich. Schon häufig haben wir in den zurückliegenden Jahren an einzelnen Beprobungsterminen festgestellt, dass an einigen Standorten, besonders auf Niedermoor, innerhalb einer Woche der Rohfasergehalt vorübergehend stagnierte oder gar zurückging. Was aber in diesem Jahr hervorsticht ist, dass dies auf den allermeisten Standorten auftritt und z.T. in einem sehr starken Ausmaß, d.h. um bis zu 30 oder 40 g/kg TM (Tabelle)!
Unsere Grünlandnarben, ob auf Mineralboden oder Niedermoor, sind bekanntlich Mischbestände, die aus mehreren Gräser-, Leguminosen- und Kräuterarten bestehen. Je nach Häufigkeit von Nachsaatverfahren hat sich oft ein höherer Anteil an den ertragsstarken aber gerade auf Moorstandorten auch sensibel reagierenden Weidelgräsern eingestellt, die in Konkurrenz zu anderen Narbenbildnern, z.B. der Wiesenrispe, stehen. Im Jahresverlauf entwickelt sich jede Art so, wie sie mit den herrschenden Boden-, Wasser- und Temperaturbedingungen zurechtkommt, im Idealfall alle Bestandsbildner optimal. In den gezogenen Proben finden sich dann die üblichen Masseanteile der Arten wieder. Der wöchentliche Entwicklungszuwachs stellt sich dann wie erwartet dar.
Mit extremen Wachstumsbedingungen wie 2024, z.B. den sehr kühlen Temperaturen und Frost bei anhaltend sehr hoher Bodenfeuchte, kommen die einzelnen Arten unterschiedlich gut zurecht. Das kann sich zumindest vorübergehend in von den Erwartungen abweichenden Entwicklungsgeschwindigkeit und Masseanteilen der Arten im Grünlandaufwuchs und demzufolge in den Ergebnissen der turnusmäßig gezogenen Futterproben zeigen und ist zunächst nicht ungewöhnlich.
Auch und erst recht in dieser Situation vermittelt der Rohfaser- oder der ADF-Gehalt am zutreffendsten den anhand der Futterprobe ermittelten, momentanen Reifezustand der Grünlandnarbe und gibt Hinweise für das Eintreten der Schnittreife. Allerdings fehlen meist die Erfahrungen, um für solche extremen Jahre sichere Vorhersagen für die Entwicklung der Faser-Gehalte in den nächsten Tagen standortbezogenen treffen zu können. Es kommt somit darauf an, auf die besonderen Bedingungen mit besonderer Vorsicht zu reagieren und die bestmöglichen Voraussetzungen für einen hohen Futterwert der Grassilage zu schaffen. Gilt im Normalfall ein Rohfasergehalt ≤ 240 g/kg TM als Grenzwert für hochwertige Grassilagen, so könnte in einem Extremjahr wie diesem der Grenzwert angezogen und eher etwas früher, z.B. mit 220 g/kg TM Mähbeginn geplant werden. In vielen Betrieben mit großen Mähflächen ist dieser Wert ohnehin schon Zielgröße für den Mähbeginn. Diese Entscheidung zur sehr zeitigen Mahd dürfte in einem wüchsigen Jahr wie 2024 leichter als in anderen fallen.
Angesichts der immer noch bestehenden großen Unterschiede zwischen den Regionen und Standorten und weil die Rohfasergehalte des Grünlandaufwuchses auf vielen der beprobten Standorte noch unterhalb der 200 g-Marke lagen, kann einzelbetrieblich eine weitere Probenahme zur Absicherung der Mahd-Entscheidung sinnvoll sein.
Sowohl der Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft als auch der Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg eV bedanken sich bei allen beteiligten Betrieben für die Probenahme und die reibungslose Zusammenarbeit, ohne die die Reifeschätzung nicht möglich gewesen wäre.
Tabelle: Inhaltsstoffe intensiv bewirtschafteter Grünlandbestände am 24./25. April 2024
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
---|---|---|---|---|
1 | Randow-Welse-Bruch | Niedermoor2) Niedermoor | 173 183 | 199 206 |
2 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor Niedermoor Niedermoor | 163 165 157 158 | 164 183 174 171 |
3 | Jäglitz-Dosse-Niederung | Mineralboden2) Anmoor2) | 169 175 | 180 184 |
4 | Havelland | Mineralboden Niedermoor | 192 197 | 217 212 |
5 | Oder-Spree | Anmoor | 205 | 241 |
6 | Dahme-Spree | Mineralboden Niedermoor2) | 221 190 | 230 196 |
7 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 180 196 | 190 197 |
8 | Nuthe-Nieplitz | Anmoor Anmoor Niedermoor Niedermoor | 165 156 152 189 | 165 179 154 207 |
9 | Oberhavel, ökologischer Landbau | Mineralboden Niedermoor | 230 201 | 261 224 |
10 | Dahme – Spree, ökologischer Landbau | Mineralboden | 220 | 237 |
2. Reifeschätzung für den 1. Grünlandschnitt 2024
Mit dem zweiten Beprobungstermin am 17. und 18. April wurde die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreises Grünland und Futterwirtschaft e.V. zur Voraussage des optimalen Schnitttermines auf dem Grünland in Brandenburg 2024 in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg fortgesetzt.
Der Witterungsverlauf seit der ersten Beprobung vor einer Woche war durch ungewöhnlich niedrige Temperaturen geprägt, so dass die schon sehr weit fortgeschrittene Entwicklung der meisten beprobten Grünlandschläge nur langsam vorankam, in einigen Fällen auch stagnierte (siehe Tabelle). Die Fasergehalte auf dem beprobten Grünland mit ökologischem Landbau unterschieden sich in der Bestandsentwicklung nicht mehr von den konventionell bewirtschafteten Flächen.
Inzwischen hat die Mahd der ersten Ackergrasflächen begonnen. Wo es die Befahrbarkeit zulässt, stellen sich die Betriebe auf die Mahd der ersten Grünlandflächen auf mineralischen Standorten ein.
In der Vorwoche wies die Schätzung des LKV für den Beginn der 17. Kalenderwoche das Erreichen von 230 g Rohfaser je kg TM aus. Dieser Termin wird sich angesichts der Kälteperiode für die meisten Flächen um mindestens eine Woche nach hinten verschieben. Dabei werden die bereits weiter entwickelten Standorte ihren Entwicklungsvorsprung behalten. Die Differenziertheit zwischen den Grünlandflächen bleibt damit bestehen und erfordert trotz der relativ wüchsigen Bestände eine sehr schlaggenaue Entscheidung über den Mahdbeginn und die Reihenfolge der Aberntung der einzelnen Flächen.
Die Beprobungen werden in der nächsten Woche fortgesetzt, wie gewohnt wird die Bauernzeitung darüber informieren.
Tabelle: Inhaltsstoffe intensiv bewirtschafteter Grünlandbestände am 18./19. April 2024
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
---|---|---|---|---|
1 | Randow-Welse-Bruch | Niedermoor2) Niedermoor | 186 214 | 194 224 |
2 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor Niedermoor Niedermoor | 193 185 192 199 | 197 200 210 203 |
3 | Jäglitz-Dosse-Niederung | Mineralboden2) Anmoor2) | 211 204 | 221 213 |
4 | Havelland | Mineralboden Niedermoor | 211 216 | 219 219 |
5 | Oder-Spree | Anmoor | geerntet | — |
6 | Dahme-Spree | Mineralboden Niedermoor2) | 242 218 | 254 244 |
7 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 211 223 | 251 244 |
8 | Nuthe-Nieplitz | Anmoor Anmoor Niedermoor Niedermoor | 172 180 175 184 | 189 196 181 221 |
9 | Oberhavel, ökologischer Landbau | Mineralboden Niedermoor | 208 192 | 226 199 |
10 | Dahme – Spree, ökologischer Landbau | Mineralboden | 226 | 242 |
1. Reifeschätzung für den 1. Grünlandschnitt 2024
Mit dem ersten Grünlandaufwuchs steht auf den landwirtschaftlichen Flächen die erste Erntemaßnahme des Jahres 2024 an. Wie keine andere ist sie vom Temperaturverlauf der Vorwochen abhängig. In diesem Jahr sorgen die reichlichen Winterniederschläge für extreme Bedingungen, wie sie auf dem eher gut wassergeführten Milchviehgrünland nur selten zu beobachten sind. Häufig wurde die übliche Pflege nässebedingt auf Teilen der Flächen erschwert.
In diesem Jahr war die erste Probenahme auf dem mit mineralischem Stickstoff gedüngten Grünland bereits in der vergangenen Woche möglich. Die Grünlandflächen der teilnehmenden Betriebe mit ökologischem Landbau kommen in dieser Woche hinzu. In den letzten 18 Jahren, so lange läuft die Reifeprüfung des Paulinenarbeitskreises schon, ist der Probenahmetermin 11. April der früheste Termin überhaupt. Er zeigt den Beginn des Massenwachstums an, das nur 2013 und 2019 ähnlich früh begonnen hatte, allerdings trockenheitsbedingt damals unter weit weniger wüchsigen Bedingungen.
Die Beprobungsergebnisse am 11. und 12. April zeigen zwar eine standörtlich unterschiedliche Entwicklung, weisen aber insgesamt bereits Rohfasergehalte zwischen 160 und 220 g/kg TM auf den Niedermoor- und Anmoorstandorten auf. Das beprobte Grünland auf Mineralboden hatte die 200 g Marke teils deutlich überschritten auf. Damit zeichnet sich 2024 ein sehr früher Beginn des ersten Grünlandschnittes ab.
Tabelle: Inhaltsstoffe intensiv bewirtschafteter Grünlandbestände am 11./12. April 2024
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
---|---|---|---|---|
1 | Randow-Bruch | Niedermoor Niedermoor | 186 206 | 194 219 |
2 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor Niedermoor Niedermoor | 191 164 174 196 | 214 194 196 207 |
3 | Jäglitz-Dosse-Niederung | Mineralboden Anmoor | 211 204 | 221 213 |
4 | Havelland | Mineralboden Niedermoor | 211 210 | 246 228 |
5 | Oder-Spree | Anmoor | 188 | 218 |
6 | Dahme – Spree | Mineralboden Niedermoor | 231 218 | 239 244 |
7 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 205 220 | 218 235 |
Auch in diesem Jahr wird die Reifeentwicklung auf dem Brandenburger Grünland durch die Grünlandreifeprüfung des Paulinenauer Arbeitskreises begleitet. Wir werden die Ergebnisse der wöchentlichen Beprobung unter www.paulinenauer-arbeitskreis.de und wie gewohnt in der Bauernzeitung vorstellen.
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