Die mit Weizen gefüllte Halle der Agrofarm eG Lüssow ist wegen des Gaseinsatzes momentan Sperrgebiet. © Nicole Gottschall

Kornkäfer in der Lagerhalle: Neues von der Agrofarm eG Lüssow

Kornkäfer-Befall, anstehende Vor-Ort-Kontrolle und verspätete Maisaussaat: Die Agrofarm eG Lüssow, unser Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern, hat einige Herausforderungen zu meistern. Ein Blick auf Felder und in Lagerhallen.

Von Nicole Gottschall

Irgendwas Unplanmäßiges, Außergewöhnliches ist irgendwie immer – so könnte das Motto unserer Besuche beim Praxispartner Agrofarm eG Lüssow lauten. Wobei die Verantwortlichen durchaus auf das ein oder andere Ereignis hätten verzichten können. Und so gleicht auch unsere jüngste Stippvisite wieder einem vorher nicht erwarteten Spannungsbogen.

Felder-Kiek: Grünland fällt aus

Der obligatorische Felderkiek verlief zunächst unauffällig. Die Winterkulturen Weizen, Gerste und Triticale sowie der Raps stehen überwiegend gut und sehen ansprechend aus. Die bisherigen Dünger und Pflanzenschutzmaßnahmen unterstützten die Kulturen optimal bei der Entwicklung. Derzeit sind dort keine Arbeitsgänge nötig. Einzig mögliche Blattkrankheiten im Getreide, die aktuell allgemein vielerorts auf dem Vormarsch sind, müssten beobachtet werden, berichtet Vorstandsvorsitzender Lars Peter Loeck, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Es gebe da auch bereits eine Fläche Triticale, die angegriffen aussehe.

Ebenfalls unschön sieht es auf vielen Flächen des Grünlandes aus. Nachdem dort bei unseren vergangenen Besuchen eher eine Wasserlandschaft als Aufwuchs zu finden war, steht nun fest: Der erste Schnitt fällt aus. Glücklicherweise hat die Agrofarm noch Futterreserven aus dem vorigen Jahr.

Maisanbau verzögert sich

Dagegen etwas mehr los ist auf den Flächen, wo in diesem Jahr Mais angebaut wird. Witterungsbedingt etwas verzögert, müssen noch 70 der insgesamt 320 ha bestellt werden. Bei den in etwa 4 cm Tiefe abgelegten 90.000 Körnern/ha setzen die Lüssower auf die Sorten Friendli CS, LG 32.257, DKc3327 – alle Korit gebeizt, um dem Vogelfraß vorzubeugen. Und um den Maispflanzen – auf den zuerst gelegten Flächen gucken sie schon leicht aus dem Boden – weiter von Beginn an die bestmögliche Entwicklung zu gewährleiten, wird auch direkt die Herbizid Strategie festgelegt. Denn Hirse, Weißer Gänsefuß und verschiedene Knöterich Arten fühlen sich ebenfalls wohl auf den Lüssower Äckern.

Die Wahl der Mittel ist jedoch eingeschränkt, da ein Großteil der Flächenausstattung der Agrofarm Hangauflagen unterliegt. Die Entscheidung fiel auf die Variante 1 l Spectrum, 1,5 l Laudis sowie jeweils 0,1 l Arrat und Dash. „Damit sind wir auf der sicheren Seite und haben eine verträgliche Kombination, die auch mit unterschiedlichen Feuchtigkeitssituationen umgehen kann“, wissen Loeck und Berater Rolf Müller.

Bildergalerie: Neues von der Agrofarm eG Lüssow

Mais legen in der Agrofarm eG Lüssow

Mais legen in der Agrofarm eG Lüssow © Nicole Gottschall

Beim Maislegen tauschen sich die Mitarbeiter Erik Severin und Marko Vossler mit Lars-Peter Loeck aus (v. l.).

Beim Maislegen tauschen sich die Mitarbeiter Erik Severin und Marko Vossler mit Lars-Peter Loeck aus (v. l.). © Nicole Gottschall

Feuerlöscher werden nicht nur bei Kontrollen überprüft und ausgetauscht.

Feuerlöscher werden nicht nur bei Kontrollen überprüft und ausgetauscht. © Agrofarm eG Lüssow

Kornkäfer-Befall: Die mit Weizen gefüllte Halle ist wegen des Gaseinsatzes momentan Sperrgebiet.

Die mit Weizen gefüllte Halle der Agrofarm eG Lüssow ist wegen des Gaseinsatzes momentan Sperrgebiet. © Nicole Gottschall

Die mit Weizen gefüllte Halle ist wegen des Gaseinsatzes momentan Sperrgebiet.

Die mit Weizen gefüllte Halle ist wegen des Gaseinsatzes momentan Sperrgebiet. © Nicole Gottschall

Die Milchviehanlage in Lüssow und der Hauptbetriebshof aus der Luft im Überblick.

Die Milchviehanlage in Lüssow und der Hauptbetriebshof aus der Luft im Überblick. © Agrofarm eG Lüssow

Auch das gute Lüftungssystem konnte den Getreidebefall mit Kornkäfern nicht verhindern.

Auch das gute Lüftungssystem konnte den Getreidebefall mit Kornkäfern nicht verhindern. © Nicole Gottschall

Kornkäfer-Befall in der Lagerhalle: 750 Tonnen betroffen

Weiter geht es bei unserer Rundfahrt vorbei an den Lagerhallen. Aufgrund der gut geernteten Mengen und Situation am Getreidemarkt waren diese über den Winter für die Betriebsverhältnisse mehr gefüllt als in anderen Jahren. Und das offenbar auch mit negativen Folgen. Denn in der Halle in Karow, wo einst 3.000 t B- und Futterweizen lagerten, lief die vor drei Monaten begonnene scheibchenweise Verladung zwar zunächst problemlos, doch mittlerweile ist die Ware gesperrt.

Obwohl vor der Einlagerung die Halle gesäubert sowie mit einem Insektizid ausgesprüht wurde und das Getreide trocken eingefahren wurde. Obwohl zehn Lüfter mit jeweils 5,5 KW und 20er-Rohre den Raum klimatisieren, haben es Kornkäfer geschafft, die Restpartie von etwa 750 t zu befallen. Daher wurde die Einheit mithilfe von Phosphorwasserstoff-Tabletten begast und unter Folie verpackt, damit sich der Wirkstoff verteilen und die Kornkäfer bekämpfen kann. Nach einer Wartezeit von vier Wochen und anschließender dreitägiger Belüftung könnte die Ware dann verladen werden. Doch damit der Aufregung nicht genug.

Vor-Ort-Kontrolle der Milchviehanlage

Kürzlich flatterte, wie am Büro angekommen Vorstandskollegin Wencke Ladwig erzählt, auch Post ins Haus, die nicht alltäglich ist. Darin teilt das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg mit, dass am 28. Mai eine Kontrolle auf Grundlage des Überwachungsplans gemäß § 52a Absatz 2 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) für die Milchviehanlage in Lüssow ansteht.

Weiter geht aus dem Schreiben hervor, dass ebenfalls das Landesamt für Gesundheit und Soziales, Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei sowie das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt und die Untere Wasserbehörde des Landkreises Rostocks zu dem Termin vor Ort Überwachungstätigkeiten durchführen werden.

Tierbestände, Organisationsplan, Brandschutzkonzept: Welche Dokumente müssen vorgelegt werden?

Für die Vor-Ort-Kontrolle werden drei bis fünf Stunden veranschlagt. Ein zeitlicher Aufwand, der im Vergleich zu den notwendigen Vorbereitungen und dafür gebundenen Zeit fast schon überschaubar und nicht erwähnenswert scheint. Denn um den Termin bestmöglich zu bestehen, gilt es aktuell, lücken- und beanstandungslos unter anderem Folgendes vorzulegen und nachzuweisen:

  • Tierbestände/Einstallungsbelege
  • Organisationsplan
  • Fachkunde/Schulungsnachweise etwa zu Arbeitsschutz, Schadnagerbekämpfung und Nottötung
  • Wartungspläne
  • Brandschutzkonzept
  • Gefährdungsbeurteilung
  • Notfallmaßnahmenplan
  • letzte Feuerwehrübung
  • Abnahmeverträge/Verwertung der Gülle
  • generelle Abfallverwertung
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