Die Agrargenossenschaft Teichel geht mit einem neuen Mähdrescher von John Deer (X9 1000) mit einem 12,50 m breiten Schneidwerk in die Ernte. (c) Agrar eG Teichel

Später Start der Getreide-Ernte ist keine Gefahr

Wie üblich startet die Getreideernte in der Agrargenossenschaft Teichel eG später als in den meisten Regionen in Thüringen. Trotz Druschwetter ist die Zeit für die tägliche Mahd begrenzt.

Von Frank Hartmann

Zehn Tage später als 2023, aber mit dem üblichen zeitlichen Abstand von zwei Wochen zu anderen Regionen in Thüringen, startete nachmittags am 15. Juli die Getreideernte in der Agrargenossenschaft Teichel eG. Bis dahin fielen allein im Juli fast 35 mm Niederschlag: „Bei sieben Regentagen hätten wir ohnehin nicht früher beginnen können“, so Ackerbauvorstand Eric Engelmann.

Glück habe man bislang gehabt, dass die starken Niederschläge samt Sturm und Hagel an den Feldern in Haufeld und Neckeroda vorbeizogen: „Wir haben kaum Lager. Raps und Erbsen wurden nicht angeschlagen.“

Am Dienstagnachmittag (16. Juli) legte das Ackerbauteam dann richtig los. Weil die Wintergerste bereits früh am Abend Feutigkeit anzieht, sind die Druschzeiten kurz.

Die Erbsen stehen noch wie eine Eins. Die Unwetter zogen stets vorbei.
Die Erbsen stehen noch wie eine Eins. Die Unwetter zogen stets vorbei. © Frank Hartmann
Günstig an der B85 in Ammelstädt gelegen: 1 ha Sonnenblumen zum Selbstpflücken.
Günstig an der B85 in Ammelstädt gelegen: 1 ha Sonnenblumen zum Selbstpflücken. © Frank Hartmann

Getreideernte in Thüringen in vollem Gang

Mit Prognosen zu Ertrag und Qualität der Getreideernte der Agrargenossenschaft Teichel hält sich Engelmann zurück. Aus jenen Regionen, in denen die Wintergerste schon gedroschen beziehungsweise die Getreideernte weit vorangeschritten ist, wusste der Thüringer Bauernverband von Qualitäten zu berichten, die sich häufig unter dem Durchschnitt bewegen.

Erste Rapspartien erfüllten die Ertragserwartungen nicht. Unkraut, Krankheiten und Verluste durch Extremwetter hätten in den Kulturen Spuren hinterlassen. Im Altenburger Land startete die Weizenmahd.

Pflanzenschutz auf Minimum begrenzt

Pflanzenschutzmaßnahmen beschränkten sich in der Saison auf das Minimum: „Im Raps zum Beispiel sind wir lediglich gegen den Stängelrüssler vorgegangen; gegen den Rapsglanzkäfer gab es keine Anwendung. Auf Halmstabilisatoren verzichteten wir komplett: Der Sommergerste sieht man das zum Beispiel nicht an. Insektizide im Getreide sparten wir uns auch. Einzig eine späte Fungizidbehandlung gab es, die angesichts der feucht-warmen Witterung hoffentlich Wirkung zeigen wird.“

Verunkrautung ist auf vielen Schlägen, unabhängig von der Kultur, ein Thema. „Sortenabhängig tritt im Weizen Schwarzbeinigkeit auf. Das ist zum Glück nur begrenzt der Fall, wird aber unsere Sortenauswahl für die Herbstaussaat beeinflussen.“

Futterernte läuft wie geschmiert

Der Mais zeigt sich in sehr guter Verfassung. „Interessant ist, dass unser Zweitfruchtmais unten in Teichröda deutlich weiter ist als die Hauptfruchtbestände. Den konnten wir früher legen – und das sieht man ihm an. Weil es zu dem Zeitpunkt trocken war, düngten wir den Zweitfruchtmais mit optimiertem Phosphor. Der Probestreifen ohne die Zusatzdüngung zeigt allerdings keinen Unterschied“, berichtet Engelmann.

Im prächtigen Zweitfruchtmais: Eric Engel- mann (l.) und Fredy Chervet aus der Schweiz.
Im prächtigen Zweitfruchtmais: Eric Engelmann (l.) und Fredy Chervet aus der Schweiz. © Frank Hartmann
Beim Heu gibt es in diesem Jahr keine Spitzenqualität im Ballen. © Frank Hartmann
Beim Heu gibt es in diesem Jahr keine Spitzenqualität im Ballen. © Frank Hartmann

Mit dem Verlauf der Futterernte zeigt sich Engelmann sehr zufrieden: „Beim Ackerfutter und der Luzerne wächst gerade der vierte Schnitt heran.“ Die begrünten Stilllegungsflächen wurden ebenso beerntet: „Der Klee hat danach sofort wieder losgelegt.“

Einen Wermutstropfen gibt es aber: „Mit dem Heu, dessen Schnitt wir in diesen Tagen auf den restlichen 40 Hektar nun hoffentlich abschließen können, war es schwieriger: Immer wieder kam der Regen eher als vorhergesagt. So haben wir leider keine Spitzenqualität im Ballen.“

Beim Ackergras arbeitete man bisher auch mit Weidelgras. Das wird künftig vom bereits überwiegend gedrillten Rohrschwingel abgelöst: „Durch die Futterbaukonzentration in der Teichrödaer Flur ist die Weidelgrasverbreitung im Getreide bei uns ein überschaubares Problem. Dennoch beenden wird das.“

Zeitlicher Verzug und späte Getreideernte

Aufgrund der dünnen Personaldecke sei man in Teichröda bei einigen Arbeitsschritten zeitlich in Verzug, was durch die erst jetzt begonnene Ernte aber egalisiert würde. Das betraf die Reinigung der Getreidehalle. „Im leeren Mutterkuhstall lagern wir gewöhnlich die Heuballen zwischen. Weil der Auftrieb für einige Tiere aufgrund der Deckprobleme erst spät erfolgen konnte, findet auch erst in diesen Tagen die Reinigung statt. Hier helfen uns die Schülerpraktikanten sehr.“

Schweizer Praktikant gastiert zum Start der Getreideernte

Mit Fredy Chervet gibt es gerade einen einwöchigen Praktikumsgast der besonderen Art. Der 32-Jährige ist Lehrer am Inforama Bildungs-, Beratungs- und Tagungszentrum Rütti in Zollikofen im Schweizer Kanton Bern. Dort finden sich unter einem Dach die Berufsschule für landwirtschaftliche Lehrlinge sowie die Meister- und Fachschulausbildung.

Das Zentrum ist seit mehr als zwei Jahrzehnten Partner der Thüringer Fachschule für Agrarwirtschaft in Stadtroda. Jährlich gibt es einen Austausch. Fredy Chervet arbeitet dort als Berufsschullehrer mit dem Schwerpunkt Acker- und Pflanzenbau. Mit dem Praktikum in Teichröda will er einen Einblick ins Management eines Großbetriebes gewinnen, dessen Einzelschläge mitunter größer sind als die durchschnittliche Schweizer Betriebsfläche.

Erste Vorbereitungen für die Rapsaussaat: Der Mist liegt neben dem Gerstenschlag bereit.
Erste Vorbereitungen für die Rapsaussaat: Der Mist liegt neben dem Gerstenschlag bereit. © Frank Hartmann

Den Fortgang der Getreideernte in der Agrargenossenschaft kann er nach dieser Woche dann lediglich aus der Ferne verfolgen. Eric Engelmann plant – sofern es das Wetter zulässt – nach der Wintergerste erst die Sommergerste und hiernach die Erbsen zu dreschen.

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Reibungslos verliefen der Drusch der Wintergerste und die anschließende Strohbergung in Köllitsch.
Reibungslos verliefen der Drusch der Wintergerste und die anschließende Strohbergung in Köllitsch. © Karsten Bär

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