Ernte 2024 unterdurchschnittlich, Ostdeutschland gleich auf
Menge und Qualität der Ernte sind 2024 erneut gesunken. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, warnt vor dieser Entwicklung und fordert die Politik zum Handeln auf. Zwar gibt es regionale Unterschiede bei den Erträgen, aber der Osten kann in diesem Jahr mit dem Westen mithalten.
Von Jeremy Deane
Die Ernte-Mengen für Getreide sind 2024 erneut gesunken. Damit setzt sich nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes der Trend im zehnten Jahr fort. Diese Zahlen stellte Joachim Rukwied bei der Pressekonferenz zur Erntebilanz 2024 am Donnerstag (22.08.) vor. Aufgrund der sehr wechselhaften Witterungsbedingungen und der geringeren Anbaufläche werde die Ernte in diesem Jahr geringer ausfallen.
Die Ernteschätzung 2024 des Bauernverbandes basiert auf Meldungen der Landesbauernverbände und langjährigen Durchschnittswerten des Statistischen Bundesamtes.
„Diese Entwicklung macht mir echt Sorgen“
Mit 39,3 Mio. t verfehlen die deutschen Bauern die 40 Mio.-t-Marke im Getreide. „Eine extrem nasse Witterung von Herbst bis Frühsommer, fehlende Sonne und schließlich immer wieder Niederschläge zur Erntezeit, die die Mähdrescher häufig ausbremsten – all das hat unsere Bauern dieses Jahr vor eine enorme Herausforderung gestellt“, so Rukwied. Dies zeige „einmal mehr die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und verfehlter gesetzgeberischer Vorhaben“. Im Vorjahr wurden noch 42 Mio. t geerntet.
Angesichts der geringen Ernte-Mengen 2024 teilte Rukwied die Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes zur Versorgungslage: „Die Gefahr von Versorgungsengpässen ist real“. Zudem betonte er, dass konventionelle und ökologische Betriebe gleichermaßen von der Entwicklung sinkender Erträge und Qualitäten betroffen seien und fügte hinzu: „Diese Entwicklung macht mir wirklich Sorgen“.
Getreide- und Raps-Mengen nehmen ab
Die Gesamterntemenge von Raps ist aufgrund der verringerten Anbaufläche auf 3,7 Mio. t gesunken (2024: 3,9 Mio. t). Der Durchschnittsertrag lag mit 33,8 dt/ha auf dem Niveau des Vorjahres (33,5 dt/ha).
Beim Getreide schnitten die Sommerungen laut DBV besser ab und lagen sogar über dem Vierjahresdurchschnitt. Insgesamt wurde beim Getreide mit 68,2 dt/ha jedoch weniger als im Vorjahr (69,8 dt/ha) und im vierjährigen Mittel (70,1 dt/ha) geerntet. Der Winterweizenertrag liegt bei durchschnittlich 72,4 dt/ha, der Sommerweizenertrag bei 55,1 dt/ha.
Insgesamt liegen die Ernteergebnisse in diesem Jahr auch im bundesweiten Vergleich näher beieinander. Es gibt zwar immer noch regionale Unterschiede, aber keine extremen Differenzen von 30 dt/ha mehr wie in anderen Jahren.
Mecklenburg-Vorpommern bei Weizen auf Platz zwei
In Brandenburg lag die Erntemenge für Sommerweizen bei 30 dt/ha, der niedrigste Ertrag in Ostdeutschland. Darüber lagen dementsprechend die anderen Bundesländer mit 42 dt/ha in Mecklenburg-Vorpommern, 44 dt/ha in Sachsen und 46 dt/ha in Sachsen-Anhalt. In Thüringen konnten sogar 51 dt/ha vom Feld geholt werden.
Höhere Erträge wurden bei Winterweizen erzielt, auch wenn fast alle ostdeutschen Bundesländer unter dem Vorjahres- (74,9 dt/ha) und Vierjahresdurchschnitt (75,5 dt/ha) lagen.
Brandenburg bildete diesmal sogar bundesweit das Schlusslicht mit 54 dt/ha. In Sachsen konnten 67 dt/ha Winterweizen geerntet werden. Die 70 dt/ha-Marke knackten Sachsen-Anhalt mit 72 dt/ha und Thüringen mit 73 dt/ha. Ostdeutscher Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit 77 dt/ha. Damit liegen hier die Durchschnittserträge nicht nur über denen des Vorjahres und des Vierjahresdurchschnitts. Das Bundesland nimmt zusammen mit Niedersachsen auch den zweiten Platz im bundesdeutschen Vergleich ein. Spitzenreiter ist Rheinland-Pfalz mit 80 dt/ha.
Doch die Erträge bei dieser Kultur gehen von Jahr zu Jahr weiter zurück, warnt der Deutsche Bauernverband, ebenso die Qualitätsmerkmale. Beim Rohproteingehalt sei ein Abwärtstrend zu beobachten. Und auch in diesem Jahr erreiche ein Großteil des Weizens nicht die Backweizenqualität, so Rukwied auf der Pressekonferenz.
Sommergerste schneidet gut ab
Auch die Sommergerstenbestände wiesen gute Erträge auf. Mit durchschnittlich 55,9 dt/ha übertraf die Sommergerste sowohl das Vorjahr mit 44,0 dt/ha als auch das vierjährige Mittel von 50,2 dt/ha deutlich.
Im Osten ernteten die Landwirte in Sachsen-Anhalt mit 56 dt/ha am meisten Sommergerste. Mit nur 2 dt/ha Unterschied folgte Thüringen mit 54 dt/ha. Weiter abgeschlagen lagen Mecklenburg-Vorpommern mit 42 dt/ha und Sachsen mit 40 dt/ha. Auch in Brandenburg konnten mit durchschnittlich 28 dt/ha Sommergerste nur geringe Erträge geerntet werden.
Bei Wintergerste liegt Brandenburg dagegen bei 55 dt/ha. Mit gut 10 dt/ha mehr folgen Thüringen und Sachsen-Anhalt mit 65 dt/ha. Es folgt Sachsen mit 72 dt/ha. Wiederum an zweiter Stelle in Deutschland liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 75 dt/ha. Höhere Erträge wurden nur in Schleswig-Holstein mit 79 dt/ha erzielt.
Im bundesweiten Durchschnitt wurden 68,5 dt/ha Wintergerste geerntet, das sind 5,8 dt/ha weniger als im Vorjahr. Das vierjährige Mittel liegt bei 71,4 dt/ha.
„Da sind wir Bauern enttäuscht wie lange nicht mehr“
Mit Blick auf die Herbstkulturen, wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Soja und Gemüse, zeigt sich der Deutsche Bauernverband optimistisch. Die letzten Wochen seien gut gewesen und die Kulturen hätten aufholen können. Dennoch rechnet der Verband mit einer geringeren Maisernte und sieht die Kartoffeln unter massivem Krankheitsdruck durch die Kraut- und Knollenfäule. Aber auch bei den Zuckerrüben haben die Landwirte zunehmend mit Stolbur und dem Syndrome Basses Richesses (SBR) zu kämpfen.
Um die Situation langfristig zu verbessern, fordert der Verband die Politik auf, mehr auf die Landwirte zuzugehen und Perspektiven für ein sicheres Wirtschaften zu ermöglichen. Restriktive Dünge- und Pflanzenschutzgesetze führten zu dem zu beobachtenden Abwärtstrend. Mit Blick auf die Politik in Berlin sagte Rukwied: „Sorry to say: Aber da sind wir Bauern enttäuscht wie lange nicht mehr“.
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