Sächsische Pflanzer mit Hopfen im Herzen
Auf dem Mitteldeutschen Hopfentag bei der HOOB GmbH in Sachsen traf Tradition auf Innovation. Die junge Generation des Familienbetriebes stellte ihr neues Projekt vor. Im Tochterunternehmen JO’s Hopgarden bauen die Geschwister Max und Julia Joachim Bio-Hopfen an.
Von Karsten Bär
Eigentlich sei es keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Max Joachim lässt keinen Zweifel daran, dass er sein berufliches Tun liebt. Und dies nicht nur im elterlichen Betrieb, der Hopfen und Obst GmbH im Jahnataler Ortsteil Schrebitz (Mittelsachsen). Auch im eigenen Unternehmen: Die „JO‘s Hopgarden“ GmbH hat der 21-jährige gelernte Obstbauer gemeinsam mit seiner älteren Schwester Julia gegründet. JO‘s Hopgarden produziert Bio-Hopfen. Von 8 ha wird in diesem Jahr zunächst Hopfen der Sorten Magnum geerntet. Auf 6 ha wächst weiterer Hopfen von Sorten wie Saazer, Perle und Tradition.
Konzept geht auf
Den Ertrag vermarktet das Geschwisterpaar über die Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) und einen weiteren Hopfenhändler. Bio-Hopfen sei ein kleiner Nischenmarkt, sagt Max Joachim. Doch das Konzept gehe bisher auf, wie seine Schwester versichert. Auch wenn, wie sie einräumt, „es bei den Eltern immer so einfach aussah, eine Firma zu führen“.
Reiner und Katrin Joachim waren vor 20 Jahren aus der Lausitz nach Schrebitz gezogen, um hier einen Hopfenbetrieb zu übernehmen. Die Hopfen und Obst GmbH bewirtschaftet 90 ha, davon 80 ha Hopfen und 10 ha Sauerkirschen. Der Betrieb war Gastgeber für den Mitteldeutschen Hopfentag, bei dem die Hopfenpflanzer aus dem Anbaugebiet Elbe-Saale aller zwei Jahre zusammenfinden, um für den heimischen Hopfen zu werben.
Zu Gast waren Brauer und Hopfenpflanzer auch aus den anderen deutschen Anbaugebieten. Die Staatssekretäre der für Landwirtschaft zuständigen Ministerien Thüringens und Sachsen-Anhalts, Torsten Weil und Gerd Zender, gaben sich in Schrebitz ebenfalls die Ehre.
Elbe-Saale-Hopfen: Geschütztes Produkt aus der Region
Auf rund 1.560 ha wächst in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Hopfen. 30 Betriebe widmen sich hier dieser Sonderkultur. Fläche und Betriebe sind zu etwa je einem Drittel auf die drei Länder verteilt. In Deutschland, wo die bayerische Hallertau das mit Abstand größte Hopfenanbaugebiet ist, rangiert das Elbe-Saale-Gebiet immerhin auf Platz zwei.
Der Elbe-Saale-Hopfen ist seit 2014 ein geschütztes Produkt, das mit dem Siegel „geschützte geografische Angabe“ (g. g. A.) beworben werden darf. Man sei daran interessiert, dass das Regionalprodukt auch von regionalen Brauereien eingesetzt wird, sagt Andreas Kunze, Einkäufer der Hopfenverwertungsgenossenschaft e. G., der die Elbe-Saale-Region betreut „Da sind wir schon ganz gut aufgestellt“, kann er bestätigen. Der Hopfentag diene auch dazu, die Geschäftskontakte zu den Brauern zu vertiefen. Und natürlich auch fachlich zu informieren.
Durchschnittliche Hopfen-Ernte erwartet
Ein Thema in diesem Jahr: Nachhaltigkeit. Diesen Begriff hätten Genossenschaften eigentlich im Blut, sagte Carlos Ruiz, Vorstandsmitglied der HVG. Noch gebe es für die Hopfenerzeuger keine gesetzliche Pflicht, ihre Nachhaltigkeit nachzuweisen. Aber man müsse die Anforderungen erfüllen, die die Kunden verlangen. Mit Heinecken sei ein großer Brauer vorangegangen. Freiwillig habe auch die HVG einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt – der sich indes zu einem bürokratischen Monster entwickelt habe. Über kurz oder lang wird das Thema verbindlich werden. Die Elbe-Saale-Hopfenpflanzer sind dabei gut aufgestellt – jeder einzelne von ihnen ist bereits zertifiziert.
Die diesjährige Ernte startet wie gewohnt Anfang September. Er rechne mit einer durchschnittlichen Ernte, so HVG-Einkäufer Andreas Kunze. 58.000–60.000 dt Hopfen dürften es werden. Beim Erlös sind die Aussichten eher trüb. Die laufenden Verträge versprechen noch ordentliche Preise. Im freien Verkauf sehe es hingegen deutlich schlechter aus. Die Brauer riefen vertraglich gebundene Mengen nicht ab. Der Bierabsatz sei gefallen und auch die Fußball-Europameisterschaft habe nicht den erhofften Effekt gehabt.
Kunze rechnet damit, dass die Pflanzer auf das Überangebot reagieren, indem sie ältere Flächen aus der Produktion nehmen und auf neuere Sorten umstellen, die nach dem Setzen einige Jahre brauchen, bis sie Ertrag bringen. Die neuen Sorten seien nicht nur ertragsstärker, sondern auch besser an die durch den Klimawandel häufiger auftretenden Hitze- und Trockenphasen angepasst.
Nachhaltig bewässern
Wie für das gesamte Elbe-Saale-Anbaugebiet typisch, ist auch die HOOB GmbH oft von ausbleibenden Niederschlägen betroffen. Ausnahmen bestätigen die Regel: „Im vorigen Jahr hatten wir 1.040 Millimeter – das ist außergewöhnlich“, so Reiner Joachim. Dank vier Tiefbrunnen könne man jedoch auch in anderen Jahren die Pflanzen ausreichend versorgen. Die Bewirtschaftung der Brunnen erfolge nachhaltig. Zweimal wöchentlich überprüft der Betrieb die Wasserstände. Regelmäßig werden die Brunnen, aus denen Wasser entnommen wird, gewechselt.
Eine Herausforderung für den stark mit Saisonkräften arbeitenden Hopfenbau sei der Mindestlohn, so Reiner Joachim weiter. „Es macht uns Sorgen, wenn der Mindestlohn weiter steigt“, sagte er beim Hopfentag. Rund 30 Saisonarbeiter beschäftigt sein Unternehmen, in erster Linie zum Anleiten der Pflanzen. Sie werden nach Akkord bezahlt, erhalten eine Unterkunft und eine Verpflegungspauschale. Ihr Entgelt bekommen sie netto wie brutto ausgezahlt. Inländische Mitarbeiter müssten Abzüge für Sozialabgaben hinnehmen und hätten am Ende weniger in der Tasche. Beim Mindestlohn sollten für Landwirtschaft angepasste Regeln gelten, so der Hopfenanbauer.
Neue sächsische Hopfen-Hoheiten gekürt
Ihre Krone hat sie beim Mitteldeutschen Hopfentag vorige Woche im sächsischen Schrebitz erhalten: Paulina Goldbach (r.) repräsentiert für die nächsten zwei Jahre als Hopfenkönigin das Hopfenanbaugebiet Elbe-Saale. Die 18-jährige Gymnasiastin aus Hirschfeld bei Nossen hat beim Aushelfen bei der HOOB GmbH Schrebitz ihr Interesse für den Hopfen entdeckt und sich für das Amt beworben. Bei ihren Auftritten auf
nationaler und internationaler Ebene wird sie unterstützt von Hopfenprinzessin Elisabeth Raukas. Die 23-jährige Estin arbeitet als Brauerin im Brauhaus Watzke in Dresden.
Die beiden Hopfenhoheiten treten die Nachfolge der scheidenden Hopfenkönigin Sally-Marie Lauterbach aus Thüringen an.
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