Deutschland will Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm beschleunigen
Die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm geht viel langsamer als nötig voran. Jetzt wollen Politik und Unternehmen aufs Tempo drücken.
Von den Redakteuren der Bauernzeitung
Bund, fast alle Länder und die Entsorgungsbranche wollen ihre Anstrengungen zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm verstärken. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung hervor, auf die das Bundesumwelt- und das -landwirtschaftsministerium hinweisen. Hintergrund ist die 2017 beschlossene Verpflichtung zur Rückgewinnung aus Klärschlamm, die 2029 in Kraft tritt. Bis dahin sind, wie ein vom Bundesumweltministerium einberufener Branchendialog im Frühjahr zeigte, noch zahlreiche rechtliche, finanzielle und technische Baustellen abzuräumen.
Klärschlamm als Rohstoff der Zukunft
Ungewohnt ist das Tempo, zu dem sich die Unterzeichner bekennen, zu denen Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland nicht gehören: Mit den Planungen und Arbeiten zum Ausbau von Anlagenkapazitäten für die Phosphor-Rückgewinnung soll bei allen Klärschlammerzeugern sofort begonnen werden. Angestrebt wird, die Rückgewinnungskosten bereits vor 2029 auf die Abwassergebühren umzulegen. Prüfen will man, wie durch Ausschreibungen zur Verwertung von Klärschlamm die notwendige Investitionssicherheit geschaffen werden kann.
Schließlich sind die Fragen zu beantworten, die mit einer Nutzung der rückholbaren Ablagerung von Klärschlammverbrennungsaschen entstehen. Eine Arbeitsgruppe der Länder soll den Stand der Umsetzung begleiten und über Fortschritte berichten. In Deutschland fallen jährlich 1,7 Mio. t Klärschlamm an. Das Potenzial für die Rückgewinnung veranschlagt das Umweltbundesamt (UBA) auf etwa 50.000 t reinen Phosphor pro Jahr.
„Einigkeit muss darüber bestehen, dass Dünger aus recyceltem Phosphor aus Klärschlämmen oder seinen Aschen nur zum Einsatz kommen werden, wenn der Einsatz für Böden und Verbraucher unbedenklich ist und diese preislich marktfähig sind“, kommentierte der Deutsche Bauernverband (DBV) die Initiative.
Sachsen-Anhalt geht voran: Weltweit erste Anlage zur Phosphor-Rückgewinnung
Im Mai hatte ein Unternehmensverbund angekündigt, im Chemiepark Schkopau (Sachsen-Anhalt) die weltweit erste Anlage nach einem Verfahren zu errichten, das bis zu 90 % des Phosphors aus der Klärschlammasche rückgewinnen soll. Bereits 2021 ging in Haldensleben eine Anlage in Betrieb, die ein patentiertes Verfahren eines Weimarer Ingenieurbüros umsetzen wollte (Foto). In Bottrop (NRW) wird derzeit eine Anlage mit Know-how der Bergakademie Freiberg (Sachsen) gebaut.
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