Hanf-Labyrinth: Rätseln im Irrgarten
Als Freizeitangebot für Familien hat ein Landwirt ein Hanf-Labyrinth in Threna bei Leipzig angelegt. Die verwendete und noch immer eher ungewöhnliche Nutzpflanze weckt viel Interesse.
Von Karsten Bär
Für alle Fälle hat Tobias Steinborn ein Hinweisschild angebracht: „Dieser Hanf kann nicht geraucht werden“. Dass einem ein wenig schwindlig wird, wenn man sich auf das Hanffeld an der befahrenen S38 in Threna südlich von Leipzig einlässt, ist allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen. Ein Labyrinth aus Gängen schlängelt sich durch den dichten Pflanzenwuchs. Und wer nicht aufpasst, verläuft sich.
Eintritt an der Kasse des Vertrauens
Vor ein paar Wochen hat Tobias Steinborn das Labyrinth eröffnet, das durch Hanf, aber auch ein angrenzendes Maisfeld führt. Der Eintritt – 2 Euro je Kind, 3 Euro je Erwachsener – wird an der Kasse des Vertrauens gezahlt. Wer einen Maiskolben mitnimmt, wird gebeten, 50 Cent in die Kasse zu werfen. Mit dem Labyrinth will der junge Mann, der bei der BayWa Agrarhandel GmbH Hainichen Saatgut arbeitet und im Nebenerwerb einige Hektar Land bewirtschaftet, zusätzliche Einnahmen generieren.
Schließlich findet das benachbarte Kürbisfeld seit Jahren viele Kunden, die ebenfalls per Kasse des Vertrauens zahlen. Ein Verfahren, das sich im Großen und Ganzen bewährt habe, versichert Tobias Steinborn. Auch wenn das Vertrauen mitunter ein wenig größer ist als die Ehrlichkeit eines Teils der Kundschaft, wie er einräumt.
Vom Zuspruch, den das Kürbisfeld erhält, soll auch das Labyrinth profitieren. „Hanf erregt viel Aufmerksamkeit“, sagt der 38-Jährige. Und die Gänge durch den dicht- und hochwachsenden Hanf wirken noch etwas eindrucksvoller als die durch Mais. Tobias Steinborn hat für sein Labyrinth, mit Blick auf die spätere Verwertung der Ernte, die beiden Kulturen kombiniert. Der erste Teil führt durch einen halben Hektar Hanf. Es schließen sich zwei Hektar Mais an, durch den sich Gänge ziehen.
Hanf-Labyrinth: Den richtigen Weg (kennen-)lernen
Den Weg ins Zentrum finden Besucher, indem sie an Weggabelungen Fragen zur Landwirtschaft beantworten müssen. Die richtige Antwort weist den richtigen Weg – und gleichzeitig lernen die Besucher noch etwas. Steinborn hat für den Hanf-Teil des Labyrinths die Sorte Uso 31 verwendet. Es ist eine Körnersorte, die zugleich hochwachsende Pflanzen ausbildet.
Die Gänge mulchte er in den Bestand. Zunächst nutzte er einen Schlegelmulcher, der jedoch mit den zähen Hanfpflanzen nicht zurechtkam. Der Rotationsmulcher, den er im zweiten Durchgang einsetzte, brachte bessere Ergebnisse. Weitere Durchgänge waren zeitversetzt dennoch nötig. Im Hanf wucherte schnell Unkraut auf den Gängen. Im Mais trieben die Pflanzen selbst wieder aus.
Hanf-Öl soll verkauft werden
Hanf und Mais wachsen auf der Fläche natürlich nicht nur für das Labyrinth, sondern sollen auch verwertet werden. Der Mais war ursprünglich für die Biogasanlage eines Nachbarbetriebes vorgesehen. Doch das hätte bedeutet, dass er schon jetzt gehäckselt worden wäre. „Wir haben vereinbart, den Mais stattdessen später als Körnermais zu dreschen, um das Labyrinth länger zu erhalten“, sagt Tobias Steinborn.
Der Hanf wird ebenfalls später geerntet. Dazu wird ein Mähdrescher zum Einsatz kommen, dessen Mähwerk so hoch wie möglich eingestellt wird. Nur der obere Teil der Pflanzen soll abgeschnitten werden. Die Körner will der Nebenerwerbslandwirt pressen lassen und das Öl über einen Direktvermarkter, mit dem er zusammenarbeitet, verkaufen lassen. Theoretisch wäre auch die Nutzung der Fasern möglich. Doch dafür fehlt aktuell ein Abnehmer.
Besucherzuspruch stellt zufrieden
Angenommen wird das Angebot bislang gut. Den meisten Zuspruch erhielt das Hanf-Mais-Labyrinth in der ersten Woche nach Eröffnung, als in Sachsen noch Sommerferien waren. Doch auch jetzt noch finden immer wieder Besucher ins Labyrinth und wieder heraus.
Für Tobias Steinborn steht jedenfalls fest: Ein Pflanzenlabyrinth will er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im nächsten Jahr anbieten. Und wenn die Verwertung in diesem Jahr gut funktioniert, sogar mit einem deutlich größeren Hanfanteil.
Hanf-Anbau muss angemeldet werden
Der Anbau von Nutzhanf unterliegt in Deutschland bestimmten Vorgaben und muss sowohl der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung als auch im Rahmen des Sammelantrages der dafür zuständigen Stelle im jeweiligen Bundesland angezeigt werden. 2023 wuchs in Sachsen auf einer Fläche von 269 Hektar Hanf.
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