Mais-Ernte im Oktober, Sonnenblumen-Rekord und neue Schädlinge
Agrargenossenschaft Teichel berichtet über Dürre, neue Schädlinge wie Kleeseide und technische Herausforderungen. Trotz widriger Umstände konnte die Genossenschaft erfolgreiche Ernten einfahren und investiert in neue Technologien.
Der Mähdreschereinsatz im Mais am vorletzten Oktoberwochenende war eine Premiere für die Agrargenossenschaft Teichel. „Wir kamen mit dem Häckseln aufgrund der extrem schnellen Abreife ab Ende August kaum hinterher. Daher entschieden wir uns, einen Schlag, der TM-Gehalte fernab von Siloqualität hatte, zu dreschen“, erläutert Vorstand Dr. Stefan Blöttner. Auf dem 19-Hektar-Schlag kamen 120 t zusammen. Die gut 6 t/ha liegen unter den Thüringer Mittelwerten der vergangenen Jahre, wobei im Freistaat Körnermais in der Regel nur auf wenigen Tausend Hektar im Jahr angebaut wird. „Für unsere Region – der Schlag liegt auf über 400 Höhenmetern – geht das aber in Ordnung“, sagt Ackerbauvorstand Eric Engelmann, zumal als „Notmaßnahme“.
Mais nach der Ernte aufgelaufen
Getrocknet wird der Mais in der BKK-Biodiesel GmbH in Rudolstadt, deren Gesellschafter drei Betriebe der Region sind. Verwertet werden die Maiskörner über die Hofmischung in der Milchviehration. Neu sei in diesem Jahr das Phänomen, dass auf etlichen Maisschlägen der Mais nach Ernte aufgelaufen ist. „Offenbar sind Maiskörner schon vor dem Häckseln ausgefallen. Mit warmen Temperaturen und reichlich Niederschlag waren die Bedingungen im September günstig dafür“, so Blöttner.
Ende der 42. Kalenderwoche holte der Mähdrescher die Sonnenblumensaat auf 20 ha ein. Mit 35 dt/ha gibt man sich mehr als zufrieden, zumal es den Vorjahren nicht so gut lief. „Der Standort liegt auf 480 Höhenmetern; da freuen wir uns umso mehr über das gute Ergebnis“, sagt Engelmann. Im Landesvergleich der vergangenen Jahre fällt der Ertrag überdurchschnittlich aus. Getrocknet werden die Sonnenblumensamen in der betriebseigenen Anlage in Haufeld. Mit der Wintergerstenaussaat war man zum Teil spät dran. Im September summierten sich die Niederschläge auf 70 mm.
Allein von Ende September bis Mitte Oktober kamen 50 mm zusammen: „Da stand die Drille fast zwei Wochen. Die Zeit nutzen wir, um Feldränder mit dem Pflug mal wieder in Form zu bringen“, so der Ackerbauvorstand. 145 ha Wintergerste hat er im Plan. Sommergerste in Herbstaussaat ist nicht mehr dabei. „Weil die jetzt als Wintergerste gilt, mussten wir uns davon verabschieden. Sonst können wir die Ökoregelung zur vielfältigen Fruchtfolge nicht erfüllen. Also werden wir im frühen Frühjahr etwa 145 Hektar Sommerbraugerste drillen.“
Neuer Schädling: Kleeseide
Beim Ackerfutter befindet sich die Agrargenossenschaft gerade im fünften Schnitt. Das betrifft das Ackergras und die Luzerne. Das kam die letzten Jahre auch nicht vor. Auf einem Luzerneschlag, der erst in diesem Frühjahr gedrillt wurde, müssen Blöttner und Engelmann jetzt Bekanntschaft mit einem pflanzlichen Parasiten machen, der laut dem Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) bisher in Thüringen nicht in Erscheinung getreten ist. Es handelt sich dabei um Kleeseide, die auch Teufelszwirn genannt wird. Es gibt mehrere Nester auf dem Schlag.
Ins Futter darf es aufgrund toxischer Wirkung nicht gelangen, die Zerstörung der Samen in der Biogasanlage ist nicht gesichert. Ein Pflanzenschutzmittel steht zur Bekämpfung des hartnäckigen Schmarotzers nicht zur Verfügung: „Entweder legen wir mechanisch Hand an die jetzt sichtbaren Stellen an oder thermisch“, grübelt Engelmann. Den Schlag hat man jetzt jedenfalls unter verstärkter Kontrolle. Die Herkunft der Kleeseide aus dem Luzernesaatgut werde man jetzt prüfen.
Im Plan hat Engelmann durch die Regeländerungen nur noch 15 ha Stilllegung mit Selbstbegrünung. Das sind Splitterflächen und Randstreifen. Selbstbegrünte Schläge der vorherigen Saison wieder fit zu machen, ist aufwendig: „Wir haben gemulcht und danach gepflügt. Die aufgelaufene Trespe, die einen grünen Teppich gebildet hat, behandelten wir mit einem Totalherbizid. Bevor wir jetzt Weizen drillen, wird noch einmal gegrubbert“, erläutert er das Prozedere an einem Steilhang.
Neue Technik und Software
Für die schweren Feldarbeiten ist man derzeit mit einem Ersatzschlepper unterwegs, weil eine der stärksten Maschinen (John Deere 8230) mit einem Schaden im Treibstoffsystem in der Werkstatt steht. „Wir rechnen mit über zehntausend Euro Kosten“, so Engelmann. Derweil hat man sich entschieden, den Köckerling Allrounder Flatline mit vorlaufender Messerwalze, den man bislang mietete, zu kaufen. Zudem steht die finale Entscheidung für das Ersatz-BHKW bevor. „Wir werden einen regenerierten MAN-Motor kaufen, der auch eine neue Hülle bekommt, damit wir für kommende Anforderungen gerüstet sind.“ Über die neue Ackerschlagsoftware ist die Entscheidung jetzt getroffen worden. „Wir wechseln zur GIS-Schlagkartei, weil wir hier von der Paketlösung der TBV Service GmbH profitieren und eine Betreuung vor Ort haben.“
Nicht zuletzt durch die Teilnahme am Tag des Rinderhalters der Tierseuchenkasse, im Übrigen eine zertifizierte Fortbildung für Milchviehhalter, ist die Entscheidung gefallen, dass über die Wintermonate der komplette Milchvieh- und Mutterkuhbestand gegen die Blauzungenkrankheit geimpft werden, sofern Impfstoffe zur Verfügung stehen. Dafür würden, so Blöttner, die Herdenmanager Philipp Rose (Milch) und Jens Schmidt (Mutterkühe) mit dem Hoftierarzt in Kürze einen Impfplan erarbeiten. Nach einiger Zeit der Abstinenz von Tierschauen konnte das Mutterkuhteam um Jens Schmidt auf den Grünen Tagen Thüringen in Erfurt einen schönen Erfolg feiern. Im Interbreed-Finale der Kategorie Kuh mit Kalb ging der Sieg an die Charolais-Kuh mit Bullenkalb aus Teichröda.
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