Warum Landwirte Angst vor Investitionen haben
BANI-Welt: Deutschland in der Krise? Die deutsche Wirtschaft schwächelt, die Politik streitet und die Menschen sind verunsichert. Laut Agrarbarometer der Rentenbank haben Landwirte Angst vor Investitionen. Wie können wir aus dieser Spirale ausbrechen?
Ein Kommentar von Claudia Duda
Wer die Schlagzeilen der vergangenen Woche Revue passieren lässt, dem könnte ganz schwindlig werden: „Deutsche Wirtschaft steckt in der Krise“ (Focus), „Die Ampel und die Wirtschaftskrise: Jetzt kämpft jeder gegen jeden“ (Spiegel online), „ifo-Umfrage: Deutsche Exporteure befürchten weiter sinkendes Geschäft“ (Zeit online), „Bundesbank: Deutsche Wirtschaft steckt in Schwächephase fest“ (boerse.de); „Wirtschaft in der Dauerkrise: Kommt jetzt die Massenarbeitslosigkeit zurück?“ (Spiegel online). Das aktuelle Agrarbarometer der Rentenbank malt für die Landwirtschaft ein ähnlich trübes Bild: schlechte Stimmung, sinkende Investitionsbereitschaft – unter den Landwirtinnen und Landwirten herrscht wenig Optimismus.
Starke Verunsicherung
Da muss man ja depressiv werden! Wirtschaftspsychologen sprechen von einer BANI-Welt. Das ist ein Akronym und steht für brittle (brüchig), anxious (ängstlich), non-linear (nicht linear) und incomprehensible (unbegreiflich). Das beschreibt vermutlich ziemlich genau, wie viele Menschen die heutige Welt empfinden. Sie wünschen sich Stabilität und Berechenbarkeit, aber stattdessen erleben sie starke Verunsicherung, die sie besorgt zurücklässt. Deutschland galt Jahrzehnte als stärkste Volkswirtschaft Europas, als Anker für die vielen kleinen und teilweise schwächelnden Länder innerhalb und außerhalb der Europäischen Union. Doch der Glaube an die deutsche Verlässlichkeit schwindet.
Angst: Wunsch nach starker Führung
In diesen Zeiten wünschen sich die Menschen eine starke Führung. Jemanden der ihnen die Angst nimmt, der sagt, wo es langgeht und der Lösungen präsentiert. Dass die deutsche Bundesregierung dazu derzeit nicht in der Lage ist, hat sie leider gezeigt. Auch wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) immer wieder darauf verweist, dass seine Regierung mehr Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt habe als die Vorgängerregierungen. Bei den Bürgerinnen und Bürgern bleibt das Gefühl, dass der Streit in der Ampel überwiegt und zahlreiche Entscheidungen zu wenig durchdacht sind. Das verstärkt die Verunsicherung der Menschen immens, sie wenden sich von den Regierenden ab und den Versprechungen extremer Gruppierungen zu.
Proteste der Landwirte in Frankreich
Dabei ist es nicht beruhigend, dass die Stimmung in anderen EU-Ländern nicht viel besser ist. Italien, Niederlande, Österreich – auch hier ist der Stimmenzuwachs für rechte Parteien unübersehbar. In Frankreich planen die Landwirte bereits erneut Protestaktionen, denn viele von ihnen warten bislang vergeblich auf die Auszahlung der GAP-Förderung. Die BANI-Welt ist also kein deutsches Phänomen. Und je nachdem, wie die US-Wahl in der kommenden Woche ausgeht, werden möglicherweise Sorgen und Verunsicherung noch zunehmen.
Inspiration, Innovation und Investition
Langfristige Investitionen erfolgen in der Landwirtschaft wie in der Wirtschaft nur in einem sicheren Umfeld. Es ist die Aufgabe der Regierenden, für Planbarkeit zu sorgen, ohne in eine Planwirtschaft abzudriften. Vertrauen in Politik entsteht nur bei Verlässlichkeit und durch eine Streitkultur, die den Disput sachorientiert zulässt und an deren Ende durchdachte, mehrheitsfähige Lösungen stehen. Wie kommen wir raus aus dem Dilemma? Zumindest um das Akronym der BANI-Welt sprachlich zurückzudrängen, könnte eine mutmachende Alliteration helfen: Inspiration und Innovation führen zu mehr Investition.
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