Ausbildungsbetrieb

Milchhof Zinna doppelt erfolgreich

Auf dem Milchhof Zinna: Nordsachsens Landrat Kai Emanuel mit Jurgen Kouwert, Laura Schöche, Kirsten Kouwert und André Bauch (v. l.). (c) Karsten Bär
Junges Land

So einen Doppel-Erfolg gibt es nicht alle Tage: Im Wettbewerb „Bester Ausbildungsbetrieb“ belegte der Milchhof Zinna von Familie Kouwert  aus Sachsen in diesem Jahr den dritten Platz in der Kategorie kleiner Unternehmen. Zugleich kommt die diesjährige beste Tierwirtauszubildende Sachsens, Laura Schöche, aus dem Betrieb.

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Ausgezeichnet wurden der Milchhof Zinna und Laura bereits Ende September beim „Bestentreffen“ in Zwickau. Jetzt kam noch eine Ehrung obendrauf. Nordsachsens Landrat Kai Emanuel besuchte vorige Woche den Familienbetrieb im Torgauer Ortsteil Zinna, um ihm seine Anerkennung auszusprechen – und erstmals die Qualitätsplakette „Hervorragender Ausbildungsbetrieb in der Agrarwirtschaft des Landkreises Nordsachsen“ zu verleihen. Bei seinem Besuch warf der Landrat auch einen Blick in den Milchviehstall und informierte sich über die Entwicklung des Milchhofes sowie dessen aktuelle Pläne und Herausforderungen.

Familie Kouwert übernahm vor 30 Jahren das Milchgut Zinna

Vor 30 Jahren haben Jurgen und Christel Kouwert, die beide aus den Niederlanden stammen, den Betrieb in Zinna übernommen. Knapp 200 ha Fläche gehören dazu, die ausschließlich für die Erzeugung von Futter für das Milchvieh dienen. 2009 investierten sie in einen neuen Stall, in dem aktuell rund 200 melkende Kühe Platz finden.

Fettreiche Milch der Jersey-Rinder bestens für Käse geeignet

Gut drei Viertel des Bestandes sind Tiere der Rasse Jersey, der Rest Holsteins. Die braungefärbten, kleineren Jersey-Rinder geben zwar weniger Milch als die Holsteins, dafür aber mit höheren Fett- und Eiweißgehalten. Er sei sehr zufrieden mit den Tieren, sagt Jurgen Kouwert. „Das ist die richtige Rasse für die Zukunft“, meint der 56-Jährige auch mit Blick auf ihre Hitzebeständigkeit. Die Milch der Jerseys ist dank ihrer Inhaltsstoffe für die Käseherstellung gut geeignet.

Der Betrieb erzeugt im Schnitt der Herde Milch mit 4,9 % Fett und 3,89 % Eiweiß. Die Jahresleistung beträgt 7.738 Milch-kg je Kuh, die energiekorrigierte Leistung (ECM) indes ca. 9.000 kg.

Der Milchhof Zinna hält rund 150 Milchkühe der Rasse Jersey. (c) Karsten Bär
Der Milchhof Zinna hält rund 150 Milchkühe der Rasse Jersey. (c) Karsten Bär

Den Großteil ihrer Milch vermarkten Kouwerts über die DMK. Wenn der Milchhof die Auditierung für Haltungsstufe 3 erfolgreich abgeschlossen hat, wird die Milch an die DMK-Molkerei Erfurt geliefert. Die Anforderungen erfüllt der Stall bereits. Einen kleineren Teil der Produktionsmenge verarbeitet der Familienbetrieb in der eigenen Hofmolkerei. 100.000 bis 150.000 Liter im Jahr sind es, erklärt Jurgen Kouwert. Hergestellt wird ein breites Spektrum an Produkten: pasteurisierte Milch, Natur- und Fruchtjoghurt, verschiedene Sorten Schnitt- und Frischkäse sowie Camembert, Butter, Kräuterbutter, Buttermilch und Sauermolke.

Kunden-Zuspruch zur Hofmolkerei ein „Boost für die Motivation“

„Jetzt ist der Milchpreis okay, aber es gab schon andere Zeiten“, sagt der Landwirt. Damals sei die Hofmolkerei nicht nur eine Einnahmequelle gewesen, sondern habe dem Familienbetrieb über die gute Kundenresonanz auch einen „Boost für die Motivation“ gegeben, wie Jurgen Kouwert sagt. Ausweiten wolle man die eigene Verarbeitung jedoch nicht. Zwar mangele es nicht am Zuspruch der Kundschaft. „Aber wir kommen mit der Arbeit nicht hinterher.“

Investieren will der Betrieb trotzdem: Der Stall soll größer werden, mehr Platz für die Tiere bieten und die Bewirtschaftung vereinfachen. „Aber wir warten seit einem Jahr auf die Bearbeitung der Baugenehmigung“, macht die Tochter der Hofgründer und Junior-Chefin Kirsten Kouwert (27) deutlich. Sie ist sowohl beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch als auch auf dem elterlichen Betrieb tätig. Gemeinsam mit ihrem Mann André Bauch steht sie als Hofnachfolgerin bereit.

Ausbildungsbetrieb mit familiärer Atmosphäre

Laura Schöche, Sachsens beste Tierwirt-Auszubildende der Fachrichtung Rinderhaltung dieses Jahres, ist nach ihrem Lehrabschluss übernommen worden und arbeitet jetzt ebenfalls fest auf dem Milchhof Zinna.

Die 21-Jährige wohnt im Torgauer Ortsteil Staupitz und kommt aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie. Trotzdem wollte sie eigentlich einen anderen Beruf erlernen – schwenkte jedoch dann von der Sozialassistentin zur Tierwirtin um. Auch für Kouwerts kam die Entscheidung spontan. „Eigentlich haben wir damals keine Auszubildende gesucht“, sagt Kirsten Kouwert. Wie gut Betrieb und Lehrling zueinander passten, konnte da noch keiner ahnen. Am Milchhof Zinna gefalle ihr vor allem die familiäre Atmosphäre, sagte Laura Schöche. „So ist das eben auf dem Bauernhof“, lacht Kirsten Kouwert.

Auszeichnung für Milchhof Zinna
Der Landkreis Nordsachsen ehrte das Engagement des Familienbetriebes für die Berufsausbildung. (c) Karsten Bär

Mit der Auszeichnung als „Hervorragender Ausbildungsbetrieb“ hat Nordsachsens Landrat Kai Emanuel das Engagement der Milchhofes Zinna für die Berufsnachwuchsgewinnung gewürdigt. Er stehe stellvertretend für die 160 Betriebe in Nordsachsen, die junge Menschen in agrarwirtschaftlichen Berufen ausbilden. „Dass sie eine hervorragende Arbeit leisten, zeigen auch die überregionalen Erfolge“, sagte der Landrat. So seien allein in diesem Jahr fünf der 62 nordsächsischen Absolventen der grünen Berufe zur Besten-Ehrung des Freistaats eingeladen worden.

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