Situation der Landwirtschaft

Dunkelflaute 2024: Mehr als nur ein Energie-Problem

Kein Wind und kaum Sonne - wegen der Dunkelflaute im Dezember wurde in Deutschland nur wenig Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt (Symbolbild). (c) Toni Benlliure/stock.adobe.com
Meinung

Von der Energiewende zur Investitionsflaute: Die Dunkelflaute steht als Sinnbild für die Stimmung in Deutschland. Und nicht nur die Bürokratie lähmt die Landwirtschaft. Ein Kommentar von Claudia Duda

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Der Begriff „Dunkelflaute“ nimmt schon heute einen oberen Listenplatz der möglichen Worte des Jahres 2024 ein. Im Rückblick steht es nicht nur für die vergangenen Wochen mit bedecktem Himmel und viel zu wenig Wind – womit insbesondere die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien in Deutschland fast zum Erliegen kam.

Rein aus energetischer Sicht verunsichert uns die Dunkelflaute ganz besonders. Denn einerseits sind wir stolz darauf, dass mittlerweile 54 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien produziert werden. Doch andererseits muss Deutschland in dunklen und windarmen Zeiten Energie an der Strombörse teuer einkaufen.

Sinnbild für die Politik in Deutschland

Das Wort dient auch als Sinnbild für die politische und (land)wirtschaftliche Situation unseres Landes. Zu Jahresbeginn haben die Landwirtinnen und Landwirte zu Tausenden für den Erhalt des Agrardiesels und für den Abbau bürokratischer Auflagen demonstriert. Der friedliche Protest hat gesellschaftliche Aufmerksamkeit erregt und wurde von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt. Doch was hat sich am Ende des Jahres wirklich bewegt? Ja – es gab Zugeständnisse der Regierung: Das grüne Kfz-Kennzeichen bleibt erhalten, und die Steuervergünstigung für Agrardiesel wird nicht sofort vollständig gestrichen, sondern in drei Stufen abgebaut.

Debatte über Abbau der Bürokratie

Das Thema „Bürokratie-Abbau“ ist seit Jahren in aller Munde – wirklich bewegt hat sich bislang jedoch nicht viel. Mehr als 200 Vorschläge sind nach den Protesten beim Bundeslandwirtschaftsministerium eingegangen – aber noch immer haben Bäuerinnen und Bauern ein Gefühl der Überforderung, nicht nur, wenn es darum geht, Förderanträge auszufüllen, sondern auch, wenn sie investieren und bauen wollen. Eine Landwirtin aus Brandenburg berichtete kürzlich davon, dass an der Genehmigung des Umbaus ihres Milchviehstalls insgesamt 34 verschiedene Ämter involviert waren! Das größte Problem sei gewesen, dass die Mitarbeitenden in den Behörden Angst vor der eigenen Entscheidung hatten. Hier sieht es also ganz dunkel aus!

Situationsbericht: Investitionsflaute bleibt

Kein Wunder, dass angesichts der erschwerten Bedingungen und der immer größeren Unsicherheiten in allen Bereichen die Investitionsbereitschaft der landwirtschaftlichen Betriebe extrem zurückhaltend ist. Eine echte Investitionsflaute.

Wie zur Bestätigung ist im Situationsbericht 2023/2024 des Deutschen Bauernverbandes, der vorige Woche vorgestellt wurde, von einem „deutlichen Einbruch“ die Rede. Die wichtigsten Fakten: knapp 30 Prozent Einkommensrückgang in den Betrieben, 13 Prozent Rückgang bei Investitionen, starker Strukturwandel in der Tierhaltung – insbesondere ein Strukturbruch im Schweinesektor. Auch einen Rückgang in der ökologischen Produktion dokumentiert der Bericht. Einen echten Politikwechsel fordert deshalb nicht nur Bauernverbandschef Joachim Rukwied.

Bundestagswahl: Keine Empfehlung

Eine Empfehlung zur Bundestagswahl, die vermutlich Ende Februar stattfinden wird, wollen Rukwied und der Verband allerdings nicht aussprechen. „Wir sind politisch neutral“, betont der Landwirt aus Baden-Württemberg. Die zur Fußgänger-Ampel geschrumpfte Regierung aus Rot-Grün agiert momentan in einem Vakuum, das sich bleiern übers Land legt. Es hat fast den Anschein, als wäre die Dunkelflaute das Spiegelbild der mentalen Stimmung einer ganzen Nation. Hoffen wir also fürs neue Jahr auf frischen Wind und Sonnenschein in allen Bereichen!

Chefredakteurin Bauernzeitung Claudia Duda
Chefredakteurin der Bauernzeitung Claudia Duda (c) Sabine Rübensaat

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