Krisenstab eingerichtet

Maul- und Klauenseuche in Brandenburg ausgebrochen

Bei Wasserbüffeln in Märkisch-Oderland ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen (Symbolbild). (c) Sabine Rübensaat

UPDATE 10.1., 16.30 Uhr: Alarm in Brandenburg! Die gefürchtete Maul- und Klauenseuche (MKS) ist ausgebrochen. Mehrere Wasserbüffel sind bereits verendet. Ein Krisenstab wurde eingerichtet.

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In Brandenburg ist es zu einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) gekommen. Drei Wasserbüffel im Landkreis Märkisch-Oderland seien betroffen und verendet, sagte Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) am Freitag (10.1.) in Potsdam. Um die Ursache zu klären, habe der Landkreis mit Fachleuten alle notwendigen Maßnahmen veranlasst.

Virus für Menschen ungefährlich

„Die Maschinerie ist angelaufen“, erklärte Mittelstädt. Das Virus wird für den Menschen als ungefährlich eingestuft, ist aber für Rinder, Schweine, Ziegen oder auch Schafe hoch ansteckend. Auch viele Zoo- und Wildtiere können an MKS erkranken.

Fall wurde in Hönow festgestellt

Das Friedrich-Loeffler-Institut habe den MKS-Ausbruch bestätigt, so die Ministerin. Wie die Märkische Onlinezeitung berichtet, wird nun der restliche Tierbestand durch den Tierseuchenbekämpfungsdienst getötet und beseitigt. Demnach ist der Fall in Hönow am Donnerstag, 9.1., festgestellt worden. Ein großflächiger Sperrkreis wurde eingerichtet.

Eilverordnung: Transport von Tieren ist verboten

Zur Eindämmung der Tierseuche hat Ministerin Mittelstädt eine Eilverordnung erlassen. Um eine weitere Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu verhindern, sei es erforderlich, das Verbringen von empfänglichen Tieren und von Erzeugnissen, die von diesen Tieren gewonnen wurden, vorübergehend zu verbieten, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Transport von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Kameliden wird daher durch die Eilverordnung der Ministerin für die Dauer von 72 Stunden untersagt. Das Gleiche gilt für Schlachtkörper oder Teile von Schlachtkörpern sowie für Gülle, die in den Zuchtbetrieben von diesen Tieren gewonnen wurden. Nicht betroffen sind Schlachtbetriebe und der Einzelhandel. Verstöße gegen das Verbot können als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.

Die Verordnung tritt am 11.01.2025 in Kraft und gilt 72 Stunden.

Letzte Fälle gab es 1988 in Deutschland

Laut LFI waren Deutschland und die EU amtlich anerkannt MKS-frei, die letzten Fälle in Deutschland traten 1988 auf. Mit der Bestätigung der Seuche verliert Deutschland die Anerkennung als „frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung“ bei der Weltorganisation für Tiergesundheit. In der Türkei, im Nahen Osten, in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas ist die MKS jedoch noch endemisch. Die illegale Einfuhr von Erzeugnissen tierischen Ursprungs aus diesen Ländern stellt eine ständige Bedrohung für die Landwirtschaft in der EU dar.

BMEL ruft Krisenstab ein

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) will zeitnah den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen, hieß es in einer Pressemitteilung. Der Zentrale Krisenstab ist das übergeordnete politische Entscheidungsgremium im Tierseuchenfall. Im Krisenstab sind die Amtschefs der für die Tierseuchenbekämpfung zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder vertreten. Hier werden Maßnahmen von überregionaler und politischer Bedeutung beraten und gegebenenfalls ein bundeseinheitliches Vorgehen beschlossen.

Appell von Wendorff: Ruhe bewahren

„So eine Überraschung will keiner haben!“, kommentiert Landesbauernpräsident Henrik Wendorff den Ausbruch der Maul- und Klauensuche (MKS). Gebeutelt durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) sei man in Sachen Tierseuchen zwar gut im Training, die MKS betreffe aber weit mehr Tierarten, Tierhalter und vermutlich auch die Bevölkerung in der Nähe des Ausbruchsortes im sogenannten Speckgürtel von Berlin. „Jetzt kommt es darauf an, die Eintragsquelle zu ermitteln und herauszufinden, wie weit die Seuche schon verbreitet ist“, so Wendorff. Er appelliert an alle Tierhalter, Ruhe zu bewahren und erst einmal alle Tierbewegungen zu unterlassen. Er sei froh, dass der Tierpark Berlin in Friedrichsfelde, nur etwa zwölf Kilometer von Hönow entfernt, bisher nicht betroffen sei.

Taskforce in Märkisch-Oderland

Der Landkreis Märkisch-Oderland hat für Freitagabend eine Taskforce einberufen. Man werde noch heute, spätestens morgen eine Allgemeinverfügung erlassen, informierte der Landkreis die Pressesprecherin. Da der Tierhalter aus Berlin stammt und weitere Tiere im Landkreis Oder-Spree hält, die betroffene Herde in Märkisch-Oderland steht und sich der Sperrkreis in den Landkreis Barnim erstreckt, werde das Land die Maßnahmen koordinierend begleiten, informierte der Landkreis Märkisch-Oderland. Auch der Landkreis Barnim arbeitet seit den frühen Morgenstunden mit Hochdruck daran, alle erforderlichen Lageinformationen zusammenzutragen und die daraus resultierenden Maßnahmen zu ermitteln bzw. in die Wege zu leiten, informiert der Landkreis. Derzeit würden die zur Eindämmung der Tierseuche erforderlichen Krisenstrukturen aufgebaut, entsprechende Maßnahmen in Kürze kommuniziert. 

MKS in der DDR

Den letzten größeren MKS-Ausbruch in Ostdeutschland gab es im Jahr 1982; dieser betraf Tierhaltungen in sechs Kreisen im Bezirk Rostock und in einem Kreis im Bezirk Neubrandenburg. Mit seuchenhygienischen Maßnahmen konnte der Ausbruch erfolgreich eingedämmt und eine weitere Ausbreitung der Seuche verhindert werden, heißt es im Bundesarchiv.

Für den Menschen, der pasteurisierte Milch, daraus hergestellte Milchprodukte oder Fleisch verzehrt, bestünde jedoch auch bei einer Einschleppung der MKS nach Deutschland keine Gefahr.

Erreger: Virus ruft MKS hervor

Die Maul- und Klauenseuche wird hervorgerufen durch Viren des Genus Aphthovirus der Familie Picornaviridae. Es gibt sieben Serotypen (O, A, C, Asia 1, SAT1, SAT2, SAT3), die in zahlreiche Untertypen und Stämme unterteilt werden.

Übertragung: Häufigster Erreger

Die häufigste Übertragungsart der MKS ist der Kontakt zwischen erkrankten und empfänglichen Tieren. An MKS erkrankte Tiere verbreiten das Virus in großen Mengen mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, aber auch mit Speichel, Milch, Dung und der Atemluft. Es besteht zudem ein hohes Risiko für eine indirekte Ansteckung über kontaminiertes Futter, Gegenstände, Fahrzeuge oder Personen.

Klinisches Bild: So verläuft die Krankheit bei Tieren

Die Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lang anhaltenden Leistungsabfall. Bei Jungtieren können hohe Verluste durch Schädigung des Herzmuskels auftreten. (Quelle: LFI)

Anzeichen und Inkubationszeit: Blasen an Maul und Zunge

Im Allgemeinen zeigen Milchrinder die schwersten Krankheitsanzeichen. Nach einer Inkubationszeit von
meist 2-7 Tagen zeigen sich hohes Fieber, Milchrückgang, Appetitlosigkeit und Apathie, sowie die Bildung typischer Blasen am Maul und auf der Zunge (dort auch „Aphthen“ genannt), an den Klauen und den Zitzen. Beim Schwein treten nach einer Inkubationszeit von meist 1–3 Tagen Blasen vorwiegend an den Klauen und der Rüsselscheibe auf. Die Tiere zeigen häufig Lahmheitserscheinungen, die mit einem „klammen Gang“ beginnen. Nach einigen Tagen können manche Schweine aufgrund der Schmerzen
nicht mehr stehen und verlieren unter Umständen sogar ihr Klauenhorn. Bei Schafen und Ziegen verläuft eine Infektion meist unauffällig; die Tiere können die Krankheit aber dadurch unerkannt verbreiten.

Bekämpfung der Seuche

Die MKS ist anzeigepflichtig. Weltweit gelten für die Verhütung und Bekämpfung der MKS sehr strenge Regeln. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere. Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier erkrankt, müssen alle Klauentiere getötet und unschädlich beseitigt werden. Auch Klauentiere in landwirtschaftlichen Betrieben in der näheren Umgebung des Seuchenbetriebes müssen zumeist getötet werden. Ställe, Fahrzeuge und Geräte müssen gründlich desinfiziert werden. Eine Notimpfung gefährdeter Tierbestände ist bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen möglich. (Quelle: LFI)

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Maria Brouwer und Dr. Christina Münch
Die Liebe zu den Tieren verbindet Maria Brouwer (l.) und Christina Münch. Beide arbeiten seit diesem Jahr aktiv im Milchbeirat der Bauernzeitung mit. (c) Claudia Duda