Bauerntag Uckermark: Wahl, MKS, Trinkwasserschutz – Herausforderungen für die Landwirtschaft
Auf dem Bauerntag des Kreisbauernverbandes in der Uckermark (Brandenburg) wurde ein neuer Vorstand gewählt. Außerdem ging es am 16.1. in Seelübbe um MKS, ASP und Bedenken wegen der Neuausweitung von Trinkwasserschutzgebieten.
Neujahrsempfang und Bauerntag sind in der Uckermark traditionell ein Doppel. Am Donnerstag (16.1.) im „Dörphus“ Seelübbe war die Besorgnis um die Folgen der Maul- und Klauenseuche Thema fast aller, die das Wort an die Versammelten richteten, aber längst nicht das einzige: Wolf, die Erweiterung der Trinkwasserschutzgebiete, die Afrikanische Schweinepest (ASP) und der Nachklang der Bauernproteste vor einem Jahr wurden von fast allen Rednern angesprochen.
Darunter sollte auch Agrarministerin Hanka Mittelstädt sein. Die hatte jedoch die Zusammenkunft der ostdeutschen Agrarminister im Rahmen der Grünen Woche dem Heimspiel in der Uckermark vorgezogen. In einer Videobotschaft zog Mittelstädt eine kurze Bilanz der ersten vier Wochen im Amt. Insbesondere die Integration der Abteilung Verbraucherschutz mit mehr als 100 Mitarbeitern sei aufwendig, erweise sich aber gerade in der jetzigen Krisensituation als sinnvoll für eine reibungslose Kommunikation. Im Fokus stehe derzeit neben dem Krisenmanagement die einzelbetriebliche Investitionsförderung. Die Novelle der Förderrichtlinie ist seit Monaten überfällig und wird dringend erwartet. Mittelstädt appellierte an die tierhaltenden Betriebe, die Seuchenschutzmaßnahmen hochzufahren. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass bei einem neuen Verdachtsfall in Werneuchen die MKS ausgeschlossen werden konnte.
„Wir reiten die Welle!“ Uckermärker Bauern ziehen Bilanz und fordern Unterstützung
Die alte und neue KBV-Vorsitzende in der Uckermark, Wenke Möllhoff, erinnerte in ihrer Bilanz an die Bauernproteste vor einem Jahr: den großen Rückhalt in der Bevölkerung, die Schlagzeilendominanz und die Erfahrung: „Wir können gemeinschaftlich etwas erreichen!“ Ernährungssicherheit habe einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft, die Reichweite in den sozialen Medien habe sich verdoppelt. „Hieß es letztes Jahr noch, wir müssen vor die Welle kommen, können wir jetzt sagen: Wir reiten die Welle!“
Bauerntag Uckermark: Bedenken wegen der Neuausweisung von Trinkwasserschutzgebieten
Möllhoff lobte beim Bauerntag in der Uckermark den Fleiß des Landesbauernverbandes, der immer mit den notwendigen Papieren zur Stelle sei (Neuer Weg, Weißbuch, 55 Vorschläge zum Bürokratieabbau). Ausführlich ging sie auf die Neuausweisung der Trinkwasserschutzgebiete ein: 33 Gebiete sollen in der Uckermark erneuert und massiv ausgedehnt werden. Die „Zone 3“ mache ihnen am meisten Sorgen, so Möllhoff. Was laut EU ein „sensibles Gebiet“ sei, könne schon morgen ein Naturschutzgebiet sein, verbunden mit Restriktionen und Wertverlust.
Für Ausgleichszahlungen hätten die Zweckverbände aber kein Geld. Sie müssten zudem Trinkwasserentnahmeentgelte an das Land zahlen. Die Verluste der Landwirte würden 100 €/ha weit übersteigen. Möllhoff brachte einen Wasserpfennig von Landesseite ins Spiel. Was man nicht brauche, seien komplizierte bürokratische Entschädigungsprozesse. Das klappe schon bei der Entschädigung von Wolfsrissen nicht gut, so Möllhoff. Der KBV hat sich mit dem Thema an den Landes-Petitionsausschuss gewandt.
Kritik von Wendorff (LBV): „Auf Landesebene ist viel liegen geblieben“
LBV-Präsident Henrik Wendorff, der für sein Gastspiel in Seelübbe die Grüne-Woche-Bühne kurz verlassen hatte, benannte die nächsten Baustellen: Das Ringen um die GAP 2027 habe begonnen, die Stoffstrombilanz sei nur ausgesetzt, nicht abgeschafft, und was die Landesebene betrifft: Da sei viel liegen geblieben. „Ich habe am Ende gedacht, wir reden nur noch über Moorschutz“, so Wendorff, „Vogel war ein guter Umweltminister, aber die Beziehung zur Landwirtschaft war schwierig.“
Überdurchschnittliche Erträge im vergangenen Jahr
Die Uckermärker Landrätin Karina Dörk (CDU) lobte die Zusammenarbeit mit dem KBV, ging auf ASP („im Griff“) und Wolfsproblematik (117 gerissene und 68 verwundete Nutztiere allein bis November 2024) ein. Die Sorge sei groß und nicht unbegründet, dass Schaf- und Rinderhaltung weiter zurückgehen. Sie sei jedoch zuversichtlich, dass der Wolf ins Jagdrecht komme, so Dörk. Sie betonte den hohen Stellenwert der Landwirtschaft für den Landkreis. Die konnte 2024 mit Erträgen von 72,2 dt/ha beim Winterweizen, 52,45 dt/ha beim Winterroggen, 71,5 dt/ha bei der Gerste und 32,7 dt/ha Raps glänzen.
Übrigens: Der nächste landwirtschaftliche Höhepunkt steht bereits nächste Woche auf dem Plan: der 29. Brandenburger Düngetag des Vereins zur Förderung einer umweltgerechten Düngung (VFuD) Schwedt am Dienstag, den 28. Januar ab 9 Uhr im Kreishaus, Karl-Marx-Straße 1, 17291 Prenzlau.
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