Startup-Days auf der Grünen Woche

Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft: Startups präsentieren innovative Lösungen

Als Sieger aus einer starken Konkurrenz ging bei den Startup-Days ValueGrain aus Hamburg hervor. Es hat eine Technologie entwickelt, die Biertreber zu einem flüssigen Mehl verarbeitet, das zu Teilen herkömmliche Mehle in Pizzen oder Brot ersetzen kann. Zu den ersten Gratulanten gehörte Bundesminister Cem Özdemir (2. v. r.). © Messe Berlin
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KI trifft Landwirtschaft: Auf der Grünen Woche 2025 präsentierten Startups innovative Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und Effizienz in der Landwirtschaft. Wir stellen drei von ihnen vor:

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Diesmal standen KI-basierte Systeme für effizienteres und ressourcenschonendes Wirtschaften in der Landwirtschaft und neue vegane Fleischalternativen im Foodbereich im Fokus der Startup-Days auf der Internationalen Grünen Woche 2025.

Kurz und knackig: In dreiminütigen Pitches präsentierten die zehn Startups der Endrunde an zwei Tagen ihre Ideen vor der Jury, die sie danach noch mit Fragen „in die Mangel“ nahm.
Kurz und knackig: In dreiminütigen Pitches präsentierten die zehn Startups der Endrunde an zwei Tagen ihre Ideen vor der Jury, die sie danach noch mit Fragen „in die Mangel“ nahm. © Sabine Rübensaat

Startup: AI. Land: Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft

Visionen beginnen mit unseren Wünschen. Alleskönner sein, wer möchte das manchmal nicht. Die AI. Land (lies: Artificial Intelligence for Agriculture – Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft) aus dem nordrhein-westfälischen Krefeld, eine Ausgründung aus dem Institut für mobile autonome Systeme und kognitive Robotik der FH Aachen, arbeitet daran.

„Wir sind in unserem Portfolio spezialisiert auf die Entwicklung von Hard- und Softwarelösungen für die Automatisierungstechnik in der Landwirtschaft. Unser großes Ziel ist die Vollautomation in Gemüsekulturen in Gestalt eines mobilen Agrarroboters mit Direktvermarktung ab Feld, also Field to Fork“, bringt es Josef Franko, 37, auf den Punkt.

Zum Thema „Robotik für Windkraftanlagen“ promoviert, hat er aus einem Pilotprojekt heraus die Firma 2020 ins Leben gerufen. Sie hat inzwischen 25 Mitarbeiter – ein internationales Team von Fachleuten unterschiedlicher Branchen. Ihre Vision ist ambitioniert: ein einziges autonomes Gerät, das alle Prozesse im Gemüsebau abdeckt – vom Säen, Pflanzen, Hacken sowie der bedarfsgerechten Bewässerung und Düngung bis hin zur Ernte.

Der Agrarrobotik haben sich Lucas Dahl, Stella Lorscheidt, Josef Franko (v. l.) von AI. Land verschrieben.
Der Agrarrobotik haben sich Lucas Dahl, Stella Lorscheidt, Josef Franko (v. l.) von AI. Land verschrieben. © Sabine Rübensaat

„Davegi“, der Rundumschlag für den Gemüse-Anbau

Der aktuelle Prototyp gibt bereits einen Einblick in das Potenzial dieser Idee. In Zukunft soll der Roboter sogar in der Lage sein, nach Kundenwunsch maßgeschneiderte, fertig konfektionierte Gemüsekisten direkt ab Feld zusammenzustellen. „Davegi“, dieser Tausendsassa, ist solarstrombetrieben und mit einem 25-m-Ausleger konstruiert, der 0,25 ha einnimmt. Er soll täglich 600 Pflanzen ernten und 600 Setzlinge neu pflanzen können. Mitgebracht zu den Start-up-Days hat das Unternehmen ein anschauliches Lego-Modell.

Doch erstmal generiert AI. Land seine Einkünfte als Ingenieurdienstleister. „Wir entwickeln und konstruieren mitindustriellen Partnern etwa ein Traktoranbaugerät für die präzise Unkrautbekämpfung oder Handwagen für die Bilddatenerfassung. Gerade haben wir einen großen öffentlichen Auftrag bekommen. Quasi neben schieben wir unsere Vision voran“, so Firmenchef Josef Franko. Der Ort, an dem das geschieht, ist der Hof auf dem Franko aufgewachsen ist und den inzwischen einer seiner Brüder führt.

Die technischen Basisherausforderungen für den „Davegi“ seien gelöst, erklärt Josef Franko weiter. Nun arbeite man daran, alle Elemente zu verketten, den Ernteprozess auf verschiedene Kulturen zu transferieren, etwa von Kohl auf Eisbergsalat oder Brokkoli, feile an Details, beispielsweise um die Entnahmezeit für die einzelne Frucht auf wenige Sekunden zu verkürzen. Bei welchen Kulturen diese Art der Agrarrobotik ihre Grenzen hat, da wollten sich die Visionäre nicht festlegen. Man strebt einen Markteintritt in zwei Jahren an.

Karevo: KI-gesteuerte Kartoffelauslese

Ganz frisch hat die Karevo GmbH (Kartoffelrevolution), seit Kurzem durch ihren ersten Mitarbeiter, Burak Emre Özer, Master in Informatik, verstärkt, den Markt erobert. Die drei Gründer, Johannes von Wittke, Benedikt Keßler und Felix Beck, Absolventen der Fachrichtung Maschinenbau der Technischen Universität München, haben eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert.

Das Besondere: Sie ist nachrüstbar und mit allen derzeit marktverfügbaren Verlesetischen kompatibel. Karevo arbeitet inzwischen mit einem Kartoffeltechnikhersteller zusammen. Benedikt Keßler, Landwirtssohn aus Bayern, erklärt die Funktionsweise dieser KI-gesteuerten Qualitätsbestimmung, die mit einem Durchsatz von drei bis fünf Tonnen pro Stunde für kleinere bis mittlere Betriebe mit fünf bis 50 ha im Anbau Sinn macht. „Der Landwirt kann auf einem Terminal bestimmen, welche Defekte in welcher Dimension tolerabel sind. Dann durchlaufen die Kartoffeln eine Fotobox, werden gescannt, Schäden werden analysiert, über ein Fingersystem wird ausgelesen.

Bildergalerie: Karevo auf der Internationalen Grünen Woche

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

Das Team von Karevo (Kartoffelrevolution) hat eine optische Sortieranlage entwickelt, die sechs Kartoffeldefekte, etwa mechanische Beschädigungen, Wachstumsrisse sowie Krankheiten wie Trocken- und Nassfäule oder Drahtwurmbefall, automatisch erkennt und die monotone Handarbeit erleichtert. © Sabine Rübensaat

App: Auch für kleinere Betriebe in der Landwirtschaft

Wir wollen mit unserer Idee kleineren Betrieben eine Teilhabe an Automatisierung und Effizienzsteigerung ermöglichen“, so Benedikt Keßler. Es werden etwa 400 bis 600 Arbeitsstunden und zwischen 6.000 und 12.000 Euro im Jahr eingespart. „Uns liegen bereits 40 Anfragen vor. Ende Februar wird die erste Anlage auf den Weg gebracht.“ Weitere, so der Plan, werden im Zweimonatsrhythmus ausgeliefert. „Wir wollen auf keinen Fall Qualitätseinbußen zulassen, müssen die Fertigung noch optimieren.“ Wie steht es mit dem Service? „Unser System ist modular und leicht zu warten, defekte Teile kann der Nutzer selbst ersetzen und einbauen.“

Benedikt Keßler
Benedikt Keßler © Sabine Rübensaat

Den Konzeptentwurf hatte Keßler bereits in seiner Masterarbeit vorgelegt. Die Funktionalität war grundsätzlich gegeben. „Seitens unserer Hochschule, die uns unsere Firmenräume mietfrei zur Verfügung stellt, wurden wir vom Mindset gestärkt und unterstützt, die Idee weiter auszugestalten und bis zur Ausgründung zu führen. Zugleich haben wir eine sehr niederschwellige Förderung durch ein Gründerstipendium vom Bundeswirtschaftsministerium erfahren.“ Das nächste Ziel: Karevo auf Obst- und Gemüsesorten erweitern.

Esencia Foods: Pilze als Fleischersatz

Pilzfasern sind das neue Fleisch, die umsatzstarke Branche boomt weltweit. Das verästelte Pilzgeflecht, das sich durch den Boden zieht, das sogenannte Myzel, war bisher ungenutzt. Es geht um durch Fermentation gewonnenes Pilzprotein als Basisrohstoff für vegane Fleisch- und Fischprodukte, etwa Hack, Buletten, Hähnchennuggets. Das Herzstück der Idee des Berliner Startups Esencia Foods ist eine sogenannte Solid-State-Fermentationsplattform, die zum Patent angemeldet wurde und so gestaltet ist, dass keine Novel-Food-Zulassung erforderlich ist.

Welche unter den 200.000 nachgewiesenen Pilzarten eingesetzt wird, bleibt natürlich geheim. Nur soviel: Die Biomasse ist geschmacksneutral und wird durch Öl oder Gewürze aufgepeppt. „Wir optimieren sie weiter, um Texturen zu entwickeln, die sich nicht nur wie bisher für Hack, sondern zum Beispiel auch für Hähnchenfilets eignen“, so Mitgründer Hendrik Kaye.

Bildergalerie: Esencia Foods

Hack, Buletten oder Hähnchennuggets mit Pilzen als Fleischersatz: Das ist die Idee des Berliner Startups Esencia Foods. © Sabine Rübensaat

Hack, Buletten oder Hähnchennuggets mit Pilzen als Fleischersatz: Das ist die Idee des Berliner Startups Esencia Foods. © Sabine Rübensaat

Hack, Buletten oder Hähnchennuggets mit Pilzen als Fleischersatz: Das ist die Idee des Berliner Startups Esencia Foods. © Sabine Rübensaat

Hack, Buletten oder Hähnchennuggets mit Pilzen als Fleischersatz: Das ist die Idee des Berliner Startups Esencia Foods. © Sabine Rübensaat

Hack, Buletten oder Hähnchennuggets mit Pilzen als Fleischersatz: Das ist die Idee des Berliner Startups Esencia Foods. © Sabine Rübensaat

Hack, Buletten oder Hähnchennuggets mit Pilzen als Fleischersatz: Das ist die Idee des Berliner Startups Esencia Foods. © Sabine Rübensaat

Uneingeschränkt positives Feedback

Bisher haben 3.500 Endverbraucher, etwa auf der Kölner Nahrungsmittelmesse „anuga“ oder im Gastrobereich, das Fleischsubstitut getestet: mit uneingeschränkt positivem Feedback, sagt Esencia Foods. Darüber hinaus steht die Skalierung auf der Agenda. Ende des Jahres will man sich bereits im Tonnen-Bereich bewegen.

Auf jeden Fall könne man mit günstigeren Kosten der Konkurrenz Paroli bieten. Ein „Steak“ etwa werde nur 25 % seines fleischlichen Gegenstücks kosten. Zudem ist Esencia Foods ein wahrer Manpower-Pool. Im Zehn-Leute-Team arbeiten neun Wissenschaftler, drei davon sind promoviert. „Wir haben einen Vorsprung von vier Jahren gegenüber Konkurrenten, die jetzt in die Branche einsteigen wollen.“


Mehr Infos finden Sie auf der Seite der Grünen Woche zum Start-Up-Tag.

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