Tipps zur erfolgreichen Kälber-Aufzucht
Nur gesunde Jungtiere können sich zu leistungsstarken Milchkühen oder Masttieren entwickeln. Es kommt also auf die optimale Versorgung ab dem ersten Lebenstag an. Hier die fünf wichtigsten Praxisratschläge:
Gesunde Kälber sind die Basis für langlebige, effiziente Milchkühe und Masttiere. Fünf Tipps, wie die Kälberaufzucht in der Praxis gelingt, verriet unlängst Prof. Christian Koch bei einem Vortrag in Hannover. Er ist Direktor der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle (Rheinland-Pfalz) und Honorarprofessur an der TH Bingen
Tipp 1: Schnell, genug und hochwertiges Kolostrum
Das Kolostrum ist laut Koch die wichtigste Nährstoffversorgung für das Kalb nach der Geburt. Zudem enthält es eine Fülle bioaktiver Stoffe mit wichtigen Funktionen für die Entwicklung des Immunsystems. Wie wichtig Kolostrum ist, sei schon lange bekannt. Trotzdem gelinge es bei der Kälberaufzucht in der Praxis oft noch nicht, die Kälber optimal zu versorgen.
Es gelte, die Kälber so schnell wie möglich mit einer ausreichenden Menge an hochwertigem Kolostrum zu füttern. Eine verspätete Kolostrumgabe wirke sich negativ auf. So stieg in einer kanadischen Studie der Immunglobulingehalt im Blut der Kälber bei Kolostrumgabe in den ersten 45 Minuten nach der Geburt deutlich stärker an als bei Kolostrumgabe nach sechs oder zwölf Stunden.
Ein Richtwert für die Kolostrummenge, die vertränkt werden sollte, sind Koch zufolge zehn Prozent der Lebendmasse des Kalbes. Wie erfolgreich die Kolostrumgabe war, lasse sich mit einer Blutuntersuchung prüfen.
Tipp 2: Transit-Milch füttern
Nach der Kolostrumgabe ist es laut Koch bei der Kälberaufzucht sinnvoll, auch die Transitmilch zu füttern, da sie ebenfalls Immunglobuline und Antikörper enthalte, die die die Entwicklung des Magen-Darm-Trakts positiv beeinflussen. Dabei sei sowohl eine tierindividuelle Fütterung mit der Milch der eigenen Mutter als auch ein Gemisch für mehrere Kälber möglich.
Tipp 3: Intensiv tränken und langsam absetzen
Bei der Frage nach der richtigen Milchmenge und Tränkedauer empfiehlt Koch einen Blick in die Natur. Es gehe darum, die idealen Wachstumsbedingungen aus der Natur in die Stallaufzucht zu integrieren. Ein Unterschied zu natürlichen Bedingungen sei bei der Kälberaufzucht in der Regel, dass die Kälber weniger Milch bekommen. „Wenn wir Kälbern vier bis fünf Liter Milch geben, sie aber gerne zehn Liter trinken würden, verlieren wir Wachstumspotenzial, aber auch Tierwohl, weil die Kälber Hunger haben“, erklärte Koch und sprach sich für eine intensive Tränke aus: „Intensiv getränkte Kälber machen mehr Spaß, weil sie besser wachsen, gesünder und resilienter sind und robustere, langlebigere und ökonomisch bessere Kühe werden.“
Ein weiterer Unterschied zur Natur sei die Praxis, die Kälber früh und teils schnell abzutränken, nicht wie unter natürlichen Bedingungen langsam und nach acht bis neun Monaten. „Da sollten wir noch einmal nachdenken, was ökonomische und aus Tierwohlsicht optimal ist, um gesunde Tiere aufzuziehen. Denn nur aus gesunden Kälbern werden gesunde Kühe“, verdeutlichte Koch.
Am Hofgut Neumühle würden die Kälber mittlerweile acht Wochen lang mit zwölf Litern Milch getränkt und dann bis zur 14. Wochen langsam abgetränkt. Seitdem gebe es um das Absetzen herum keine „Wachstumslöcher“ mehr. Diese seien bei der Kälberaufzucht in der Praxis ein klares Zeichen dafür, den Tränkeplan anzupassen und die Kälber langsamer abzutränken, weil der Pansen erst später völlig ausgereift sei. „Je länger die Kälber trinken und je langsamer wir sie abtränken, desto besser ist die Pansenentwicklung“, fasste Koch zusammen.
Tipp 4: Wasser ab Tag 1
Eine weitere Voraussetzung für die optimale Pansenentwickung ist Koch zufolge das Angebot von Wasser – „ein wichtiges Futtermittel für die Kälber“. Es sei auch die Voraussetzung dafür, dass die Kälber Kraftfutter aufnehmen. „Wenn ein Kalb Kraftfutter fressen soll und kein Wasser hat, ist das, als sollten wir Müsli ohne Milch essen“, schilderte er. Koch empfiehlt, den Kälbern ab Tag 1 Wasser anzubieten, und zwar über eine freie Oberfläche. Bei einem Nuckeleimer greife der Schlundrinnenreflex und das Wasser gelange nicht in den Pansen.
Tipp 5: Gute Umweltbedingungen
Eine entscheidende Rolle spielen nicht zuletzt die Umweltbedingungen mit entsprechenden klimatischen Bedingungen, Haltungssystemen und Hygiene. Tränkeeimer und Nuckel sollten täglich gereinigt werden. Im Hinblick auf die Haltungssysteme gab Koch zu bedenken, dass eine Gruppenhaltung viele positive Effekte auf die Kälber habe wie eine bessere Entwicklung, eine höhere Kraftfutteraufnahme oder das gegenseitige Lernen der Kälber voneinander.
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