Schäden durch Biber

Grenze erreicht: 3600 Biber in Sachsen-Anhalt

Etwa 3.600 Biber leben nach offiziellen Zahlen derzeit in Sachsen-Anhalt. © GRZEGORZ/STOCK.ADOBE.COM

Wie geht es weiter mit dem Biber in Sachsen-Anhalt? Vor dem Hintergrund enormer Schäden durch den Biber auf Agrar- und Forstflächen wurde der Umgang mit dem streng geschützten Nagetier im Umweltausschuss des Landtages diskutiert.

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Der Umweltausschuss des Landtags hat am 5. Februar auf Antrag der CDU-Frak­tion ein Fachgespräch mit Experten zum Biber-Management in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Wie die Landtagsverwaltung mitteilte, ging es im Kern um die Frage, welche Auswirkungen der Biber samt seinen Aktivitäten auf land- und forstwirtschaftliche Flächen hat. Nach Einschätzung der CDU-Fraktion gebe es in naturnahen Flussauen selten Konflikte, im Oberlauf von Gewässern gebaute Biberdämme könnten jedoch, vor allem bei Starkregenereignissen, zu Überschwemmungen und damit erheblichen Schäden führen. Im Jahr 2016 seien in Sachsen-Anhalt etwa 80 % der Konflikte durch Vernässungen oder Überstauungen von Flächen an Biberdämmen entstanden, vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen (34 %).

Biber-Management auf dem Prüfstand

Das vormalige Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE) habe in der 7. Wahlperiode des Landtags diverse Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dem Biber in Sachsen-Anhalt entwickelt. Deren Überprüfung und die der Wirksamkeit des Biber-Managements sei daher sinnvoll. Hierzulande habe sich die Population des Nagers durch den strengen Schutz sehr gut entwickelt.

Konkrete Fragestellungen der Selbstbefassung des Ausschusses waren u. a., inwiefern das Umweltressort Bedarf sehe, die Handlungsempfehlungen zum Biber auf Praxistauglichkeit zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen, und welche Entwicklung es bezüglich der Biberpopulation und deren Auswirkungen erwarte.

Zudem ging es um Beratung, Prävention, Zugriffsmaßnahmen und Ausgleichszahlungen, um insbesondere die Land-, Teich- und Forstwirtschaft zu unterstützen.

Erfolgsgeschichte mit Herausforderungen

Ziel des Bibermanagements müsse nach Ansicht der CDU-Fraktion sein, die Bedürfnisse von Mensch und Natur in Einklang zu bringen.

Umweltstaatssekretär Steffen Eichner berichtete, Sachsen-Anhalt sei das Land der Elbebiber, deren Entwicklung sei eine Erfolgsgeschichte. Derzeit gebe es rund 3.600 Exemplare, in einigen Landkreisen sei die maximale Grenze der Population erreicht. Die Managementrichtlinien würden derzeit mit der Landeskompetenzstelle für Biberschutz beim Biosphärenreservat Mittelelbe abgestimmt. Maßnahmen zur Eindämmung des Siedlungsgebiets würden bereits umgesetzt, etwa die Entnahme von Dämmen, der Einsatz von Elektrozäunen an sensiblen Gewässerabschnitten oder von Drahtmatten gegen Grabungen. Flächeneigentümer könnten seit 2019 biberbedingte Mehraufwände dem Land gegenüber geltend machen, schloss Eichner.

Der Elbebiber in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt befindet sich das einzige durchgehend besiedelte Vorkommen des Europäischen Bibers (Castor fiber) in Mitteleuropa. Heimisch ist hier eine Unterart, der Elbebiber (Castor fiber albicus).

Bei der ersten vollständigen Erfassung 1972 wurden hier 559 Biber in 165 Revieren gezählt. Neuere Erhebungen weisen 3.600 Biber in 1.400 Revieren entlang der Gewässer und Auen aus, hauptsächlich im Bereich der Mittelelbe (heute Biosphärenreservat).

Das mit ca. 25 kg Gewicht und 125 cm Länge größte Nagetier Europas gehört laut EU- und Bundesrecht zu den streng geschützten Arten; diese dürfen nicht bejagt, ihr Lebensraum darf nicht beschädigt oder zerstört werden.

Biber-Hotspot in der Elbaue

Hiernach äußerten sich Vertreter der eingeladenen Institutionen. Der Unterhaltungsverband (UHV) Fläming-Elbaue habe die meisten Biber und Konflikte und die höchste Schadenssumme, sagte dessen Geschäftsführer Torsten Georgi. Weit über 1.000 Tiere würden im Gebiet vermutet. Diese seien regelmäßig u. a. für Überflutungen anliegender Grundstücke, Verstopfungen von Rohrleitungen sowie Beschädigungen von Gleisanlagen durch Untergrabung verantwortlich. Die Schadenssummen des UHV seien in den letzten Jahrzehnten explodiert und beliefen sich mittlerweile auf 302.900 Euro. Das Land stelle aber nur 55.000 Euro für Reparaturarbeiten bereit.

Forderungen nach Eingreiftruppe und angepasstem Schutzstatus

Täglich seien Ehrenamtliche im Einsatz, um „Biberbaustellen“ zu kontrollieren, aber man werde der Probleme so nicht Herr. Georgi sprach sich für die Schaffung einer Biber-Eingreiftruppe aus. Ziele des Managements sollten zudem Entschädigungszahlungen für geschädigte Grundbesitzer, Änderung des Biber-Schutzstatus, Entfernung von Futterdämmen, finanzielle Unterstützung der Ehrenamtlichen, Begrenzung der Biberzahlen sowie Vergrämung der Tiere aus den Ortschaften sein.

Biber als Ökosystemgestalter: Positive Effekte auf die Biodiversität

Der Biber habe mit seinen Aktivitäten auch positive Auswirkungen auf die Biodiversität seiner Siedlungsräume, wandte BUND-Landesvorsitzender Ralf Meyer ein. Die Tiere böten eine „Gratisrenaturierung“ von Gewässern, sie hätten aber auch unter den zurückliegenden Trockenjahren gelitten.

Die Handlungsempfehlungen des Landes zum Biber folgten den engen Schutzrichtlinien, auf der anderen Seite stünden die durchaus berechtigten Interessen der Landnutzer und Unterhaltungsverbände. Die Förderinstrumente deckten nicht die Ernteausfälle oder Schäden, die Finanzhilfen müssten hier unbedingt aufgestockt werden, sagte auch Meyer. Dem Schutz der Tiere komme eine hohe Bedeutung bei, so Meyer, mit verschiedenen Maßnahmen vor Ort und auskömmlichen Förderinstrumenten sollte auf mehr Akzeptanz hingearbeitet werden.

Wie geht es weiter mit dem Biber in Sachsen-Anhalt?

Franz Prinz zu Salm-Salm vom Forum Natur Sachsen-Anhalt sagte, die Frage nach dem guten Erhaltungszustand des Bibers in Deutschland müsse beantwortet werden. Sei dieser erreicht, könne die Schutzstufe reduziert werden. Das Land habe es bisher nicht geschafft, eine Biber-Verordnung zu erstellen, sondern orientiere sich nur an seinen „nicht amtlichen“ Handlungsempfehlungen. Land- und Forstwirtschaft als auch Städte- und Gemeindebund seien daran nicht beteiligt gewesen. Das Monitoring liege allein in den Händen einer NGO, das Management sei unzureichend. „Wie verlässlich sind die Zahlen?“, fragte Salm-Salm. Zielkonflikte würden nicht ausreichend thematisiert, die Schäden auch am Landeswald durch die Biber seien enorm, eine Entnahme sei mithin geboten.

Der Biber stehe unter Schutz, betonte Jörg Schuboth von der Landeskompetenzstelle. Es gebe etwa 3.600 Biber in 1.400 Revieren im Land. Durch das Monitoring habe ein günstiger Erhaltungszustand der Art festgestellt werden können. Eine Entnahme von Dämmen oder Tieren liefere nicht automatisch das gewünschte Resultat. Die ergriffenen Maßnahmen zum Vergrämen der Tiere an bestimmten Orten müssten regelmäßig kontrolliert werden, hier sei die Hilfe von Ehrenamtlichen nötig.

Am Ende des Fachgesprächs habe es die Verständigung gegeben, die Handlungsempfehlungen des Landes zum Biber-Management, sobald diese fertiggestellt sind, zum erneuten inhaltlichen Austausch in den Umweltausschuss zu holen, hieß es.

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