Milch-Aus in Brandenburg: Betrieb in Frauendorf gibt auf – wie geht es weiter?
Hohe Kosten, Fachkräftemangel und bürokratische Hürden: Der Geschäftsführer der DK Brandenburger Wildtiere GmbH erklärt, warum sich der Betrieb aus der Rinderhaltung zurückzieht und auf welche neuen Schwerpunkte er setzt.
Sogar selbsterzeugte Melonen gehen in der Saison über den Verkaufstresen des Hofladens: Das Produktionsspektrum der DK Brandenburger Wildtiere GmbH ist breit und reicht von Obst und Gemüse, über Futter und Marktfrüchte bis hin zu täglichen Essensportionen aus der Großküche des Betriebes, mit denen in der Region Kindereinrichtungen und andere Abnehmer beliefert werden. Nur Milch wird bald nicht mehr produziert. Bis voraussichtlich Ende März soll der Kuhstall leer und die Milcherzeugung eingestellt sein, sagt Holm Winkler, Geschäftsführer des 3.000-ha-Landwirtschaftsbetriebes in Frauendorf bei Ortrand im Oberspreewald-Lausitz-Kreis.

Rund 300 melkende Kühe und ihre Nachzucht hielt das Agrarunternehmen zum Schluss. Gruppenweise werden sie nun verkauft. Solange, bis sie alle veräußert sind, wird noch Milch für die Marke „Mark Brandenburg“ an die Molkerei der OWD Frischprodukte GmbH im nahen Elsterwerda geliefert. Innerbetrieblich stand der Produktionszweig bereits länger unter Beobachtung. „Schon von meiner Zeit“, so Holm Winkler, der seit 2022 als Geschäftsführer angestellt ist. Angesichts zunehmender Unwirtschaftlichkeit legten sich Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens schließlich darauf fest, dass die Milcherzeugung eingestellt wird. „Es war klar, dass wir entweder deutlich die Produktion ausweiten oder auf Öko umstellen hätten müssen, um dabei zu bleiben“, verdeutlicht der Geschäftsführer. Für Milcherzeuger mittlerer Größe sei es schwierig geworden.
Fachkräfte für Milchproduktion sind rar
Eine Rolle spielte für den Frauendorfer Betrieb auch, dass es nicht gelang, die selbstgesteckten Ziele bei der Milchleistung zu erreichen. Und dies, obwohl man großes Augenmerk auf die Fütterung legte und mit sehr guter Grundfutterqualität arbeiten konnte. Ein weiteres Problem sei der Mangel an hochqualifiziertem Personal, das man kaum noch für die Arbeit im Stall gewinnen könne. Der Betrieb griff daher auch auf eine Personalvermittlung zurück, über die fünf polnische Mitarbeiter in den Betrieb kamen. „Ich schätze diese Mitarbeiter, ihren Fleiß und ihre Arbeitseinstellung sehr“, betont der Geschäftsführer. „Aber es sind bis auf eine Ausnahme keine ausgebildeten Land- oder Tierwirte.“ Die Feinheiten des Herdenmanagements, die kleinen Stellschrauben, um die Leistung zu verbessern, seien daher nicht immer umsetzbar gewesen. Aber nicht zuletzt habe auch die Zunahme administrativer Vorgaben die Tierhaltung belastet und zu der Entscheidung geführt.
Auch die Mutterkuhhaltung gibt der Betrieb auf
Nicht nur unter die Milch-, auch unter die Fleischrinderhaltung zieht die DK Brandenburger Wildtiere GmbH einen Schlussstrich. 350 bis 400 Rinder der Rassen Uckermärker und Charolais hielt der Betrieb bisher. „Die Mutterkuhhaltung ist ebenfalls extrem aufwändig“, erklärt Holm Winkler. Die Winterställe seien auf vier Standorte verteilt, was viel Zeit und auch Kraftstoff koste. Eine kostendeckende Erzeugung sei kaum möglich. Bis zum Herbst sollen auch die Fleischrinder verkauft werden. Sowohl für sie als auch für Milchrinder seien aktuell sehr gute Preise im Verkauf zu realisieren, was den Betrieb in seiner Entscheidung, jetzt die Rinderhaltung einzustellen, bestärkt hat.

Neue Schwerpunkte nach dem Milch-Aus
Wie geht es nun weiter, nachdem die Milcherzeugung eingestellt ist? Immerhin hat die Milch in den zurückliegenden Jahren zuverlässig für Liquidität gesorgt. „Aber diese Liquidität haben wir teuer erkauft“, gibt Holm Winkler zu verstehen. Nicht nur die Einnahmen entfallen, sondern auch ein großer Kostenblock. In der Milchproduktion waren einschließlich der Zeitarbeiter neun Mitarbeiter beschäftigt. Drei Kollegen arbeiteten in der Mutterkuhhaltung. Alle, die einen neuen Job brauchen, hätten Angebote, so der Betriebsleiter. „Sobald bekannt wurde, dass wir mit den Rindern aufhören, riefen die ersten Betriebe an, die nach den Mitarbeitern fragten.“
Auch an anderen Stellen ergibt sich Einsparpotenzial durch die Einstellung der Milchproduktion. Die Bergung von Stroh für die Rinderhaltung sei nicht mehr nötig, auch das arbeitsaufwändige Düngen mit Mist entfalle. Auf dem Grünland wolle man nunmehr hauptsächlich Heu für den Verkauf erzeugen, was hinsichtlich des Schnittzeitpunktes mehr Flexibilität erlaube. Teils soll das Grünland auch für die Beweidung mit Schafen zur Verfügung gestellt werden.
Milch-Aus in Brandenburg: Ackerbau wird wichtiger
Nachdem die Milchproduktion eingestellt ist, wird der Ackerbau künftig Schwerpunkt sein. Bisherige Futterflächen werden für den Anbau von Marktfrüchten bereitstehen. Der Silomaisanbau wird sich deutlich reduzieren, wenn kein Milchvieh mehr zu füttern ist. „Aber für Körnermais gibt es einen guten Markt“, sagt der Geschäftsführer. „Und er bringt zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Einnahmen.“ Auch über den Sonnenblumenanbau denken die Frauendorfer nach. Der Rapsanbau, mit dem der Betrieb lange ausgesetzt hatte, ist voriges Jahr wieder aufgenommen worden und soll, wenn es die Marktsituation sinnvoll erscheinen lässt, auf 100 bis 120 ha ausgeweitet werden. Neu in die Fruchtfolge aufgenommen wird die Erbse. Man könne den Anbau auf die Förderung und den Vorfruchtwert der Erbse ausrichten oder aber mit deutlich mehr Aufwand gezielt auf die Vermarktung ausrichten, erklärt Holm Winkler weiter. Diese Entscheidung sei noch offen.

Kartoffeln baut der Betrieb schon länger – und als Letzter in Brandenburgs Südwesten an. Auf den rund 12 ha Anbaufläche wachsen verschiedene Sorten, die in der Direktvermarktung reißend Absatz finden. Die Direktvermarktung wird nach dem Milch-Aus vermutlich noch größeren Stellenwert bekommen. „Mit unserem Hofladen haben wir uns in den vergangenen Jahren ökonomisch verbessert“, gibt der Betriebsleiter zu verstehen. „Und es gibt noch Potenzial für mehr.“ Neben Kartoffeln und Gemüse wie Tomaten, Gurken und Paprika erzeugt der Betrieb Spargel, Erdbeeren, Kürbisse und Melonen. Das Unternehmen verkauft hier aber auch Produkte von anderen regionalen Erzeugern aus Südbrandenburg und Sachsen, darunter Honig, Kräuter oder Fleischwaren.

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