Workshops am ZALF

Geodaten-Software: Kostenlose Programme machen Landwirte unabhängiger

In sieben Modulen tauchten die Teilnehmer unter Anleitung von Brit Weier in die Welt der landwirtschaftlichen Geodaten und das Programm QGIS. © Heike Mildner

Unabhängige Software-Lösungen können Landwirten helfen weniger abhängig von gängigen Programmen der großen Firmen zu sein. Aber auch dieser Umgang will gelernt sein. Welche Möglichkeiten das Programm QGIS bietet und wie sich Landwirte fortbilden können:

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Wie sich Geodaten aus verschiedenen Quellen im kostenlosen Programm QGIS zusammenführen lassen und wie man sie im Betrieb nutzen kann, vermittelt eine modulare Schulung. Ein Überblick.

Abhängigkeiten reduzieren

Abhängigkeit ist selten erstrebenswert, schon gar nicht, wenn sie mit Kosten verbunden ist. Eine kostenlose Alternative zum bequemen, aber firmengebundenen Geodaten-Management wie es Landtechnikhersteller zum Beispiel für teilflächenspezifisches Wirtschaften anbieten, ist die freie Geoinformationssystemsoftware QGIS.

Sie läuft auf allen gängigen Betriebssystemen, wird von freiwilligen Entwicklern aktualisiert, ist in 41 Sprachen übersetzt worden und wird international im akademischen und professionellen Kontext zum Betrachten, Bearbeiten, Erfassen, Analysieren und Darstellen räumlicher Daten verwendet.

Workshops am ZALF

Eine dieser akademischen Profis ist Brit Weier, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „AgriSens Demmin 4.0“. Gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wird hier seit März 2020 an niedrigschwelligen Einstiegslösungen für die Nutzung von Fernerkundungsdaten im Pflanzenbau gearbeitet.

Brit Weier vermittelt diese Lösungen, insbesondere die Nutzung von Luftbildern, allen, die es interessiert. So kamen zu einem mehrtägigen Workshop Ende Januar am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ZALF e. V. neben Wissenschaftlern, Projektmitarbeitern und landwirtschaftlichen Beratern auch einige Landwirte nach Müncheberg.

Ein Screenshort einer Bodenprobe.
Die Arbeitsoberfläche von QGIS: Damit umzugehen, braucht entweder viel Zeit zum Ausprobieren oder eine gute Anleitung. © Heike Mildner

QGIS ist die Grundlage

Für völlig Unbedarfte im Umgang mit Geoinformationssystemen sind die sieben Module, die in diesem Fall auf vier Tage verteilt waren, eine Herausforderung. Spielerisch und intuitiv ist QGIS nicht zu knacken, und QGIS ist die Grundlage.

Die Teilnehmer haben die Software im Vorfeld auf ihren eigenen privaten oder dienstlichen Rechnern installiert, und Brit Weiler führt sie mit Erläuterungen und bestens vorbereiteten Übungen in das Universum aus Vektor- und Rasterlayern, die Feldgrenzen, Bodenkarten, Luft- und Satellitenbilder in einem Beispielprojekt sichtbar machen. Schritt für Schritt arbeiten sich die Teilnehmer durch die Übung, laden den Feldgrenzen-Vektorlayer, fügen den Sentinel2-Rasterlayer hinzu, laden Beganglinien einer Beprobung und die Vektordaten der Bodenschätzung.

Dann geht es um Darstellungsmöglichkeiten der verschiedenen Layer und darum, wie man Legenden anpasst und speichert und wie man es vermeidet, in dem Meer an Daten den Überblick zu verlieren (Dateibenennung, Ordner und Unterordner anlegen). Nach der Wahl des richtigen Koordinatenbezugssystems lassen sich dann auch sinnvoll Längen und Flächen messen.

Mehrere Screenshots unterschiedlicher QGIS Anwendungen.
Den Umgang und die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten von QGIS erlernt man am besten durch Üben. © Heike Mildner

QGIS bietet vielseitige Anwendungsmöglichkeiten

Im zweiten Modul geht es darum, Luft- und Satellitenbilder in das Projekt einzufügen und zu lernen, wie es mit der Georeferenzierung klappt. Rasterlayer werden angelegt und so angepasst, dass sie etwas Sinnvolles sichtbar machen, Rasterwerte abgefragt und die Inhalte gedeutet.

Das dritte Modul bezieht dann die Ertragsdaten eines Schlages ein. Welche Daten sind plausibel? Welche nicht? Und wie gelingt es, Daten, die durch Stehzeiten, Vorgewende etc. zustande gekommen sind, auszusortieren, um eine sinnvolle Grundlage für die Ertragskartierung zu erhalten? Dazu muss zunächst das Datenformat des Landtechnikherstellers umgewandelt werden, sodass QGIS damit arbeiten kann. An dieser Stelle kann die Umwandlung in shape-Daten dann doch kostenpflichtig werden, weil die Hersteller der Verwendung „ihrer“ Daten mit dem kostenlosen Programm eine finanzielle Hürde voranstellen.

Mit QFIELD alle Karten auf dem Handy dabei

Wer die genommen hat, lernt in Modul vier, wie die Bodenbeprobung optimiert werden kann. Dafür wird der zu beprobende Schlag auf Grundlage verschiedener Datenquellen in Zonen geteilt und daraufhin Beprobungspunkte festgelegt. An dieser Stelle gibt es einen Exkurs zur Nutzung der ebenfalls kostenlosen Smartphone-App QFIELD, die mit QGIS kompatibel ist. Die Daten der geplanten Bodenbeprobung ließen sich leicht auf das Smartphone des Probennehmers übertragen. Praktisch. Und natürlich können die Laborergebnisse letztlich im QGIS-Projekt verwendet werden.

In Modul 5 lernen die Teilnehmer in Müncheberg, wie sie auf Grundlage der gewonnenen Daten Applikationskarten erstellen, in Modul 6 das Anlegen von Feldversuchen mit QGIS und zum Schluss die Fahrspurplanung für die Feldrobotik. Am Ende hat jeder Teilnehmer ein Übungsheft und die Projektdateien zum Nacharbeiten. Und die braucht er auch. Derzeit läuft ein neuer Kurs zur Nutzung von Geodaten und Fernerkundung in der Landwirtschaft mit Brit Weier an der Brandenburgischen Landwirtschaftsakademie.

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