Sinkende Preise für Zucker

Zuckerfabrik Könnern bricht Rekorde: Anbauer sollen Fläche reduzieren

Die Aussaat von Rüben für die Kampagne 2025/26 sollte nach Ansicht des Zuckerunternehmens auf die Vertragsmengenerfüllung ausgerichtet werden. © Detlef Finger

Flächenzuwachs und hoher Naturalertrag in der Rübenproduktion zur Kampagne 2024/25 drückten in Sachsen-Anhalt massiv auf die Zuckerpreise, war auf der Mitgliederversammlung des ZRAV Könnern zu erfahren.

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Eine Rekordkampagne erlebte die Zuckerfabrik Könnern in der vergangenen Saison: Das Werk von Pfeifer & Langen im Salzlandkreis verarbeitete vom 4. September 2024 bis zum 8. Februar 2025 täglich im Durchschnitt mehr als 17.000 t Rüben und in der Summe in 157 Tagen gut 2,5 Mio. t. Die für die Zuckerfabrik Könnern bislang größte Rübenmenge resultierte aus einer um 9 % erweiterten Anbaufläche und den relativ hohen Naturalerträgen.

Im Durchschnitt ernteten die Anbauer 75,1 t/ha Rüben mit 16,7 % Zucker, was 12,5 t/ha Zuckerertrag entspricht. Der Gesamtabzug betrug 8 %. Im Mittel der Jahre 2019–2023 wurden folgende Werte erreicht: 57,9 t/ha Rüben, 17,5 % bzw. 10,1 t/ha Zucker, 8,6 % Abzug.

Trotz mengenbedingter Herausforderungen seien Ernte und Verarbeitung 2024/25 eher unproblematisch verlaufen, hieß es Mitte März auf der ersten von zwei Winterveranstaltungen des Zuckerrübenanbauerverbandes (ZRAV) Könnern in Großpaschleben.

Appell an Zuckerrübenanbauer: Freiwillige Reduzierung der Anbaufläche

Verbandsvorsitzender Dr. Björn Küstermann blickte, nachdem er den „Freundeskreis der Zuckerrübe“ begrüßt hatte, zunächst auf die Anbausaison und ein in weiten Teilen des Einzugsgebietes normales Vegetationsjahr zurück. Er machte deutlich, dass dieses Rekordergebnis auch den großen Abnehmern von Zucker von Pfeifer & Langen nicht verborgen geblieben sei. EU-weit sei der Rübenanbau um etwa 8 % ausgeweitet worden. Dieser Zucker müsse nun vermarktet werden. In der Konsequenz gebe es ganz andere Preise gegenüber der Saison 2023.

Küstermann appellierte deshalb an seine Berufskollegen, die Anbaudisziplin zu schärfen und den Umfang der Rübenflächen für die nächste Kampagne im Sinne einer Marktkorrektur freiwillig zu reduzieren, um die Wirtschaftlichkeit des Rübenanbaus zu erhalten. „Wir haben als Landwirte die Verantwortung und die Pflicht, den Anbau zusammen mit dem Zucker­unternehmen vertragsgerecht zu gestalten“, betonte er.

Zolldruck und EU-Politik: Belastungen für Zuckermarkt und Landwirtschaft

Der Verbandschef merkte mit Blick etwa auf Mercosur-Abkommen und Sonderregelungen für die Ukraine an, dass zollfreie Einfuhren von Zucker den EU-Markt extrem belasteten. Den Verarbeitern sei es letztlich egal, woher dieser komme. Küstermann appellierte an die Politik, sich für Einigkeit in Europa auch und insbesondere in der Landwirtschaft einzusetzen. Nationale Alleingänge seien nicht hilfreich und gefährdeten die (Land-)Wirtschaft.

Klimawandel: Neue Herausforderungen im Zuckerrübenanbau

Zum Rübenanbau sagte er, der Klimawandel treffe Landwirte und Zuckerfabriken gleichermaßen. Die Praxis kämpfe zunehmend mit neuen Pflanzenkrankheiten und -schädlingen, ohne wirksame Gegenmittel zu haben. Statt einer Einmalbehandlung fahre man heute drei- bis viermal in die Bestände: „Uns laufen die Produktionskosten davon.“ Es bedürfe innovativer Lösung in puncto Züchtung und Pflanzenschutz, sonst fielen bestimmte Standorte aus der Rübenproduktion heraus.

Stephan Randel, Regionalleiter Landwirtschaft in der Zuckerfabrik Könnern, gab einen Rückblick auf das Rübenjahr 2024, das mit Ausnahme der Trockenheit ab August/September im Wesentlichen von sehr guten Bedingungen geprägt war. Die gegenüber dem langjährigen Mittel um 10–20 % höheren Niederschläge hätten auch für Krankheitsprobleme gesorgt, etwa den Blattwechsel durch Cercospora, was Ertrag und Zucker kostete.

Hoher Energiebedarf: 1.000 kWh für 1 t Weißzucker

Randel stellte die eingangs aufgeführten Kampagneneckwerte vor. Er warb für einen Saatgutbezug über Pfeifer & Langen, obwohl die Branchenvereinbarung ab der Aussaat 2025 einen Bezug über Dritte zulasse. Es gehe darum, die GVO-Freiheit sicherzustellen und die schlagspezifische Zuordnung der Sorten zu dokumentieren. Fehle Letztere, gebe es keine Abnahme der Rüben. Mit Blick auf lange Kampagnen verwies er auf die zunehmende Bedeutung des Mietenschutzes als Erfolgsfaktor.

Dr. Hermann Schmitz, Leiter Landwirtschaft bei Pfeifer & Langen, Köln, berichtete zunächst über die energetische Transformation im Unternehmen, etwa den Ersatz der Kohle durch biogene Brennstoffe in den Werken. „Das Zuckerkochen ist ein energieintensiver Prozess“, sagte er und nannte eine Faustzahl: Danach seien 1.000 kWh nötig, um 1 t Weißzucker zu produzieren. Die Umsetzung dieser Investitionen müsse aber auch kostenseitig gedeckt sein, der Markt müsse das bezahlen, stellte er fest. Letzterer befinde sich allerdings nicht mehr in der Hochphase wie 2022/2023.

Überangebot und Preisdruck: Nicht aller Zucker vermarktet

Zur Nachhaltigkeit bei Pfeifer & Langen sagte er, die Rübe mache mit 28 % fast ein Drittel der Treib­hausgas-Emissionen aus, die Zuckerfabrik 37 %, vor- und nachgelagerte Bereiche 30 % sowie Sonstiges 5 %. Aufgrund politischer Vorgaben und des Verlangens von Großkunden werde die Erfassung landwirtschaftlicher Primärdaten hierzu beim Anbauer nötig, die nach Möglichkeit aus der Ackerschlagkartei kommen sollten.

Der Zuckermarkt stehe durch die hohe Eigenerzeugung unter extremem Druck, so Schmitz. Von 2023 auf 2024 sei der Rübenanbau in der EU 27 + UK um 8 % oder 117.000 ha auf 1,56 Mio. ha gestiegen, in Deutschland um 21.000 ha auf 386.000 ha Rüben. Die EU als Nettoexporteur sei schädlich, dies drücke die EU-Zuckerpreise deutlich herunter. Pfeifer & Langen habe nicht allen Zucker von 2023/24 vermarkten können. Die 2024er-Rübenpreise für Könnern verortete er bei rund 37,50 €/t im Flexpreis- bzw. 33 €/t im Sicherheitsmodell (abzüglich Frachtkosten). Für 2023 stellte er eine Nachzahlung von 1 €/t Rüben in Aussicht.

Zuckerfabrik Könnern: Ausblick auf die Kampagne 2025/26

Zur Kampagne 2025/26 werde ein EU-weiter Rückgang um 7,2 % oder 112.000 ha auf 1,45 Mio. ha erwartet, doch sei dies noch ungewiss. Auch bei Pfeifer & Langen sollte der Anbau um diese Dimension zurückgefahren werden, so Schmitz. Sein Appell an die Landwirte: „Gesichert die Kontraktmenge anbauen, nicht mehr!“

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Die Ackerböden waren während der Zuckerrübenernte vielerorts trocken und hart. © Sabine Rübensaat

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