Mega-Fusion in der Milchbranche: Arla schluckt DMK
7.000 Landwirte betroffen: Die Fusion von Arla und DMK – Jobgarantie oder Stellenabbau? Alle Details zur geplanten Fusion von DMK mit Arla Foods. Von den betroffenen Standorten in Ostdeutschland bis zur Zustimmung der Kartellbehörden – die wichtigsten Infos im Überblick.
Arla und DMK planen eine Fusion: Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods und die deutsche Molkereigruppe Deutsches Milchkontor GmbH (DMK) haben am Dienstag (8. April) bekannt gegeben, dass sie beabsichtigen zu fusionieren. Durch den Zusammenschluss entstünde einer der größten Molkereikonzerne weltweit, der jährlich mehr als 15 Milliarden Liter Milch verarbeiten und seine Marktposition global deutlich ausbauen würde.
Arla und DMK sind genossenschaftlich organisiert
Beide Unternehmen unterzeichneten ein sogenanntes „Memorandum Of Understanding“, das die Eckpunkte der geplanten Fusion festhält. Sowohl Arla Foods als auch DMK sind genossenschaftlich organisiert, was die Zusammenarbeit der beteiligten Landwirte als einen wesentlichen Faktor für die geplante Fusion nahelegt. In der Vergangenheit sahen sich beide Konzerne immer wieder mit Standortschließungen und strukturellen Veränderungen konfrontiert.
Mega-Fusion: In Deutschland etwa 7.000 Landwirte betroffen
Von der Fusion sind deutschlandweit etwa 7.000 Landwirte betroffen. In dem neuen Unternehmen soll DMK der Junior-Partner werden. Zurzeit betreibt DMK insgesamt 20 Standorte in Deutschland. In Ostdeutschland gibt es Molkerei-Standorte in Mecklenburg-Vorpommern in Waren und Altentreptow, sowie in Erfurt in Thüringen. Das künftige Unternehmen soll den Namen „Arla“ tragen.
DMK-Fusion: Was bedeutet der Arla-Deal für Milchbauern in MV?
DMK-Standorte in MV sind noch Altentreptow und Waren. Erst im Januar wurde die Käseproduktion in Dargun (Mecklenburg-Vorpommern) eingestellt. Ende Juni 2025 soll der Standort Dargun komplett geschlossen werden. Für die rund 100 Beschäftigten wurden Abfindungen oder Arbeitsplätze in den Werken Altentreptow und Waren vereinbart. Grund für die Werksschließung ist der Rückgang der Milchmenge in der Region. Ende 2023 hatten rund 500 Milcherzeuger ihre Lieferverträge mit dem DMK gekündigt.
2019 war bereits der DMK-Standort in Bergen auf Rügen geschlossen worden. Damals waren 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.
Arla Molkereigenossenschaft in Upahl
Mit einer verarbeiteten Milchmenge von rund 500 Millionen Kilogramm im Jahr 2023, 430 Mitarbeitern und 330 Arla-Landwirten als Lieferanten aus der Region gehört das Werk zu den größten Produktionsstätten für Milchprodukte in Deutschland. Erst 2024 feierte das Werk sein 30-jähriges Bestehen. In den nächsten drei Jahren sind Investitionen von insgesamt rund 30 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen und Nachhaltigkeitsprojekte geplant, so eine Pressemitteilung von Arla vom September 2024.
DMK und Arla: Retter oder Risiko für die Milchwirtschaft in MV?
Die Landwirtschaftsberatung Koesling Anderson zählt rund 100 milchviehhaltende Betriebe in MV zu seinen Kunden. Geschäftsführer Stefan Neumann teilte auf Anfrage der Bauernzeitung mit, dass heute (9.4.) eine digitale Mitgliederversammlung bei der DMK stattfindet. Welche Konditionen und Modalitäten sich aus der Fusion für die Betriebe ergeben, sei noch nicht absehbar, Stichwort: Milchpreise, Milchmengen etc.
Neumann sprach davon, dass das DMK eigentlich keine andere Wahl habe, um die Molkereien zu retten. Arla habe das nötige Kapital. So habe Arla seinen Milcherzeugern für 2024 eine Nachzahlung von 2,2 Cent pro Kilogramm gelieferter Milch gezahlt. Dies sei die höchste Nachzahlung in der Geschichte des Konzerns.
Der Bauernverband MV teilte auf Anfrage der Bauernzeitung mit, sich erst in der kommenden Woche zu dem Thema äußern zu können. Präsident Karsten Trunk ist derzeit in Berlin bei den Koalitionsgesprächen im Agrarausschuss eingebunden.
DMK-Fusion: Was bedeutet der Arla-Deal für Milchbauern in Thüringen?
Im DMK-Verbund gelten die Milchwerke Thüringen GmbH in Erfurt als starker Veredelungsstandort. Seit 2010 investierte das DMK gut 80 Mio. Euro in den mit weitem Abstand größten Milchverarbeiter im Freistaat.
Fast 130 Artikel, darunter etwa Joghurts, Desserts, Quark und H-Milch werden unter den Marken Osterland und Milram von 280 Mitarbeitern gefertigt, darunter seit zwei Jahren auch vegane Produkte (Milram). Angeliefert werden derzeit noch 300 Mio. kg Rohmilch von gut 100 Erzeugern: Weniger als die Hälfte davon sind Thüringer. Der weitaus größte Teil der 780.000 t Rohmilch, die die 220 Thüringer Milchviehbetriebe 2024 tatsächlich anlieferten, ging und geht an Molkereien außerhalb des Freistaates, der eine geringe Molkereidichte aufweist (Erfurt, Altenburg, Dittersdorf, Zeulenroda). Vor zehn Jahren wurden noch 990.000 t Milch an Molkereien geliefert: Da zählte man auch noch 350 Milcherzeuger und 110.000 Milchkühe, über 30.000 mehr als heute.
Aus Sicht des Präsidenten des Thüringer Bauernverbandes (TBV), Dr. Klaus Wagner, seien die Fusionsabsichten für die Thüringer Erzeuger und den spezialisierten DMK-Standort in Erfurt zunächst unproblematisch. Vielmehr böten sich mit bzw. unter Arla Chancen – allein schon unter dem Aspekt der Konzertation im LEH. Abzuwarten bliebe überdies, ob und eventuell unter welchen Auflagen das Kartellamt die Fusion genehmige.
Die Milchwerke Thüringen GmbH ging 1993 aus der Westthüringer Milchwerk Erfurt GmbH und dem Osterland-Milchhof in Gera hervor. Bereits 1991 waren die Milchwerke Westfalen in die Erfurter Molkerei eingestiegen. 1995 endete nach über 60 Jahren die Veredlung am Milchhof in Gera. Über die Fusion der Milchwerke Westfalen mit der Westmilch Union zur Humana Milchunion im Jahr 1998 wurde das Erfurter Milchwerk im Zuge der Fusion von Humana und Nordmilch im Jahr 2010 Teil des DMK.
Fusion von DMK und Arla: Was bedeutet das für Milchbauern in Sachsen-Anhalt?
Sachsen-Anhalt ist von den Fusionsplänen von DMK und Arla mit Standorten nicht betroffen, da es im Land keine Molkereien der beiden Partner (mehr) gibt. Allerdings haben einige Milchviehbetriebe, insbesondere im Süden und Norden, noch einen Lieferantenstatus mit bestehenden DMK-Verarbeitungsstandorten außerhalb der Landesgrenzen, z.B. Erfurt.
Die Milcherzeuger in Sachsen-Anhalt haben in den vergangenen Jahren bereits leidvolle Erfahrungen mit Werksschließungen machen müssen. So wurde nur zwei Jahre nach der Fusion der Humana Milchwerke GmbH und der Nordmilch GmbH zur Deutschen Milchkontor GmbH (DMK) im Mai 2011 der damalige Milchhof Magdeburg geschlossen. In dessen Ausbau und Spezialisierung auf die preissensible H-Milch hatte Nordmilch Anfang der 2000er Jahre noch 12 Millionen Euro investiert. Das Aus für den Standort in der Landeshauptstadt mit rund 60 Mitarbeitern kam im Zuge der Straffung der Werksstruktur und der Bündelung der Produktionskapazitäten des DMK.
Das gleiche Schicksal ereilte im März 2018 die traditionsreiche Burgenlandkäserei in Bad Bibra – kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen. Betroffen waren knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Grund nannte das DMK damals die Kündigung der Milchlieferverträge durch die Landwirtschaftsbetriebe. Deren Unzufriedenheit war allerdings ebenfalls begründet – das DMK hatte seinerzeit zeitweilig die niedrigsten Milchauszahlungspreise in Deutschland.
Damals hatten DMK und Arla Foods übrigens einen Vertrag über die künftige Mozzarella-Produktion geschlossen. Bis Ende 2018 wollte DMK seinen Standort in Nordhackstedt (Schleswig-Holstein) komplett auf die Produktion von Mozzarella umstellen, um den Standort besser auszulasten. Die Burgenlandkäserei produzierte mit Cagliata eine Vorstufe des beliebten Käses. Der Vertrag stehe aber nicht in direktem Zusammenhang mit der Schließung des Werkes in Bad Bibra, hieß es damals aus der DMK-Konzernzentrale.
Die Fude + Serrahn Milchprodukte GmbH, Hamburg, eine frühere Tochtergesellschaft des DMK, war im Frühjahr 2018 mit 50% beim Käseproduzenten Poelmeyer in Wohlmirstedt (Burgenlandkreis) eingestiegen. 2023 gab das Bundeskartellamt bekannt, dass F+S die Kontrolle über dessen dortige Allerstedter Käserei übernehmen will. Die Traditionskäsereien für Sauermilchprodukte in Allerstedt und Breitungen waren 1991 durch die Poelmeyer-Gruppe übernommen und später nach Wohlmirstedt verlegt worden. An F+S hält das DMK inzwischen laut Handelsregister lediglich noch eine Beteiligung von 10 %.
NGG fordert: Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben
Finn Petersen, Landesbezirksvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Nord, äußerte sich in einer ersten Reaktion und betonte die Notwendigkeit, alle bestehenden und tariflich gesicherten Arbeitsplätze bei DMK und Arla Foods zu erhalten. Zudem forderte er Investitionen in die Modernisierung der Produktionsstandorte in Deutschland. Die NGG führt seit Jahren Tarifverhandlungen an den deutschen Standorten beider Unternehmen.
Arla schluckt DMK: Fusion wird 2026 wirksam
Die geplante Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden. Eine Entscheidung der Kartellbehörden wird von den Unternehmen nicht vor dem ersten Quartal 2026 erwartet.
Arla Foods und DMK haben bereits in der Vergangenheit kooperiert, unter anderem im Rahmen des Joint Ventures „ArNoCo“ zur Produktion von Mozzarella am DMK-Standort Nordhackstedt.
DMK Group: Das größte deutsche Molkereiunternehmen, das die Milch von etwa 7.000 Landwirten verarbeitet. Zu den bekannten Marken gehören MILRAM, Oldenburger und Humana. DMK ist führend in Bereichen wie Konsummilch, Käse, Babynahrung und Molkeprodukte. Der Jahresumsatz beträgt: 5,1 Milliarden Euro.
Arla Foods: Eine europäische Molkereigenossenschaft im Besitz von rund 8.500 Landwirten aus sieben europäischen Ländern. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte in über 100 Ländern und legt nach eigenen Angaben Wert auf nachhaltige Milchwirtschaft. Der Jahresumsatz beträgt: 13,8 Milliarden Euro.

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