Bekommt das Milchwerk in Erfurt einen neuen Eigentümer?
Erneut steht die Milchwerke in Erfurt vor einem Eigentümerwechsel. Nämlich dann, wenn das DMK die Fusion mit der dänischen Arla vollzieht. Gut drei Dutzend Thüringer Milcherzeuger liefern an den Verarbeiter.
Ob und wie die angekündigte Absicht von Arla und DMK, zum größten Milchverarbeiter in Europa fusionieren zu wollen, den DMK-Standort in Erfurt nachhaltig betrifft, ist offen. Im DMK-Verbund gelten die Milchwerke Thüringen GmbH in Erfurt als starker Veredelungsstandort. Seit 2010 investierte das DMK gut 80 Mio. € in den mit weitem Abstand größten Milchverarbeiter im Freistaat.
Thüringer Milchwerke gehören seit 15 Jahren zum DMK
15 Jahre gehören die Milchwerke Thüringen GmbH mittlerweile zum DMK. Sie gingen 1993 aus der Westthüringer Milchwerk Erfurt GmbH und dem Osterland-Milchhof in Gera hervor. Bereits 1991 waren die Milchwerke Westfalen in die Erfurter Molkerei eingestiegen. 1995 endete nach über 60 Jahren die Veredlung am Milchhof in Gera. Über die Fusion der Milchwerke Westfalen mit der Westmilch Union zur Humana Milchunion im Jahr 1998 wurde das Erfurter Milchwerk im Zuge der Fusion von Humana und Nordmilch 2010 Teil des DMK.
Thüringer Milch geht größtenteils in andere Bundesländer
In Erfurt werden fast 130 Artikel, darunter etwa Joghurts, Desserts, Quark und H-Milch unter anderem der bekannten Marken Osterland und Milram von 280 Mitarbeitern gefertigt. Vor zwei Jahren wurde auch eine vegane Produktionsstrecke aufgebaut (Milram). Angeliefert werden derzeit noch 300 Mio. kg Rohmilch von gut 100 Erzeugern: Weniger als die Hälfte davon sind Thüringer. Die Mehrzahl der Lieferanten melken Kühe in Hessen und in Sachsen-Anhalt.
Der weitaus größte Teil der 780.000 t Rohmilch, die die rund 220 Thüringer Milchviehbetriebe 2024 tatsächlich anlieferten, ging und geht an Molkereien außerhalb des Freistaates, der bekanntermaßen eine geringe Molkereidichte aufweist (neben Erfurt: Altenburg/Lumpzig, Dittersdorf, Zeulenroda). Bis zu ihrer Insolvenz Ende 2021 zählte noch die Herzgut-Molkerei in Rudolstadt (70 Mio. kg Milch/Jahr) dazu.
Vor zehn Jahren gab es in Thüringen 30.000 Kühe mehr
Vor zehn Jahren lieferten Thüringer Milcherzeuger 990.000 t Milch an Molkereien ab – auch damals schon überwiegend außerhalb Thüringens: Da zählte man noch 350 Milcherzeuger und 110.000 Milchkühe, über 30.000 mehr als heute.
Aus Sicht des Präsidenten des Thüringer Bauernverbandes (TBV), Dr. Klaus Wagner, seien die Fusionsabsichten für die Thüringer Erzeuger und den spezialisierten DMK-Standort in Erfurt zunächst unproblematisch. Vielmehr böten sich mit bzw. unter Arla Chancen – allein schon unter dem Aspekt der Konzertation im LEH. Abzuwarten bliebe überdies, ob und eventuell unter welchen Auflagen das Kartellamt die Fusion genehmige.
Bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hieß es, dass in der Vergangenheit „neue Molkereiriesen ihre Monopolstellung“ weniger dafür genutzt hätten, um höhere Preise im Sinne ihrer Genossenschaftsmitglieder durchzusetzen. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) sprach von einer „Machtkonzentration“, die den Wettbewerb um Rohmilch weiter einschränke und die Abhängigkeit der Milchviehhalter von wenigen Großkonzernen verstärke.Hier Text eingeben.

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