ASP-Zaun: Schweinehalter sind besorgt
ASP rückt immer näher. Ein Wildzaun entlang der Oder soll infizierte Wildschweine am Grenzübertritt hindern. Doch Landwirt Hans-Christian Daniels zweifelt an der Wirksamkeit.
Von Heike Mildner (Text und Fotos)
Hans-Christian Daniels ist öfter mal auf dem Deich und sieht nach dem ASP-Zaun. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, ruft er Amtstierärztin Petra Senger in Beeskow an. Auch heute. Daniels ist entsetzt, als er die Wühlspuren sieht. Wir stehen auf dem Deich mit Blick nach Norden. Rechts fließt die Oder, ein paar vorgelagerte Inseln, dann die Eichen, unter denen kräftig gewühlt wurde. Links neben der Deichkrone erst der Zaun, deichabwärts schließen sich Radweg und ein Eichenwäldchen an. Die Wühlspuren finden sich nur auf der Ostseite des Zauns.
Zum einen heißt das, er tut offenbar trotz des recht instabil anmutenden Aggregatzustands seinen Zweck. Zum anderen heißt das, die Wildschweine, die wohlmöglich von polnischer Seite über die Oder gekommen sind, wühlen munter auf deutscher Seite und man kann nur hoffen, dass sie alle gesund sind. Würde dort ein Wildschwein tot liegenbleiben und positiv auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) getestet, stünden deutschen Schweinehaltern – nicht nur denen in Brandenburg – gewaltige Marktturbulenzen bevor, ist Daniels überzeugt.
Der Schweinezüchter, der mit seinem Sohn Kim-Ole drei Betriebe in Brandenburg bewirtschaftet und für 3.600 Sauen und 1.000 Mastplätze Verantwortung trägt, spricht nicht nur für sich. Er ist auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Schweinezucht (IGS) Brandenburg und Vorstandsvorsitzender des Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes Brandenburg und Berlin e. V.
Weniger als einen Meter hoch und fast stromlos
Er fasst an den Zaun: Strom ist nur leicht zu spüren. Der blaue ASP-Zaun ist 75 cm hoch, der orangefarbene 90 cm. An einer Stelle ist er ausgebeult, als wäre er schon heruntergetrampelt und wieder neu aufgestellt worden. Ein anderes Problem: Die Weidezaungeräte werden immer wieder gestohlen und müssen ersetzt werden, ist von den Kreisbauernverbänden Oder-Spree und Spree-Neiße zu erfahren.
Auch Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch ist mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Zwar wirke der Zaun, und die Wühlspuren könnten auch von „eingezäunten“ Wildscheinen von westlich der Oder stammen. Aber auch er favorisiert eine andere Lösung. „Ende Januar gab es in Warschau Gespräche auf Arbeitsebene“, so Nickisch, man habe sich auf die Einrichtung einer „weißen Zone“ verständigt, ähnlich wie es sie zwischen Belgien und Frankreich gebe.
Feste Zäune könnten vor ASP schützen
Begrenzt von festen Zäunen beiderseits der Oder würde diese Zone wildschweinfrei gehalten. Man warte auf grünes Licht vonseiten Polens politischer Ebene, so Nickisch. Die Hoffnung, dass östlich der Oder die ASP in absehbarer Zeit eingedämmt oder gar getilgt werde, sei nicht gegeben, so Nickisch. Bis es eine „weiße Zone“ gibt, müsse zwischen Oder und Wildzaun behutsam gejagt werden, um Durchbrüche von Schweinen zu verhindern. Dafür stehen in Brandenburg zwölf Schwarzwildfallen bereit.
Hans-Christian Daniels hofft auf grünes Licht aus Polen. Und er hofft, dass die Bundesregierung die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft, damit auf deutscher Seite mit dem Bau eines ASP-Zaunes begonnen werden kann. Daniels ist überzeugt: Erst wenn feste Zäune gebaut sind, wird sich die Situation für die Schweinehalter in Deutschland nachhaltig entspannen.